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RISIKO MANAGER 09.2019

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46 RISIKO MANAGER 09|2019 Managementsysteme effizient und unbürokratisch im Hinblick auf die Fähigkeit der Vorbereitung von Entscheidungen durch Vorstände und Geschäftsführer zu verbessern – und dabei auch das Risikomanagement entscheidungsorientiert auszurichten – sind folgende Ansatzpunkte hilfreich ( Tab. 01): 1) Ein bereits vorhandenes Risikomanagementsystem sollte im Hinblick auf die Anforderungen auch aus der Business Judgement Rule (BJR) geprüft werden, wofür die Prüfkriterien nach dem neuen Risikomanagement-Standard DIIR Revisionsstandard Nr. 2 hilfreich sein können. ( Tab. 01) 2) Unternehmen sollten klar definieren, welche „unternehmerischen Entscheidungen“ in Vorstand und Geschäftsführung getroffen werden, um mindestens bei diesen jeweils eine angemessene Entscheidungsgrundlage (mit angemessenen Informationen) sicherzustellen. 3) Es sollte klar geregelt sein, welche Informationen grundsätzlich (und belegbar) bei unternehmerischen Entscheidungen in den Entscheidungsvorlagen enthalten sein müssen, wobei insbesondere die zentrale Bedeutung von Informationen über die mit der Entscheidung verbundenen Chancen und Gefahren (Risiken) zu beachten ist. 4) Die internen Prozesse sollten so ausgerichtet werden, dass möglichst effizient adäquate Entscheidungsvorlagen erstellt werden, was insbesondere eine „entscheidungsorientierte Ausrichtung“ des Risikomanagements erfordert. in den Entscheidungsvorlagen nicht klargestellt wird, welche Chancen und Gefahren mit der Entscheidung verbunden sind. Im Rahmen der Informationsbeschaffung und -auswertung und der Entscheidung, ob und wie eine Maßnahme ausgeführt wird, ist stets der anerkannte „Stand von Wissenschaft und Praxis“ zu berücksichtigen. Weicht der Entscheider negativ von diesem anerkannten Stand ab, so wird das eine Pflichtverletzung darstellen, zumindest zur Beweislastumkehr zulasten des Entscheiders führen [vgl. Romeike 2014 sowie Hartmann/Romeike 2015]: „Die zentrale These lautet, dass ein gewissenhafter, ordentlicher Geschäftsleiter auch die ‚basics‘ einschlägiger betriebswirtschaftlicher, technischer und rechtlicher Werkzeuge, Methoden und des aktuellen Wissens kennen muss, um über deren sachgerechten Einsatz überhaupt beurteilen zu können. Dieses Know-how stellt einen wesentlichen Bestandteil der ‚angemessenen Informationen‘ im Sinne der BJR dar.“ [Hartmann/Romeike 2015, S. 158]. Fazit und Ausblick Es ist von einer Verletzung der gesetzlichen Sorgfaltspflichten von Vorständen und Geschäftsführern auszugehen, wenn diese bei „unternehmerischen Entscheidungen“ nicht die dafür erforderlichen Informationen berücksichtigen. Infolge der unsicheren Auswirkung von Entscheidungen sind bei den geforderten „angemessenen Informationen“ insbesondere Informationen über die mit einer Entscheidung verbundenen Chancen und Gefahren (Risiken) bereitzustellen. Dies erfordert eine Neuausrichtung vieler Risikomanagement-Systeme, hin zu einem „entscheidungsorientierten Risikomanagement“. Notwendig ist es insbesondere sicherzustel- Im Ergebnis wird aus der Business Judgement Rule ein Sachverhalt klar: Unternehmerische Entscheidungen sind mit Risiko verbunden. Kein Geschäftsführer oder Vorstand haftet für das Pech, das die mit seinen Entscheidungen – beispielsweise bezüglich Investitionen oder Produktneuentwicklungen – verbundenen Risiken sich auch einmal realisieren können (und Verluste zur Konsequenz haben können). Sorgfaltspflichtverletzungen liegen aber dann vor, wenn „unternehmerische Entscheidungen“ nicht auf angemessenen Informationen basieren, also insbesondere

OpRisk 47 len, dass das Risikomanagement bei der Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen unterstützt und aufzeigt, welche Veränderungen des Risikoumfangs eine bestimmte Handlungsoption zur Folge hätte. Diese Weiterentwicklung des Risikomanagements ist von hoher Relevanz für Vorstände und Geschäftsführer (siehe Forderungen im DIIR RS Nr. 2). Defizite in den Entscheidungsvorlagen können gravierende persönliche Haftungsrisiken zur Folge haben. Quellenverzeichnis sowie weiterführende Literaturhinweise: Berger, T./Gleißner, W. [2007]: Risikosituation und Stand des Risikomanagements aus Sicht der Geschäftsberichterstattung, in: Zeitschrift für Corporate Governance (ZCG), Heft 2.07 (April 2007), S. 62-68. Bier, S./Thiele, Ph./Esch, M./Unger, O. [2018]: Integriertes Risikomanagement von mittelständischen Industriebetrieben - Ein Beispiel der Wittenstein SE, in: Controller Magazin, Heft 5 (September/Oktober 2018), S. 80-84. Deutsches Institut für Interne Revision e.V. [2018]: DIIR Revisionsstandard Nr. 2: Prüfung des Risikomanagementsystems durch die Interne Revision, Version 2.0, 2018, Download unter: https://www.diir.de/fileadmin/fachwissen/standards/downloads/DIIR_Revisionsstandard_Nr._2_ Version_2.0.pdf (abgerufen am 19.08.19). Füser, K./Gleißner, W./Meier, G. [1999]: Risikomanagement (KonTraG) – Erfahrungen aus der Praxis, in: Der Betrieb, 15/1999, S. 753-758. Gleißner, W. [2015]: Controlling und Risikoanalyse bei der Vorbereitung von Top-Management-Entscheidungen – Von der Optimierung der Risikobewältigungsmaßnahmen zur Beurteilung des Ertrag-Risiko-Profils aller Maßnahmen, in: Controller Magazin, 4/2015, S. 4-12. Gleißner, W. [2017a]: Grundlagen des Risikomanagements, 3. Auflage, Vahlen Verlag München 2017. Gleißner, W. [2017b]: Risikomanagement, KonTraG und IDW PS 340, in: WPg, 3/2017, S. 158-164. Gleißner, W. [2018]: Risikomanagement 20 Jahre nach KonTraG: Auf dem Weg zum entscheidungsorientierten Risikomanagement, in: Der Betrieb vom 16. November 2018, Heft 46, S. 2769-2774. Gleißner, W. [2019]: Wertorientierte Unternehmensführung, Strategie und Risiko, eBook (Kindle). Gleißner, W./Ernst, D. [2019]: Company valuation as result of risk analysis: replication approach as an alternative to the CAPM, in: Business Valuation OIV Journal, Vol. 1, No. 1 (Frühjahr 2019), S. 3-18. Gleißner, W./Hunziker, S. [2019]: Mit Enterprise Risk Management die Entscheidungsqualität erhöhen, in: Expert Focus, Heft 10/2019, S. 30-33. Gleißner, W./Kimpel, R. [2019]: Prüfung des Risikomanagements und der neue DIIR Revisionsstandard Nr. 2, in: ZIR, Heft 4/2019, S. 148-159. Gleißner, W./Klein, A. (Hrsg.) [2017]: Risikomanagement und Controlling, 2. Auflage, Haufe Verlag, Freiburg 2017. Gleißner, W./Wolfrum, M. [2017]: Risikotragfähigkeit, Risikotoleranz, Risikoappetit und Risikodeckungspotenzial, in: Controller Magazin, November/Dezember 2017, S. 77-84. Graumann, M. 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