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RISIKO MANAGER 10.2016

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RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

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18 RISIKO MANAGER 09|2016 litative und quantitative Marktindikatoren. In einem Notfall ist die bereichsübergreifende Ad-hoc-Reportingfähigkeit, die laufend ein Gesamtbild der Liquiditätssituation wiedergibt, die Voraussetzung dafür, dass entsprechend der verfügbaren Informationen aus den Kennzahlen und Indikatoren der Notfallplan adäquat umgesetzt werden kann. Daher ist die entsprechende Sicherstellung der IT-Systeme zu gewährleisten, die es ermöglicht, granulare und vollständige Daten in der notwendigen Qualität zu aggregieren [Vgl. BCBS 239]. Die EBA-Leitlinien zu Refinanzierungsplänen von Kreditinstituten zielen zwar auf den Normalfall der Liquiditätsplanung ab, jedoch könnte dieses Szenario um Abweichungsanalysen ergänzt werden, um die Robustheit der Planungen (Vgl. EBA Funding Plans) einzuschätzen, die im Notfallplan berücksichtigt wurden. Schließlich sind Liquiditätskosten und -risikokosten (Vgl. EBA Liquidity Cost Benefit Allocation) auf die jeweiligen Verursacher zuzuordnen, um Anreizmechanismen dergestalt zu schaffen, dass bankinterne Ursachen für übermäßige Risiken möglichst vermieden werden und eine effiziente Liquiditätspufferhaltung (Vgl. EBA Liquidity Buffers and Survival Periods) gewährleistet wird. Stresstestszenario Mindestanforderungen Die Mindestanforderungen zur Ausgestaltung von Stresstestszenarien [Vgl. GL32, S. 42, Nr. 8] als Auslöser für den Test des Liquiditätsnotfallplans sehen die Einbeziehung sowohl historischer als auch auf Expertenschätzungen beruhender hypothetischer Szenarien vor mit kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen, institutsspezifischen (idiosynkratischen) und systematischen (marktweiten) Einflüssen sowie Kombinationen aus den gesamten Faktoren. Dabei sind die Einflüsse auf die Zahlungsströme, das Liquiditätseindeckungsbeziehungsweise Refinanzierungspotenzial sowie auf den Überlebenshorizont zu modellieren und die verschiedenen Effekte auf Vermögenswerte sowie Zu- und Abflüsse zu analysieren. Hierzu sind die den Stresstests unterliegenden Annahmen konservativ zu wählen, wie bspw. bei Abzug von Kundeneinlagen, allgemeinem Kursverfall von marktgängigen Vermögensgegenständen, zusätzlichem bedingten außerbilanziellen Exposure, Fristen von Refinanzierungsmitteln (Call-Option des Refinanzierungsgebers), Einfluss einer Verschlechterung des Kreditratings für das Institut, Konvertierbarkeit von Fremdwährungen, Zugang zu Devisenmärkten, Bilanzwachstum, Reputationsrisiken oder Ausschöpfung von Linien. Die Wahl des Stresstestszenarios in Abhängigkeit institutsspezifischer Faktoren wie Geschäftsmodell, Komplexität, Marktposition, Risikostrategie oder der Organisationsstruktur (Gruppen-/Einzelebene) ist die Voraussetzung dafür, dass die richtigen Schlussfolgerungen bzgl. des Liquiditätsnotfallplantests gezogen werden und die jederzeitige Zahlungsbereitschaft sichergestellt ist. Assetqualität Stresstests sind aus regulatorischer Sicht, insbesondere in Folge der Erfahrungen aus der Finanz- und Bankenkrise, ein sehr wichtiges Instrument zur Aufdeckung von möglichen Konzentrationen, Abhängigkeiten sowie von Belastungen im Portfolio. Daher sind zur Ausgestaltung von Stresstests detaillierte Vorgaben zur Validierung der Assetqualität zu beachten, die im Wesentlichen folgende Aspekte umfassen [Vgl. SREP, Tz. 389, 395 – 397]: »» Größe, Herkunft und Währung der Liquiditätsabhängigkeiten; »» Bei relevantem Gewicht bestimmter Währungen die getrennte Betrachtung von Schocks, um das Konvertierbarkeitsrisiko zu testen; »» Entsprechung des Nennwerts von liquiden Mitteln und des Liquiditätsbedarfs nach jeweiliger Währung; »» Prüfung des Marktzugangs durch Kauf oder durch Repogeschäfte in periodischem Zyklus; »» Aufdeckung hoher Konzentrationen, die eine Überschätzung des Liquiditätspuffers und des Liquiditätsdeckungspotenzials darstellen könnten (Vgl. Template C 71.00 im Rahmen der Additional Liquidity Monitoring Measures (ALMM) „Concentration of counterbalancing capacity by issuer/counterparty”; »» Tests auf mögliche Belastungen von Vermögenswerten im Puffer (Asset Encumbrance); »» Verbindlichkeiten, die während einer kurzfristigen Liquiditätsstressperiode eine Rückzahlung erfordern. Auswirkungen auf stressensitive Positionen Nach der Wahl des Stresstestszenarios ist es erforderlich, dass die institutsspezifischen stresssensitiven Positionen der Aktiv- und Passivseite identifiziert werden, sodass auf dieser Grundlage die Wirksamkeit der verfügbaren Maßnahmen gegen eine Liquiditätskrise getestet werden kann (Vgl. SREP, Tz. 395, 396). Während auf der Aktivseite bspw. Kreditausfälle, sinkende Marktwerte im Liquiditätspuffer oder Rahmenziehungen (Eventualforderungen) drohen, sind auf der Passivseite eingeschränkte Interbankrefinanzierungen (Vertrauensverlust führt zu verkürzten Laufzeiten beziehungsweise Streichung von Linien) oder konzentrierte Abflüsse von kommerziellen Ersteinlagengebern möglich. Dabei sind die Korrelationen stresssensitiver Positionen zu beachten und die Refinanzierungspotenziale im Stressfall, insbesondere ihre Diversifikation durch unterschiedliche Instrumente, Vertriebswege oder Bereitsteller von Liquidität zu prüfen. In diesem Zusammenhang nimmt gerade die Identifikation von Konzentrationsrisiken aus Steuerungs- wie aus aufsichtsrechtlicher Perspektive eine hohe Bedeutung ein, wie es bspw. über die ALMM-Überwachungsgrößen verdeutlicht wird [Vgl. auch GL32, Annex 7; MaRisk AT 2.2]. Auswahl von Frühwarnindikatoren Die institutsspezifische Auswahl der Frühwarnindikatoren im Notfallplan dient als Radar für die Kreditinstitute, um möglichst frühzeitig Liquiditätsprobleme zu erkennen und je nach Schweregrad rechtzeitig entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Diese Indikatoren sollen möglichst Aufschluss darüber geben, wie und wo das Liquiditätsproblem entstanden ist, und welche Problemstufe vorliegt, das heißt der Grad der Verletzung der ausgewählten Indikatoren. Die Indikatoren stellen damit die wesentliche Ent-

Marktrisiko 19 scheidungsgrundlage zur Einschätzung der Liquiditätslage durch das entsprechende Gremium für den Liquiditätsnotfall dar [Vgl. SREP, Tz. 414-416, 417 (c); MaRisk 2016, BTO 1.3]. Die Auswahl der qualitativen (beispielsweise Medienberichte, EZB-Regeln) und quantitativen (beispielsweise Marktpreise, Zugang Geld- und Kapitalmarkt, Verfügbarkeit von Privatkundeneinlagen, Liquiditätskennzahlen, Tab. 01 Lfd. Nr. EBA-Veröffentlichungen im Zusammenhang mit dem Liquiditätsnotfallplan Thema Kürzel Typ Status Verweis 1 Liquidity buffers & survival periods - GL Final 2 Liquidity cost benefit allocation - GL Final 3 4 Harmonised definitions and templates for funding plans of credit institutions under recommendation A4 of ESRB/2012/2 Disclosure of encumbered and unencumbered assets 5 Asset encumbrance reporting 6 7 Additional liquidity monitoring metrics Guidelines on common procedures and methodologies for the supervisory review and evaluation process (SREP) 8 Liquidity coverage ratio 9 10 11 12 Analysis of asset encumbrance of european banks Guidelines on ICAAP and ILAAP information collected for SREP purposes Application of stable Refinancing (NSFR) and its consequences under Article 510 (1) CRR Draft guidelines on stress testing and supervisory stress testing EBA/ GL/2014/04 EBA/ GL/2014/03 EBA/ ITS/2013/04/ rev1 EBA/ ITS/2013/11/ rev1 EBA/ GL/2014/13 EBA/ ITS/2015/04 Tz. 8-10, 28, 34, 36, 49 Tz. 20, 25, Annex 2 Veröffentlichung 09.12.2009 27.10.2010 GL Final Tz. 9 19.06.2014 GL Final - 27.06.2014 ITS Final draft - 24.07.2014 ITS Final draft - 24.07.2014 GL Final Tz. 399 (f), 414, 416, 417- 419, 496 (c) 19.12.2014 ITS Final draft - 23.06.2015 - Report Final - 30.09.2015 EBA/ CP/2015/26 EBA/ Op/2015/22 EBA/ CP/2016/28 GL Consultation paper Tz. 52 11.12.2015 Report Final - 15.12.2015 GL Consultation paper Tz. 149, 150, 193, 194 18.12.2015 Überlebenshorizont) Frühwarnindikatoren sollte einem dynamischen Prozess unterliegen, in dem regelmäßig deren Eignung geprüft wird und gegebenenfalls instituts- und marktspezifische Anpassungen vorgenommen werden, sodass die Aktualität gewährleistet ist. Entsprechend der institutsspezifischen und systematischen Auswirkungen von Stressszenarien sind sowohl interne (beispielsweise Einschränkungen von Refinanzierungsmöglichkeiten) als auch externe (beispielsweise Anspannung oder Störung in den Finanzmärkten) Indikatoren einzubeziehen, um ein vollständiges Liquiditätsrisikobild zu generieren. Je nach Größe des Instituts und Organisationsstruktur sollten zentrale und dezentrale Indikatoren zum Einsatz kommen. Darunter ist zu verstehen, dass sowohl Indikatoren auf Einzel-/Spitzeninstitutsebene (zentral) als auch auf Gruppenebene (dezentral) notwendig sind. Dabei sind nicht nur die (Sub-)Indikatoren selbst kontinuierlich zu hinterfragen, sondern auch die mit ihr verbundenen Limitsetzungen zur Einordnung des Schweregrads der Liquiditätsprobleme sowie ihre Gewichtung. Denn je nach Ausprägung des Liquiditätsproblems sind eigene Entscheidungs- und Maßnahmenpläne zur Gegensteuerung damit verbunden. In der Praxis sind verschiedene Verfahren zu beobachten, wie aus Frühwarnindikatoren ein mögliches Liquiditätsproblem abgeleitet wird. Ein verbreitetes Verfahren ist beispielsweise das Ampelsystem. Ein Zielkonflikt besteht darin, dass mit höherer Anzahl von Indikatoren und jeweiligen Subindikatoren zwar ein genaueres Bild der gesamten Liquiditätssituation möglich ist, jedoch der Aufwand der Liquiditätssteuerung dadurch steigt. Daher ist im Rahmen einer typischen Risikoinventur [Vgl. MaRisk AT 2.2] zwischen wesentlichen und unwesentlichen Liquiditätsrisiken zu differenzieren und diese sind mit entsprechenden (Sub-)Indikatoren nachzuverfolgen, um die Frühwarnfunktion für den Notfallplan ausfüllen und gegebenenfalls die definierten Kommunikations-, Eskalations- und Entscheidungsprozesse rechtzeitig einleiten zu können. Die ausgewählten Frühwarnindikatoren oder Kennzahlen, die ein möglichst vollständiges Bild der Liquiditätslage des Kreditinstituts wiedergeben, sind regelmäßig in einer gesamthaften Berichterstattung (Notfallreporting) an die Geschäftsleitung zu berichten – unabhängig vom Vorliegen eines Liquiditätsproblems. Dabei umfasst ein Notfallreporting das Zusammentragen der liquiditätsrelevanten Ergebnisse aus verschiedenen Bereichen, wie dem Trea-

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