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RISIKO MANAGER 12.2015

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14 Ausgabe 12/2015 und

14 Ausgabe 12/2015 und so ein möglichst konstanter, zinsänderungsrisikofreier Konditionsbeitrag generiert werden kann. Das modellierte Cashflow-Profil wird dann in der Zinsbuchsteuerung zur Disposition so genutzt, dass die intern gewünschte bzw. aufsichtsrechtlich einzuhaltende Zinsposition erreicht wird. Cashflow-Modellierung Ein in der Praxis verbreiteter Standard zur Cashflow-Modellierung und Darstellung der benötigten Anlageopportunität ist die Methode der gleitenden Durchschnitte, bei der der Bestand variabler Einlagen in Quasifestzinstranchen zerlegt wird. Durch rollierende Wiederanlage entsteht ein Gleitzins bzw. eine Mischung aus Gleitzinsen unterschiedlicher Laufzeiten, die immer auch aus Tranchen historischer, nicht mehr am Markt gültiger Zinssätze besteht. Dieser Gleitzins wird als Bewertungszins des variablen Produkts genutzt und dient für dessen Profitabilitätsbewertung. t Abb. 01 [(1) Altbestand] zeigt schematisch das Bewertungsprinzip anhand der (einfachen) „100 Prozent Gleitend Drei-Monate“-Bewertung: Hier wurde der Bestand in drei Festzinstranchen unterteilt, die rollierend jeweils für drei Monate im Zinsbuch der Bank disponiert worden sind und so im Beispiel in t=0 einen Bewertungszins von einem Prozent erzeugen. Der Konditionsbeitrag des Produkts zur Ertragsmessung in der aktuellen Periode ergibt sich anschließend als Differenz von Bewertungszins und Kundenkondition. Um die rollierende Tranchenstruktur initial aufzubauen, wird im Grundmodell zunächst von konstanten Produktbeständen ausgegangen. Um auftretende Bestandsänderungen im Zeitverlauf abbilden zu können, haben sich mehrere Modellvarianten gebildet – ihre gemeinsame Grundlage ist, dass für das neue Volumen dasselbe ausstehende Cashflow-Profil wie für den Altbestand unterstellt wird (t Abb. 01 [(2) Bestandsänderung]: Das Gesamtvolumen wird also immer so disponiert, dass im Beispiel drei Tranchen mit Restlaufzeiten zwischen einem und drei Monaten zukünftig fällig werden). Der realisierbare Bewertungszins dieser Dispositionsstruktur basiert auf dem Zeitpunkt einer Bestandsänderung: Während der Altbestand in der rollierenden Tranchenstruktur bereits einen Bewertungszins von einem Prozent erzeugt, erfolgt der Tranchenaufbau der Bestandsänderung zum aktuellen Marktzinsniveau und auf Basis der Disposition im Laufzeitbereich von ein bis drei Monaten. Die Bestandsänderung realisiert damit einen Bewertungszins (im Bsp. 0,2 Prozent), der nicht mehr dem des Altbestands entspricht. Modellvarianten Im heutigen Marktumfeld deutlicher Bestandsveränderungen stellt sich die Kernfrage, wie das Bewertungsmodell diese notwendigen „Korrekturen“ verarbeitet, um weiterhin adäquate Informationen über die Profitabilität variabler Produkte generieren zu können. Die in der Praxis etablierten Modellvarianten „Verrechnung von Ausgleichszahlungen“ bzw. die Methode der „Dynamischen Replikation“ unterscheiden sich dabei in der Berechnung des realisierbaren Bewertungszinses – die Disposition und damit die Cashflow-Darstellung sowie die generelle Ableitung eines Mischungsverhältnisses erfolgt in den Modellvarianten auf identische Weise. Disposition und Bewertung variabler Einlagen Transferpreise/Ausgleichszahlungen Um die Auswirkungen von Fehlbewertungen durch Bestandsveränderungen zu korrigieren, können anhand eines separaten Transferpreissystems sogenannte Ausgleichszahlungen (AZ) verrechnet werden. Bei dieser indirekten Methode werden Bestandsänderungen zunächst ignoriert und der Bewertungszins des Gesamtbestands immer gemäß dem Fall „Altbestand“ ermittelt (t Abb. 01 [(1) Altbestand]). Die auftretende Fehlbewertung und der Ausweis nicht zu realisierender Konditionsbeiträge werden im Nachhinein durch Verrechnung von AZ zwischen Vertrieb und Treasury kompensiert. Dies erfolgt (zunächst) barwertig (Barwert aller heutigen und zukünftigen Fehlbewertungen des Bewertungszinses) mit der Intention, die Ertragsdarstellung der Produkte auf das marktgerechte Niveau zu korrigieren. Aufgrund der aktuellen Volumenzunahmen und des deutlichen Zinsverfalls können sich die vom Grundprinzip sinnvollen barwertigen AZ jedoch über ein akzeptables Maß hinaus materialisieren und zu deutlichen Verzerrungen und Schwankungen in Interaktionen Disposition und Bewertung (1) Altbestand (2) Bestandsänderung Disposition Kalkulation Das ausstehende Cashflow-Profil ( ) ist in der Zinsbuchsteuerung für Alt- und Neubestand identisch (in t=0 sind immer Tranchen mit Restlaufzeiten 1, 2, 3 ausstehend) Zins_3M Zins_3M Zins_3M t= -2 -1 0 1 2 … realisierbarer Zins: Zins_1M Zins_2M Zins_3M 1% 0,2% t= 0 1 2 … Ziel ist die Ableitung eines Bewertungszinses für den Gesamtbestand. Es sind grundsätzlich zwei Verfahren möglich: Bewertung des Gesamtbestands mit einem Prozent (Das geschieht bei Nutzung von Ausgleichszahlungen; es tritt eine Fehlbewertung auf, da ein Prozent nicht für den Gesamtbestand realisierbar ist). Die Bewertung des Altbestands mit einem Prozent und des Neubestands mit 0,2 Prozent ergibt einen gewichteten Gesamt- Produktbewertungszins. Dieser kann durch das Produkt realisiert werden. Grundprinzip der Dynamischen Replikation. Notes: Darstellung Wirkungszusammenhänge Disposition und Kalkulation (Mischungsverhältnis im Bsp.100 Prozent, gleitend drei Monate) t Abb. 01

15 Barwertige AZ in periodischen Erfolgsverrechungssystemen t Abb. 02 Wirkung barwertiger Ausgleichszahlungen (AZ) auf Profitabilitätsbewertung 500 hist. Bewertungszins 450 Bestandsentwicklung 5 4,5 0,54 (2) Konditionsbeiträge auf Basis des verzerrten, zu hohen hist. Bewertungszinses 400 4 0,44 350 300 3,5 3 0,34 (3) Barwertige AZ zur Korrektur der Konditionsbeiträge Mrd.EUR 250 2,5 % Mrd.EUR 0,24 200 2 0,14 150 IST-Zinsniveau 1,5 0,04 100 1 50 (1) Fehlbewertung bei Bestandsänderung 0,5 -0,06 0 0 -0,16 Notes: Daten gemäß Deutscher Bundesbank und eigene Berechnungen. Angenommenes Mischungsverhältnis: 50 Prozent, gleitend sechs Monate und 50 Prozent, gleitend zehn Jahre. Bestandsentwicklung: aggregierte Sichteinlagen aller Sparkassen. einer periodischen Ergebnisdarstellung führen: t Abb. 02 verdeutlicht die aktuelle Situation bei Anwendung barwertiger AZ. Ausgehend vom aktuellen Bestandswachstum in Sichteinlagen und dem historischen niedrigen Zinsniveau wird im linken Panel der Abbildung das Ausmaß der Bewertungszinsverzerrung skizziert (t Abb. 02, linkes Panel [(1) Fehlbewertung]). Im Beispiel werden der Bewertungszinsverlauf eines hypothetischen Mischungsverhältnisses gemäß Ruprecht et al. (2015) sowie veröffentlichte Kundenzinsen genutzt, um monatlich (kalkulatorische) Konditionsbeiträge zu berechnen, die die Profitabilität des Produkts zeigen (t Abb. 02, rechtes Panel [(2) Konditionsbeiträge]). Das rechte Panel zeigt darüber hinaus die abgeleiteten AZ, die für die Bestandsschwankungen verrechnet werden müssten: Ihr Barwerteffekt ist durch einen sehr volatilen Verlauf gekennzeichnet; insbesondere seit dem Jahr 2009 zeigen die AZ solche Niveaus, dass ein großer Anteil der kalkulatorischen Konditionsbeiträge korrigiert werden müsste. Die Volatilität der AZ würde zu einer nicht sachgerechten bzw. steuerbaren Ergebnisdarstellung führen. Obwohl in der Praxis häufiger angewandt, scheint die Integration barwertiger AZ in periodisch orientierte Erfolgsverrechnungssysteme nicht sinnvoll möglich zu sein (auch bei Nutzung einer aus Risikogesichtspunkten sinnvollen und nötigen Geldmarktpuffer-/Sockeldisposition treten vergleichbare verzerrende Effekte bei Anpassung von Sockelbeständen auf). Die Wirkung barwertiger AZ begrenzt sich daher in der periodischen Sicht auf eine Indikatorfunktion für Fehlentwicklungen. Wirkung der Bewertungszinsen in der Banksteuerung Die nun naheliegende und grundsätzlich mögliche Variante ist die Glättung der Korrekturpositionen durch Periodisierung der AZ. Diese führt jedoch ebenfalls zu Konsistenzbrüchen: Periodische AZ sollen für die Zinsergebnisspaltung auf Gesamtbankebene und damit erst auf einer hohen Aggregationsstufe in die Erfolgsverrechnungssysteme einbezogen werden. So Periodische Barwertige Ergebnissicht Ergebnissicht Banksteuerungsebenen AZ AZ Dynamische AZ barwertig periodisch Replikation barwertig Bewertungszinsen (-) (-) (-) Konditionsbeiträge / Margen ( - ) ( - ) ( - ) (Einzel)Kundenkalkulation (-) (-) Erfolg Profit-Center (-) (-) Bereichsergebnisrechnung (-) (-) Erträge nach Geschäftsfeldern ( - ) ( - ) Zinsergebnisspaltung ( - ) Notes: (-): Auftretende Verzerrungen; : Unverzerrte Abbildung t Abb. 03

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