22 Ausgabe 11/2015 [ buchbesprechung ] Carsten Knop Gescheiterte Titanen Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt am Main 2015, 191 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-95601-084-2. r In der biblischen Schöpfungserzählung im 1. Buch Mose begrenzt Gott die Lebenszeit des Menschen auf 120 Jahre. Im Gegensatz hierzu erreichen Unternehmen eher selten ein biblisches Alter. Älter als 100 Jahre sind laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform nur knapp 1,5 Prozent der aktiven deutschen Unternehmen. Das Durchschnittsalter schätzen Experten auf rund 12 bis 20 Jahre – je nach geografischer Betrachtung und statistischer Erhebung. Dennoch gibt es eine Minderheit sehr erfolgreicher Unternehmen, die es über alle Krisen hinweg geschafft haben, in ihrem Marktsegment erfolgreich zu bleiben. Was sind die Gründe für die relativ kurze Lebenserwartung vieler Unternehmen? Oder was sind umgekehrt die Erfolgsfaktoren der Mehrhundertjährigen? Warum scheitern Manager? Und vor allem: Wer scheitert? Gibt es ein bestimmtes Muster, das sich stets auf Neue wiederholt? Autor Carsten Knop sucht zu diesen Fragen Antworten und ist davon überzeugt, dass die Welt an der Spitze von Unternehmen Menschen mit mehr Enthusiasmus, Charisma, Mut und öffentlicher Überzeugung braucht. Carsten Knop, Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Führungsetagen unserer Wirtschaft. Die Bandbreite der präsentierten Führungselite ist groß: Sie reicht vom Ex- Apple-Chef Steve Jobs über Leo Apotheker (SAP), Karl Albrecht (Aldi Süd), Carly Fiorina (Hewlett Packard), W. J. Sanders III (AMD), Ron Sommer (Deutsche Telekom), Heinrich von Pierer (Siemens), Nicolas Berggruen (Karstadt), Uli Hoeneß (F.C. Bayern München), Roland Koch (Bilfinger) und den Fußballfunktionär Hans-Joachim Watzke bis hin zu Klaus Zumwinkel (Deutsche Post). Muster für das Scheitern und für den Erfolg gibt es laut Autor Knop viele. Wenn jemand scheitert, dann liegt dies nicht selten an der Speichelleckerkultur in den Unternehmen, in denen es an offener Kritik fehlt. Dies ist sicherlich eine Erkenntnis nach der Lektüre des Buchs: Sie müssen zulassen, dass Mitarbeiter offen Kritik üben dürfen, ohne dafür bestraft zu werden. Im Kern geht es um eine gelebte Unternehmens- und Risikokultur. „Im Alltag fernab der Theorie geht es im erwünschten Verhalten der Manager stets um Vertrauen, um Empathie und um eine Vorbildfunktion, die auch wahrgenommen wird. Erfolgreichen Managern gelingt es beispielsweise, die Konsequenzen des eigenen Handelns zu vermitteln. Sie haben zudem die Bereitschaft, die Verantwortung dafür zu übernehmen, auch wenn etwas nicht so läuft, wie es ursprünglich einmal geplant war. Die skizzierten Beispiele zeigen außerdem auf, dass für den langfristigen Erfolg klare Ziele und deren konsequente Umsetzung entscheidend sind. Aus der Perspektive des Risikomanagements könnte man ergänzen: Unternehmen werden durch strategische Risiken zerstört. Dies lässt sich auch empirisch belegen: Mehr als 50 Prozent der Ursachen für das Scheitern von Unternehmen liegen im Bereich der Strategie, die entweder nicht existiert oder nicht konsequent umgesetzt wird. Oder anders formuliert: Der Manager sitzt auf einem toten Pferd und merkt es noch nicht einmal. Die diversen Compliance-Skandale der vergangenen Jahrzehnte zeigen noch einen weiteren Erfolgsfaktor auf: Unabdingbar ist es, sich an Regeln zu halten. Sonst wird Erfolg niemals nachhaltig sein. Wer langfristig erfolgreich ist, hat Leidenschaft für eine Sache, ist mutig und weiß nach Niederlagen, dass es niemals zu spät ist, den Schwung einer neuen Welle zu bekommen. Dabei bleibt er seinen eigenen Worten treu und arbeitet akribisch am Erfolg. Autor Knop ist sich bewusst, dass viele dieser Regeln und Erfolgsfaktoren recht simpel klingen. Das Buch verdeutlicht vor allem, dass es nicht um die Suche nach dem Übermenschen geht. Wichtiger ist vielmehr ein Manager, der nicht nur die Schwächen seiner Wettbewerber, sondern auch die eigenen Fehler kennt. Im Umkehrschluss sorgen erfolglose Manager für eine Unternehmenskultur, in der Seilschaften und blinde Loyalität wichtiger werden als unternehmerischer Erfolg, in der offene Gespräche nur noch auf dem Parkplatz geführt werden. Sie finden es gut oder tolerieren es, wenn Abweichungen oder gar Risiken lieber unter den Teppich gekehrt als offen korrigiert werden, wenn Vorschriften und Gesetze nicht für alle gleich gelten. Die skizzierten Unternehmensbeispiele zeigen auf, dass Manager, die am Ende als Gescheiterte wahrgenommen werden, in der Regel den richtigen Zeitpunkt aufzuhören verpassen und zur Selbstkritik nur sehr eingeschränkt fähig sind. Hochmut kommt immer vor dem Fall, erst recht, wenn er mit Gier gepaart ist. Könige haben sich früher nicht umsonst einen Hofnarren gehalten, der ihnen hin und wieder einen Spiegel vorgehalten hat. Denn der Narr kennt keine Unterschiede und Standesdünkel. Diese Aufgabe sollte heute beispielsweise ein Risikomanager wahrnehmen. Autor Knop zeigt weitere Erfolgskomponenten auf: Erfolgreich ist derjenige, der seinen Mitarbeitern Freiheiten gewährt, auf freundschaftlich-kollegialen Führungsstil und die Beteiligung der Beschäftigten am Gewinn Wert legt. Fazit: Ein kurzweiliges und lesenswertes Buch, aus dem der Leser viele Erfolgskomponenten von erfolgreichen Unternehmenslenkern und Fehler der „gescheiterten Titanen“ herauslesen kann. RISIKO MANAGER Rating: Praxisbezug: rrrrr Inhalt: rrrrq Verständlichkeit: rrrrr Gesamtwertung: rrrrq
23 Neuer Finanzvorstand bei der Bank Austria Mirko Bianchi (Foto) ist zum neuen Chief Financial Officer der Bank Austria bestellt worden. Der 53-Jährige folgt in dieser Position auf Francesco Giordano (49), der in die HypoVereinsbank als Chief Financial Officer wechselt. Bianchi sammelte einen wertvollen Erfahrungsschatz in den größten internationalen Finanzinstitutionen und internationalen Ratingagenturen, für die er unter anderem in den internationalen Finanzzentren in New York und London tätig war. Der gebürtige Schweizer erwarb an der ETH Zürich den Master of Science in Chemieingenieurwissenschaften und absolvierte 1991 an der Fordham University in New York den Master of Business Administration, Marketing & Finance. 1994 schloss er an der Northwestern University in Chicago das Executive Program in Financial Analysis ab. Nach Abschluss des Finance- Studiums ging er 1992 als Equity Analyst zu BCI Capital nach New York. Seine weiteren Karrierestationen in New York: Vice President und Senior Analyst bei Moody´s Investors Service, Director Debt Capital Markets Ratings Advisory bei der Deutsche Bank Securities. 2000 wechselte Bianchi nach London zur UBS Investment Bank, wo er bis 2009 als Managing Director und Global Head of Ratings Advisory unter anderem für die Märkte New York, London, Hong Kong, Tokio und Melbourne verantwortlich zeichnete. Seit Oktober 2009 ist Bianchi als Head of Group Finance für die UniCredit in Mailand tätig und verantwortet unter anderem die Bereiche Funding Strategies, Asset/Liability-Management, Strategic Investment Portfolio und Liquiditätsmanagement der UniCredit Gruppe. Darüber hinaus fungierte er als Co-Leiter des Treasury-Bereichs der Gruppe. Neuer Risikoausschuss bei der Deutsche Börse AG Die Aktionäre der Deutsche Börse AG haben auf ihrer jüngsten Hauptversammlung die Anteilseignervertreter in den Aufsichtsrat des Unternehmens turnusgemäß neu gewählt. Gleichzeitig wurde die auf der vergangenen Hauptversammlung beschlossene Verkleinerung des Organs von 18 auf zwölf Mitglieder vollzogen. Der neue Aufsichtsrat besteht aus acht Anteilseignervertretern und vier Arbeitnehmervertretern. Sieben der acht Anteilseignervertreter im Aufsichtsrat gehörten bereits dem Aufsichtsrat der vergangenen Wahlperiode an. Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurde die Chinesin Ami Yok Tak Yip. Richard Hayden, David Krell, Friedrich Merz und Thomas Neiße kandidierten nicht mehr. Im Anschluss an die Hauptversammlung wählten die Mitglieder des Aufsichtsrats Joachim Faber erneut zu ihrem Vorsitzenden und Richard Berliand zu seinem Stellvertreter. Aufgrund der strategischen Bedeutung des Risikomanagements für die Deutsche Börse und ihrer Kunden hat der Aufsichtsrat zudem die Einrichtung eines Risikoausschusses beschlossen und Richard Berliand (Foto) zum Ausschussvorsitzenden gewählt. Neue Leiterin Risikomanagement für die Basler Kantonalbank Simone Westerfeld (Foto) wird zum 1. Oktober 2015 den neuen Geschäftsbereich Finanzen und Risiko bei der Basler Kantonalbank übernehmen. Die Risikomanagerin wurde darüber hinaus zum Mitglied der Geschäftsleitung und der Konzernleitung ernannt. Finanz- und Risikomanagement werden bei der Basler Kantonalbank damit im Sinne einer wertorientierten Banksteuerung unter eine Leitung gestellt. Mit dem Zusammenzug der Funktionen Finanzen und Risiko in dem neuen Bereich wird die wertorientierte Banksteuerung mit dem Economic Profit in der Organisation der Bank verankert. Der Bereich Finanzen und Risiko wendet maßgeblich den Economic Profit als Spitzenkennzahl zur Steuerung und Kontrolle des Konzerns an. Westerfeld hat Betriebswirtschaft an der Stockholm School of Economics und der Universität St. Gallen studiert und in Banking & Finance an der Universität St. Gallen promoviert und habilitiert. Sie vertiefte ihr Know-how durch Tätigkeiten im strategischen Risikomanagement bei verschiede- impressum Chefredaktion (verantwortliche Redakteure) Frank Romeike Tel.: 02 21/5490-532, Fax: 0221/5490-315 E-Mail: frank.romeike@bank- verlag.de Thorsten Manns Tel.: 02 21/5490-146, Fax: 0221/54 90-315 E-Mail: thorsten.manns@bank- verlag.de Gesamtleitung Kommunikation und Redaktion Dr. Stefan Hirschmann Mitarbeiter dieser Ausgabe Eva Marie Ebach, Matthias Farner, Martin Mann, Tom Renker, Matthias Scherer, Lorenz Schneider Verlag Bank-Verlag GmbH Wendelinstraße 1 50933 Köln Geschäftsführer: Wilhelm Niehoff (Sprecher), Michael Eichler, Matthias Strobel Mediaberatung Andreas Conze Tel.: 02 21/5490-603, Fax: 02 21/54 90-315 E-Mail: andreas.conze@bank-verlag.de Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 11 gültig ab 1. Mai 2015 Abo- und Leserservice Tel.: 02 21/5490-500, Fax: 02 21/54 90-315 E-Mail: medien@bank- verlag.de Produktionsleitung: Armin Denzel Objektleitung: Bernd Tretow Satz: apm AG, Darmstadt Lektorat: Ulrike Ascheberg-Klever, Köln Druck ICS Internationale Communikations-Service GmbH Geschäftsführender Gesellschafter: Dipl. Ing. Alois Palmer Voiswinkeler Str. 11d, 51467 Bergisch Gladbach Erscheinungsweise: Zweiwöchentlich Bezugspreis: Jahresabonnement 372 ¤ zzgl. Versand und MwSt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags vervielfältigt werden. Unter dieses Verbot fallen insbesondere die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf Datenträgern. Die Beiträge sind mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt, die Redaktion übernimmt jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der abgedruckten Inhalte. 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