Aufrufe
vor 6 Jahren

RISIKO MANAGER 13.2015

  • Text
  • Unternehmen
  • Risiken
  • Banken
  • Risikomanagement
  • Risiko
  • Deutsche
  • Regulierung
  • Mitglied
  • Studie
  • Deutschen
RISIKO MANAGER ist die führende Fachzeitschrift für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen.

6 Ausgabe 13/2015

6 Ausgabe 13/2015 Treasurer erwarten auch 2016 niedrige Zinsen Die Mehrheit der Unternehmens-Treasurer in Deutschland erwartet noch ein längeres Anhalten der Niedrigzinsphase. 36 Prozent rechnen damit, dass der Drei-Monats-Euribor auch Ende 2016, also in eineinhalb Jahren, im negativen Bereich liegen wird. Weitere 31 Prozent erwarten einen Zins im Bereich von null Prozent. Lediglich 24 Prozent gehen davon aus, dass der Zinssatz auf bis zu 0,5 Prozent steigen könnte. Höhere Notierungen als 0,5 Prozent erwarten nur neun Prozent der Befragten. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer Umfrage von Schwabe, Ley und Greiner, an der 101 Unternehmens-Treasurer teilnahmen. „Unsere Umfrage zeigt, dass die Finanzverantwortlichen in den Unternehmen keine Trendwende bei den Zinsen erwarten. Nullzinsen werden uns wohl noch lange Zeit beschäftigen. Dafür spricht auch der Aufschwung an den Aktienmärkten“, so Jochen Schwabe, Partner von Schwabe, Ley und Greiner und Mitgründer des Finanzsymposiums. Um den Grundton der Befindlichkeit auszuloten, wurde auch gefragt, ob Unternehmens-Treasurer aktuell ihr Geld in einen europäischen Aktienindexfonds anlegen würden. Trotz der bereits erfolgten Kursrallye ist die Zahl der Aktien-Pessimisten noch immer eher gering (sogar ungeachtet der Tatsache, dass die Umfrage am Vorabend des drohenden Grexits stattfand). Lediglich 19 Prozent geben an, dass sie ihren Anteil an Ersparnissen in einem europäischen Aktienindexfonds derzeit eher verkaufen würden. 21 Prozent würden den Aktienanteil eher erhöhen und 52 Prozent den Anteil gleich lassen. Acht Prozent hatten dazu keine Meinung. Deutlich optimistischer sind die Unternehmens-Treasurer in Bezug auf die Entwicklung der europäischen Wirtschaft: 47 Prozent gehen davon aus, dass es Europa 2016 wirtschaftlich besser gehen wird als heute. Lediglich 21 Prozent erwarten, dass sich die Lage der europäischen Wirtschaft im nächsten Jahr verschlechtern wird. 32 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Die Treasurer wurden darüber hinaus gefragt, welche Entwicklung des Euro zum US-Dollar sie bis Ende 2016 erwarten. 43 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der ¤ in eineinhalb Jahren 1,00 US-$ kostet oder sogar darunter liegen wird. 36 Prozent erwarten ihn in einem Bereich von 1,10 US-$. 21 Prozent rechnen mit einem Kurs von 1,20 Euro bzw. darüber. Die jüngste Euro-Schwäche sowie die Turbulenzen am Devisenmarkt beim Schweizer Franken und dem russischen Rubel haben für international tätige Firmen große Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn. Interessant ist daher auch die Frage, wie die Unternehmen ihre Währungsrisiken ermitteln: 19 Prozent der Befragten geben an, dass sie keine Währungsrisiken haben. 31 Prozent ermitteln zumindest die Höhe der jeweiligen Ein- und Ausgänge in Fremdwährung. 27 Prozent simulieren immerhin auch die Auswirkungen von Kursveränderungen dieser Währungspositionen. Nur 17 Prozent berücksichtigen auch Korrelationen zwischen den verschiedenen Währungen. „Unsere Umfrage zeigt, dass auch eine ganze Reihe größerer Konzerne bei der Ermittlung von Währungsrisiken noch Nachholbedarf hat. Die Unternehmen müssten sich besser vorbereiten und die Auswirkungen von Währungsrisiken frühzeitig simulieren“, erklärt SLG- Partner Schwabe. Weitere Informationen sind auf der Website von Schwabe, Ley & Greiner (www.slg.co.at) verfügbar. Arbeitskräftemangel gefährdet Wachstum Der demografische Wandel wird zu einem großen Problem für den deutschen Arbeitsmarkt, denn Fachkräftemangel bremst das Wirtschaftswachstum. Diese Entwicklung wird sich bis 2030 noch verschärfen. In Deutschland könnten so in den kommenden 15 Jahren 5,8 bis 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Dies geht aus der neuen Studie „Die halbierte Generation“ von The Boston Consulting Group (BCG) hervor. Die aktuelle Untersuchung ist eine Vertiefung und Weiterentwicklung der BCG-Studie „The Global Workforce Crisis. Trillion at Risk“ aus dem Jahr 2014. „Von dieser Arbeitskräftelücke sind alle Bundesländer betroffen. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, steht das deutsche Wirtschaftswachstum auf dem Spiel und letztlich auch unser Wohlstand“, sagt Rainer Strack, BCG-Senior-Partner und Autor der Studie. Den Berechnungen zufolge könnten Deutschland aufgrund dieser Lücke in 2030 rund 410 bis 550 Mrd. ¤ an Wirtschaftsleistung entgehen. In der Studie werden vier verschiedene Szenarien simuliert, wie sich Arbeitskräfteangebot und -bedarf bis 2030 entwickeln könnten, um aus dieser Differenz die Arbeitskräftelücke zu berechnen. Eines der vier Szenarien ist das sogenannte Basisszenario, dem eine optimistische Bevölkerungsentwicklung zugrunde liegt, da eine hohe Nettomigration und eine steigende Erwerbsquote voraussetzt wird. In diesem Basisszenario ergibt sich in Deutschland eine Arbeitskräftelücke von 6,1 Millionen Arbeitnehmern im Jahr 2030. In den Bundesländern werden die Lücken unterschiedlich groß sein: Während Bayern das nach absoluten Zahlen höchste Arbeitskräftedefizit von rund 1,2 Millionen verzeichnen könnte, sieht sich Thüringen mit der größten relativen Lücke von minus 28 Prozent konfrontiert. „Vor allem in den neuen Bundesländern wird der Mangel zum großen Problem werden“, sagt Rainer Strack voraus. „Den Verlust von bis zu einem Fünftel der Arbeitskräfte werden diese Regionen kaum verkraften, ohne in ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erheblichen Schaden zu nehmen. Bleiben Gegenmaßnahmen aus, sind eine weitere Verödung ländlicher Gebiete, die Abwanderung von Betrieben und das Schrumpfen lokaler Märkte absehbar.“ Das Wachstum der gesamten Wirtschaftsleistung in Deutschland – gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – würde im Verhältnis zu Vergangenheitswerten folglich drastisch zurückgehen: von durchschnittlich 1,3 auf 0,5 Prozent pro Jahr. Der Handlungsdruck für die Beteiligten in Politik und Wirtschaft, diese Auswirkungen abzumildern, ist daher hoch. Weitere Informationen sowie die vollständige Studie sind auf der BCG Website (www.bcg.de) in der Rubrik /Media Center /Pressemitteilungen verfügbar.

7 Fortsetzung von Seite 1 Wer erinnert sich nicht an den filmreifen Bankraub, bei dem die Täter im Jahr 2013 einen rund 30 Meter langen Tunnel zu einer Bankfiliale in Berlin gruben und die Schließfächer plünderten. Harte Arbeit, Ideenreichtum und vor allem viel Zeit und Know-how waren dafür notwendig. Und am Ende wurden die scheinbaren Meisterdiebe doch geschnappt. Im Grunde ein Old-School-Bankraub, bei dem professionelle und modern aufgestellte Cyber- Räuberbanden wohl den Kopf schütteln. Diese mühen sich nicht im Dreck ab, gehen in der Regel kein persönliches Risiko ein und bleiben meist unerkannt. Die Rede ist von Cyber-Kriminellen und Black- Hat-Hackern, die im großen Stil Banken und Kunden bestehlen – unauffällig und leise, weltweit agierend. Und die Banken? Die haben nicht selten das Nachsehen in einer allumfassenden digitalen Finanzwelt. t Abb. 01 zeigt, dass nach der Industrie das Finanz- und Versicherungswesen mit 60 Prozent ein besonders interessantes Ziel für für Cyber-Kriminelle ist. Digitalisierung oder die Geister, die ich rief Der weißrussische Publizist Evgeny Morozov sprach jüngst in dem FAZ-Artikel „Unser Leben wird umgekrempelt“ von einem Beben, das als eine „überwiegend positive Entwicklung begrüßt“ wird. Die Rede ist von einer alles umfassenden digitalen und vernetzen Welt, die immer technologiezentrierter und von einer unheilvollen „Innovationsgläubigkeit“ getragen wird. Was passiert? Auf allen Kanälen wird die Digitalisierung propagiert und als eine Art „Heilsbringer“ für alles und jedes dargestellt. Zunächst freuen sich darüber Unternehmen, die in alle Bereiche des beruflichen und privaten Lebens vordringen können und mit einer permanenten Netzverbundenheit neue Absatzwege suchen oder längst gefunden haben. Bereits heute gibt es Kühlschränke, die eigenständig Milch, Käse und Butter nachbestellen, sobald der RFID-Chip ein entsprechendes Signal sendet. Im Internet der Dinge werden Objekte intelligent mit dem Ziel, die virtuelle mit der realen Welt zu vereinen. Im Internet der Dinge werden immer mehr Produkte und Geräte mit Sensoren und Funkchips ausgestattet, damit sie dann selbstständig kommunizieren Industrie und Finanzwesen am stärksten von Cyber-Risiken betroffen können. Auch Google ist vorne mit dabei und entwickelt gerade unter dem Codenamen Brillo ein kompaktes Betriebssystem für das Internet der Dinge. So kann das System auch auf Geräten laufen, die beispielsweise über kein Display verfügen oder über eine nur äußerst limitierte Leistung verfügen. Die Risiken, die mit diesen Entwicklungen im Bereich der digitalen Welt einhergehen, werden von Unternehmen nicht selten entweder unter den Teppich gekehrt oder schlicht und einfach als solche nicht erkannt. Zu verlockend sind die Vorteile des „Immer online, immer vernetzt“, nicht nur bei der Generation Y. Die digitalen Natives sind ständig vernetzt und ständig auf dem Laufenden. Kritiker der Dauerkonnektivität werden als rückständig, reaktionär oder technologiefeindlich bezeichnet. Morozov beschreibt es so: „Sich den technologischen Innovationen zu widersetzen heißt gemäß dieser Logik, die Ideale der Aufklärung zu verraten.“ Möglicherweise hängt diese Risikoblindheit vor allem damit zusammen, dass die digitale Revolution unser Leben von Grund auf verändert. Das Radio benötigte 38 Jahre, um weltweit 50 Millionen Menschen zu erreichen. Der iPod brauchte dafür nur noch vier Jahre und Twitter erreichte innerhalb von nur neun Monaten mehr als 50 Millionen Nutzer. In der Geschichte der Menschheit gab es nie zuvor einen so dramatischen technologischen Umbruch, der in einem so unglaublichen Tempo unser ganzen Leben durchdringt und komplette Geschäftsmodelle auf den Kopf stellt. t Abb. 01 Quelle: BITKOM 2015. Übertragen auf das Bankenumfeld erleben wir seit vielen Jahren eine digitale Einheitssprache, die viel verspricht – inklusive eines vermeintlich technischen Fortschritts in allen Bereichen des modernen Bankgeschäfts. Im Klartext: Vom Online-Banking über den automatisierten Wertpapierhandel bis zu modernen Bezahlsystemen deutet alles darauf hin: „Banking is necessary, banks are not“. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nennt in diesem Zusammenhang „Anbieter von Zahlungskonten für Händler und Kunden (zum Beispiel Paypal), Kreditkartenlösungen (zum Beispiel 3D-Secure), lastschriften-basierte Lösungen (zum Beispiel Bezahlen bei Amazon), die Weiterleitung des Kunden zu einer Bankwebseite (zum Beispiel giropay, iDeal), aber auch die Entgegennahme von PIN und TAN des Kunden für das Online-Banking und die Weiterleitung des Zahlungsauftrags zu dessen kontoführendem ZDL (zum Beispiel Sofortüberweisung). Die Liste ist lang und die Vorteile der jeweiligen Lösung versprechen bunte Werbebotschaften. Es wird suggeriert, dass der Kunde seine Bankdaten immer und überall erreichen kann, Handel betreibt, wo auch immer er sich auf dieser Welt aufhält. Vielfältige Spielwiese für digitale Bankräuber Apropos Sicherheit. Im Grunde steigt die Anfälligkeit der Systeme aufgrund einer allumfassenden Digitalisierung im Privat-

RISIKO MANAGER

 

Copyright Risiko Manager © 2004-2017. All Rights Reserved.