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RISIKO MANAGER 12.2015

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16 Ausgabe 12/2015 setzt

16 Ausgabe 12/2015 setzt sich ein fehlbewerteter Einstandszins zunächst durch mehrere Banksteuerungssysteme fort und kann Fehlsteuerungsimpulse und ertragsbeeinträchtigende Entscheidungen verursachen (t Abb. 03). Die Informationssysteme der Banksteuerung sind bei diesem Verfahren damit immer noch deutlich verzerrt bzw. die Integration mit entsprechender Komplexität verbunden. Beispielsweise stehen durch einen fehlbewerteten Einstandszins weiterhin keine adäquaten Informationen über die Ertragskraft eines Produkts für die Konditionierung oder für die Profitcentersteuerung zur Verfügung. Allgemein ist die korrekte Ableitung eines Bewertungszinses variabler Produkte in der periodischen Ergebnisrechnung jedoch von zentraler Bedeutung für zahlreiche Erfolgsverrechnungssysteme der Banken. t Abb. 03 veranschaulicht, welche Konsequenzen ein fehlbewerteter Einstandszins für die Banksteuerung haben kann, indem er sich sukzessiv in Steuerungs- und Controllingsystemen fortsetzen würde. Replikationsportfolien Datenfluss Dynamische Replikation Eine alternative Möglichkeit zur Integration von Bestandsänderungen in die Bewertung variabler Produkte ist die Dynamische Replikation: Die Ableitung des Bewertungszinses bei Bestandsveränderungen erfolgt mithilfe einer direkten, intuitiven Methode: Tritt eine Bestandsveränderung auf, werden die zugehörigen neuen Tranchen mit aktuell disponierbaren Zinsen bewertet. So ergibt sich für den gesamten Produktbestand ein realisierbarer Einstandszins, der die Grundlage eines korrekten Margenausweises bildet (vgl. Schema t Abb. 01). Durch die direkte Ableitung von Bewertungszinsen entfallen für nachgelagerte Erfolgsverrechnungsebenen die verzerrenden Effekte und die Notwendigkeit zur Korrektur durch AZ. Analog der Bewertung von Festzinsgeschäften wird der aktuelle Zins einstand einer Bestandsveränderung für die Kalkulation herangezogen. Der Ansatz entspricht damit einer strikt periodenorientierten Umsetzung der Marktzinsmethode für variable Produkte, sodass die Kalkulation aller Kundengeschäfte einer Bank homogen und konsistent erfolgt. Dieses Bewertungsmodell ist in Sparkassen und Banken des genossenschaftlichen Finanzverbunds noch kein Marktstandard. Dies liegt unter anderem daran, dass der potenzielle Handlungsdruck durch ausgeprägte Bestandsumschichtungen der Kundeneinlagen erst als Auswirkung der Finanzmarktkrise vor kurzem entstanden ist. Insbesondere ist hervorzuheben, dass die Umsetzung der grundsätzlichen Berechnungsweise zunächst einfach erscheint, die Komplexität sich jedoch im Umgang mit zahlreichen Sondereffekten ergibt, die korrekt im Kalkulationsmodell verrechnet werden müssen. In diesem Kontext wird bis heute auch immer die notwendige Datenhaltung als Herausforderung für eine umfassende Implementierung angesehen. Praxisbeispiel Umsetzung Um die Vorteile der Dynamischen Replikation für eine periodenorientierte Erfolgsrechnung nicht allein theoretisch zu motivieren, sollen im Folgenden die Ergebnisauswirkungen am Beispiel eines Umsetzungsprojekts einer Sparkasse gezeigt werden. Für die Umsetzungs- und Integrationsprüfung wurde zunächst ein technischer Prototyp entwickelt, um die Materialität einer Bewertungsumstellung ableiten zu können. Insbesondere dienten dessen Ergebnisse zur Einschätzung potenzieller Ergebnisverschiebungen innerhalb der Banksteuerungssysteme. Hierbei ist vor allem die konsequente, kommunikative Einbindung aller betroffenen Verantwortlichen hervorzuheben, um die weitreichende Veränderung der Ergebnisdarstellung und -zuweisung beschließen und realisieren zu können. Aus dieser konzeptionellen Testphase konnte zudem das Anforderungsprofil an eine ordnungsgemäße DV-Umsetzung abgeleitet werden: Neben den oben dargestellten einfachen Basisverarbeitungsschritten ergibt sich die Komplexität einer Systemabbildung aus der Abbildung möglicher Sonderereignisse (hier sind insbesondere die adäquate Bewertung bei Neuausrichtung von Mischungsverhältnissen, potenzielle Produktneueinführungen, die bewertungsneutrale Verschiebung von Produktbeständen zwischen Profit-Centern oder die Sicherstellung der Ergebnisplanung zu nennen). Basis für die Entwicklung der abschließenden DV-Umsetzung sind die in t Abb. 04 dargestellten Schnittstellen und Datenflüsse. Anhand des Beispiels der t Abb. 01 wird die Herausforderung bei der technischen Umsetzung deutlich. Bei einer Mischung von Gleitzinsen sind ausgehend t Abb. 04 Eingangsdaten Verarbeitung der Rohdaten im Rechenkern Integration der Ergebnisse in die Banksteuerungssysteme Bestands- und Zinsdaten Mischungsverhältnisse Sockel- / Pufferbestände Datenbank Rechenkern Datenbank Dynamische Replikation Kalkulation Konditionen Geschäftsnachkalkulation Zielerreichung Produktbewertungszinsen im Datawarehouse Erfolgsrechnung Kundenkalkulation Profit-Center Geschäftsfeldrechnung Zinsergebnisspaltung Planung GuV-Planung Unterjährige Prognose Zielportfoliostruktur Planziele

17 Ergebnisse der Replikationsportfolien t Abb. 05 1) Entwicklung der Produkt-Bewertungszinsen 2) Überleitung in Konditionsbeiträge inkl. AZ Bestandsentwicklung Konditionsbeitrag (Basis: Dyn.Replikation) Bewertungszins (verzerrt, nicht realisierbar) Dynamischer Replikationszins Konditionsbeitrag (Basis: verzerrter Bewertungszins inkl. AZ) vom Zeitpunkt der Bestandsveränderung zahlreiche Teilergebnisse zur Entwicklung der rollierenden Anlagestruktur und ihrer realisierbaren Zinsen zu speichern und in den nachfolgenden Monaten inkl. potenzieller Sonderereignisse automatisiert zu verarbeiten. Durch Festlegung eines geeigneten Datenmodells sind die zu generierenden Datenmengen jedoch vergleichsweise einfach in Datenbanksystemen abzubilden. Neben der Programmierung der Verarbeitungsroutinen ist zudem eine sinnvolle Integration in die Steuerungssysteme einer Bank zu etablieren: Der neu aufgebaute Replikationszins eines variablen Produkts sollte in den dispositiven Steuerungssystemen als Bewertungszins des Produkts erfasst werden. Dieses Vorgehen bietet den Vorteil, dass aufeinander aufbauende Controlling-Systeme, deren gemeinsame Grundlage der Produktbewertungszins ist, konsistent ineinander überführt werden können: Ausgehend von der Produktkonditionierung, über die (Einzel) Kundenkalkulation bis zur abschließenden Zinsergebnisspaltung auf Gesamtbank ebene sind alle Ergebnisstufen auf dieselbe Bewertungsgrundlage der Dynamischen Replikation zurückzuführen. Die Vertriebssteuerung mit einer Messung der Zielerreichung und Vorgabe von Planzielen muss genauso wie die Kurz- und Mittelfristplanung nun auf Basis dieses neuen Bewertungsmodells erfolgen. Ergebnisse Im Folgenden werden die Bewertungsvorteile der Dynamischen Replikation anhand aktueller Daten zu Bestandsentwicklungen variabler Produkte aufgezeigt. Hierzu werden die von der Deutschen Bundesbank veröffentlichten aggregierten Sichteinlagenbestände aller deutschen Sparkassen zur Darstellung beispielsweise einer Girokonto-Bestandsentwicklung genutzt sowie ein Mischungsverhältnis von 50 Prozent „gleitend sechs Monate“ und 50 Prozent „gleitend zehn Jahre“ (vgl. Ruprecht et al. 2015; alle getroffenen Aussagen gelten auch für deutlich kürzere bzw. längere Mischungsverhältnisse). Die Ergebnisse der Replikationsportfolien zeigen, dass die Vorteile dieses Bewertungsmodells deutlich überwiegen. t Abb. 05 [(1) Entwicklung] verdeutlicht, dass der Bewertungszins der Dynamischen Replikation kontinuierlich unterhalb des (nicht realisierbaren) Bewertungszinses verläuft (im Beispiel ein Prozent). Im aktuellen Marktumfeld spiegelt dies den Aufbau neuer Volumina in einem deutlich sinkenden IST-Zinsniveau wider. Für die Produktkonditionierung zeigen sich so die tatsächlich disponierbaren Bewertungszinsen des Instituts. Per Ende 2014 liegt der verzerrte, zu hohe Bewertungszins ca. 20 Prozent über dem realisierbaren Replikationszins, sodass insbesondere für margenenge Produkte nur die Dynamische Replikation die Ertragskraft des Kundengeschäfts richtig wiedergeben kann. Potenzielle Fehlkonditionierungen aufgrund zu hoch ausgewiesener Bewertungszinsen sind in diesem Zusammenhang ausgeschlossen. Aufgrund des zeitlichen Gleichlaufs zu den klassischen Bewertungszinsen wird ebenfalls eine weitgehend gleichartige, zinsänderungsneutrale Preisfestlegung ermöglicht. In der Erfolgsverrechnung einzelner Profit-Center wie Geschäftsfelder, Bereiche bis hin zu Geschäftsstellen sind dagegen nicht direkt die Bewertungszinsen der Produkte, sondern vielmehr die aus ihnen abgeleiteten Konditionsbeiträge bzw. Margen in ¤ relevant. Im einfachen Fall ergeben sich diese als „Produktbestand des Profit-Centers (Bewertungszins – Kundenkondition)“. In die Konditionsbeitragsermittlung werden die barwertigen AZ, die den Profitcentern belastet würden, integriert, um zu demonstrieren, welchen verzerrenden Effekt diese auf die Ertragsmessung haben. In t Abb. 05 [(2) Überleitung] werden ausgewiesene Konditionsbeiträge nach Verrechnung barwertiger AZ mit denen aus der Ableitung aus der Dynamischen Replikation verglichen: Die Verrechnung barwertiger AZ zeigt das Grundproblem stark schwankender, kalkulatorischer Ergebnisbeiträge. Hieran wird deutlich, dass bei Verrechnung barwertiger AZ die Ertragsbeurteilung einzelner Produkte nicht mehr auf Basis von

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