Aufrufe
vor 6 Jahren

RISIKO MANAGER 23.2015

  • Text
  • Banken
  • Informationen
  • Gleichung
  • Portfolio
  • Index
  • Anpassung
  • Risikomanagement
  • Regulierung
  • Scholtz
  • Unternehmen
RISIKO MANAGER ist die führende Fachzeitschrift für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen.

20 Ausgabe 23/2015 [

20 Ausgabe 23/2015 [ buchbesprechung ] Walter Krämer So lügt man mit Statistik Campus Verlag, Frankfurt am Main 2015, 205 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-593-50459-9. r Theodore Roosevelt, dem 26. Präsident der Vereinigten Staaten, wird die folgende Aussage zugeschrieben: „Ich stehe Statistiken etwas skeptisch gegenüber. Denn laut Statistik haben ein Millionär und ein armer Kerl jeder eine halbe Million.“ Und der britische Staatsmann Winston Churchill wird häufig mit der Aussage zitiert: „Ich glaube nur an Statistiken, die ich selbst gefälscht habe.“ Der britische Staatsmann und erfolgreiche Romanschriftsteller Benjamin Disraeli ging noch einen Schritt weiter und war davon überzeugt, dass es drei Arten von Lügen gibt: Lügen, infame Lügen und Statistiken. Doch die Ursachen für den schlechten Ruf der Statistik hängen häufig eher damit zusammen, dass Statistiken eine Illusion der Präzision vermitteln und in der Praxis nicht selten Piktogramme frisiert, Kurven geschönt und Mittelwerte manipuliert werden. Und nicht selten führen methodische Defizite bei der Interpretation sowie beim Erstellen von Statistiken zu kuriosen Praktiken in der Welt der Zahlen. Ein Beispiel gefällig? In der Praxis und in der Medienberichterstattung wird nicht selten über die Illusion der Präzision mithilfe der Statistik manipuliert. Nach Auskunft des amerikanischen Geheimdiensts lebten im Juli des Jahres 2000 in der Volksrepublik China 1.261.482 Menschen, davon 612.855.442 Männer und 648.977.040 Frauen (nachzulesen im CIA The World Factbook 2000). Jedem Laien wird sofort klar, dass in einem solchen Riesenreich selbst nach aufwendigen Volkszählungen die Einwohnerzahl nur bis auf eine Fehlerquote von höchstens +/- 0,5 Prozent angegeben werden kann. Doch vielziffrige Zahlen erzeugen eine Illusion der Präzision und schützen den Ersteller vor Kritik. Krämer räumt in seinem Buch mit weiteren Unsinnigkeiten auf: Risikomanager und auch Big-Data-Analysten tappen nicht selten in die Falle, dass sie den Unterschied zwischen Korrelationen und Kausalitäten nicht auf dem Radar haben und in der Konsequenz Informationen falsch interpretieren und die falschen Schlussfolgerungen ziehen. Denn eine hohe Korrelation zwischen zwei Variablen bedeutet nicht, dass die beiden Variablen kausal miteinander zusammenhängen. Der Klassiker: Zwischen der Storchenpopulation und der Geburtenrate kann statistisch eine hohe Korrelation berechnet werden. Grundsätzlich könnte es sich (theoretisch) bei der Beziehung der beiden Variablen um eine Ursache-Wirkungs-Beziehung handeln. Variable A kann Ursache von B sein, oder B kann Ursache von A sein. Möglich ist aber auch, dass keines von beidem Ursache von irgendwas ist. Stattdessen existiert möglicherweise eine dritte Variable, die A und B beeinflusst hat. Dies ist in dem konkreten Beispiel die Industrialisierung, die sowohl zu einem Absinken der Geburtenrate als auch zu einer verringerten Storchenpopulation geführt hat. Walter Krämer führt in seinem Buch weitere Beispiele auf. So schrieb etwa das Handelsblatt in einem Artikel: „Ein langes Studium zahlt sich in barer Münze aus. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt eine Studie über die Einstiegsgehälter von Berufsanfängern, für die die Deutsche Gesellschaft für Personalführung 44 Firmen befragt hat.“ Die Redakteure sind auch hier einem Trugschluss aufgesessen: Sie zogen den falschen Schluss von Korrelation auf Kausalität. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall: In aller Regel geht das Startgehalt mit steigender Semesterzahl zurück. Die in der Studie festgestellte positive Korrelation von Studiendauer und Gehalt liegt daran, dass alle Fächer in einen Topf geworfen wurden. In der untersuchten Gruppe lagen damit auch die Hochschulabsolventen mit langwierigen Studiendauern (beispielsweise Chemie oder Medizin), die aufgrund des hohen Studienanspruchs in der Regel auch mit hohen Einstiegsgehältern belohnt werden. Nach der Lektüre des Buchs werden Sie zukünftig kritischer Statistiken, Tortendiagramme, frisierte Piktogramme oder Balkendiagramme lesen. Und am Beispiel der amtlichen DDR-Statistik zeigt Walter Krämer auf, dass man auf Dauer seine Umwelt mit Statistik nicht betrügen kann. Daher endet das Buch mit einem Trost: „Falsche Zahlen sind meist leichter zu erkennen als falsche Wörter, und gegen unseren Willen kann uns niemand auf lange Sicht mit solchen Blendwerken für dumm verkaufen.“ Fazit: Risikomanagement ist ohne Statistik und Mathematik nicht denkbar. Daher sollte das Buch „So lügt man mit Statistik“ zur Pflichtlektüre eines jeden Risikomanagers gehören. Sie werden so zukünftig die Illusion der Präzision entlarven, nicht aus jeder Korrelation eine Kausalität ableiten und Stichproben korrekt auswählen. Und Risikomanager werden zukünftig Fragen anders stellen, denn frei nach Goethe muss man vernünftig fragen, um eine weise Antwort zu erhalten. RISIKO MANAGER Rating: Praxisbezug: rrrrr Inhalt:rrrrr Verständlichkeit: rrrrrGesamtwertung: rrrrr

firm Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung 23 . 2015 Liebe FIRM-Leser, die globale Risikolandkarte wird größer – von Wachstumsproblemen in vielen Teilen der Weltwirtschaft über Cyber- bis zu Compliance-Risiken. Das bestätigten namhafte Experten im Rahmen des RiskNET Summit, der Mitte Oktober in Ismaning tagte (vgl. Bildstrecke in dieser Ausgabe). Und auch in der aktuellen FIRM-Ausgabe spiegeln sich viele dieser Risikofelder wider. Wir haben Wolfgang Hartmann zu den bestehenden Risiken im Finanzumfeld befragt. Der Tenor: Es gibt noch viel zu tun in Sachen Regularien, Markbereinigung und einem proaktiven Risikomanagement. Zudem müssen Banken die zunehmende Cyberkriminalität auf dem Radar haben und ihre Compliance-Strategien überdenken. Tun sie es, haben sie gute Chancen, die turbulenten Zeiten zu überstehen. Tun sie es nicht, werden sie vom Markt verschwinden, wie einst die „Dinosaurier“ von der Erde. Noch nicht zu Ende ist der Erfolgsweg von FIRM. Vieles wurde in den letzten Jahren erreicht. Doch damit gibt sich FIRM nicht zufrieden. Im Gegenteil: neue Kooperationen, ein neuer Forschungspreis (vgl. http://forschungspreis.firm.fm) für die beste Promotion aus dem deutschsprachigen Raum zu einem Thema des Risikomanagements in der Finanzindustrie und eine eigene Alumni-Organisation sollen folgen. Insgesamt ist Wolfgang Hartmann guter Dinge, noch einiges auf den Weg zu bringen. Ganz im Sinne der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis beim Risikomanagement in der Finanzindustrie. Apropos: Um die internationale wissenschaftliche Diskussion über Forschungsergebnisse im Bereich Risikomanagement und Regulierung zu befruchten, will das Institut für Risikomanagement und Regulierung Forschungsarbeiten auf hohem Qualitätsniveau vorantreiben, deren Resultate in weltweit angesehenen Top-Journals veröffentlicht werden. Das FIRM begrüßt dabei die Bildung und Nutzung nationaler und internationaler Netzwerke von Wissenschaftlern und möchte die Stellung des Wissenschaftsstandorts Deutschland in diesen Netzen ausbauen. Eine mehrwertstiftende Lektüre wünscht Ihnen INHALT 21 EDITORIAL 22 INTERVIEW 25 WISSENSCHAFT 26 REGULIERUNGSTRENDS 27 FIRM-NEWS UND TERMINE HERAUSGEBER Gesellschaft für Risikomanagement und Regulierung e.V. MAIN TRIANGEL Zum Laurenburger Hof 76 D 60594 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 94 41 80 97 Telefax: +49 69 94 41 80 19 Internet: www.firm.fm E-Mail: info@firm.fm Redaktion: Frank Romeike (V.i.S.d.P.), Wolfgang Hartmann, Andreas Eicher E-Mail: redaktion@firm.fm Erscheinungsweise: 8 x im Jahr als Einhefter in der Zeitschrift RISIKO MANAGER Frank Romeike, Mitglied des Vorstand sowie FIRM-Redaktion

RISIKO MANAGER

 

Copyright Risiko Manager © 2004-2017. All Rights Reserved.