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RISIKO MANAGER 09.2016

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26 RISIKO MANAGER 09|2016 Abb. 12 Unser schematischer Vorschlag eines Steuerungscockpits für das Zinsrisiko im Anlagebuch. Die Maßzahlen des Basler Standards und beide Steuerungsperspektiven sind enthalten. eine korrekte Abbildung des (Margen-)Barwerts bei Verwendung des Außenzinses mit Credit Spread behafteten Kurven sicherzustellen. Die Einzelgeschäftsebene ermöglicht auch, für die Abspaltung der Zinsoptionen im standardisierten Ansatz, überhaupt die notwendige Datengranularität zu gewährleisten. Eine allenfalls denkbare Aggregation von Geschäften müsste, sofern möglich, insbesondere entlang der Dimensionen erfolgen, auf denen verhaltensabhängige Korrekturen auf die vertraglichen Cashflows gelegt werden. Dies ist notwendig, um nicht unnötigerweise die Genauigkeit der Cashflow-Modellierung zu verschlechtern. Überdies wäre die Aggregation auch auf die Anforderungen der nachgelagerten Analysen (insbesondere für die Ertragsvorschau) abzustimmen. Für Bankbuchprodukte werden nun anspruchsvollere Modelle erwartet. Dies gilt auch für die Modellierung von impliziten Floors, die im derzeitig anhaltenden Negativzinsumfeld ohnehin an Bedeutung gewonnen hat. Entsprechend sehen auch die Umfrageteilnehmer für Modellierungen Investitionsbedarf ( Abb. 10). Opportunitätssätze/ Ablauffiktion der Bodensatzprodukte Barwertsensitivität gegenüber Tier-1-Kapitel Nettozinsertrag Standardansatz IMS Basel Ertragsvorschau konstant Ertragsvorschau Bilanzänderung Innenzins Innenzins Außenzins (12M) 12M 24M 36M ... 12M 24M 36M ... Parallel up Parallel down Steepener Flattener Short Rate up Short Rate down Maximum Interne Limite erfüllt erfüllt erfüllt erfüllt Ausreißer-Limite -15 % -15 % -20 % - Stress-Szenario 1 Stress-Szenario 2 ... Ansatzes als Nebenbedingung zu einem internen Modell oder, perspektiv, in einer direkten Ausrichtung auf die jeweils strengere Maßzahl. Die zukünftige Banksteuerung auf die duale Steuerung in Gesamtbanksteuerung bzw. Risikocontrolling zu beschränken, wäre zu kurz gesprungen. Dies wird durch die von vielen Häusern geplanten erheblichen Erweiterungen in der Cashflow-Modellierung ( Abb. 10 und Abb. 11) bestätigt. Dabei fällt insbesondere auf, dass für die Modellierungen von expliziten und impliziten Optionalitäten erhebliche Investitionen anstehen; aber auch der Einbezug oder die Verbesserung einer Modellierung des Eigenkapitals sowie von Bodensatzmodellen und die Dynamisierung der Cashflows nach Zinsszenarien stehen auf der Aufgabenliste. Grundlage für die Modellierung ist idealerweise die Einzelgeschäftsebene. Dies gilt insbesondere für fest und variabel verzinste Kreditgeschäfte, um eine aussagekräftige Zinsertragssimulation und um Planungsrechnung und szenariobasierte Geschäftsplanung Treasury P & L Vorschau zukünftige Barwertsensitivitäten Wie können diese Herausforderungen, Nebenbedingungen und Modellierungen in Einklang gebracht werden? Zur Steuerung unter allen Anforderungen und Nebenbedingungen müssen die oben dargestellten Perspektiven und Nebenbedingungen der Zinsrisiken des Anlagebuchs multidimensional dargestellt und optimiert werden. Dies bedeutet für viele Institute die Erweiterung der Kennzahlen zur Analyse, Erklärung und Steuerung der Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch. Geschuldet den verschiedenen relevanten Perspektiven auf das Zinsänderungsrisiko in der neuen Regulierung sind daher eine Vielzahl von Kennzahlen aufeinander abzustimmen (unter Innen- oder Außenzinsen, Barwert vs. Zinsertragsrisiko etc.). Neben den aufsichtlich geforderten Risikokennzahlen wie ökonomisches Kapital, Stresstests in barwertiger Perspektive und Zinsertragssicht sind auch Performance- Kennzahlen, wie eine Barwertperformance oder Treasury P&L oder der im Basisplanszenario erwartete Nettozinsertrag, für die Steuerung wichtige Kennzahlen. Um die verschiedenen Sichten zusammenzufassen, empfehlen wir daher ein „Steuerungscockpit“, welches wir schematisch in ( Abb. 12) mit den zu verzahnenden Aufgabenstellungen dargestellt haben. Um den Steuerungsherausforderungen zu begegnen, ist wesentlich, dass unter verschiedenen Perspektiven simuliert und die Ergebnisse im Vergleich dargestellt werden können. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit der im Cockpit gewählten Matrixdarstellung der relevanten Kennzahlen. Nur so kann ein sauberer Vergleich – auch mithilfe einer Überleitungsrechnung auf den Messgrößen – zwischen den neuen IRRBB-Kennzahlen und den bestehenden Risiko-Maßzahlen einerseits, und der Innen- und Außenzinssicht andererseits gewährleistet werden. Beim Nettozinsertrag sollte der vom Basler Ausschuss für die Offenlegung geforderte Zwölf-Monats-Zinsertragseffekt auf einer konstanten Bilanz …

Marktrisiko 27 »» mit einer mehrjährigen Zinsertragssimulation zu konstanten Volumina (wie in Anhang B der EBA-IRRBB-Leitlinie [vgl. EBA, 2015] für Earnings at Risk (EaR) bis Stufe-2-Banken vorgeschlagen) zur Analyse der überjährigen Effekte für die zur Offenlegung geforderten Maßzahl und »» mit den Bilanzänderungen (wie für die Planungsrechnung eingesetzt und seitens der EBA in dem Anhang B von [vgl. EBA, 2015] ab Stufe-3-Banken für EaR vorgeschlagen) mittels einer dynamischen Simulation der Bilanz als „echten“ Ertragseffekt kontrastiert werden. Dies ist notwendig, weil der Ertragseffekt auf einer konstanten Bilanz hochrelevante Dynamiken von Kundenverhalten, Volumenentwicklung sowie Abb. 13 Für wie lange erwarten Sie negative Geldmarktzinsen? Die Umfrageteilnehmer erwarten, dass die Niedrigzinsen noch mehrere Jahre negativ bleiben und ein substantieller Zinsanstieg erst in 18 bis 24 Monaten oder später erfolgt. Bis Ende 2022 Bis Ende 2020 Bis Ende 2018 Bis Ende 2016 Wann erwarten Sie einen substantiellen Anstieg der lfr. Zinsen von ihrem aktuellen Niveau? später 18-24M 6-12M 1-3M EUR 1W LIBOR CHF 3M LIBOR CHF 10Y Swap EUR 10Y Swap Margenentwicklung nicht abzubilden vermag. Wie die Historie klar zeigt, sind auch nicht-parallele Zinsänderungen ertragsrelevant, weshalb deren Analyse und Berücksichtigung im Risikomanagementprozess und für die Steuerung unverzichtbar ist. Zudem können mit einer „echten“ Bilanzund Ertragsvorschau die konträren Handlungsimpulse zwischen barwertiger Sicht und der Ertragssicht sauber herausgearbeitet und verstanden werden. Zwar ist seitens der Regulatoren eindeutig eine Präferenz für eine barwertige Risikobetrachtung aus Kapitaladäquanzgesichtspunkten dokumentiert. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Barwert sich nicht zur Abschätzung künftiger Erträge eignet, da nicht angenommen werden kann, dass sich Zinsen gemäß ihrer Forwards entwickeln. Eine auf dieser Annahme beruhende Simulation würde wegen des Forward Rate Bias insbesondere bei der Einschätzung von Floating-Positionen sowie Zinsswaps verzerrte Resultate liefern. Gerade mit Blick auf unsichere Zeiten in der Zinsentwicklung ist deshalb eine sorgfältige Modellierung der Bilanzentwicklung sowie geplanter Absicherungsstrategien unter verschiedenen Zinsszenarien unabdingbar. Ansonsten drohen Fehlsteuerungen. Auf dieser dargestellten echten Basis kann weiter eine Vorschau der zukünftigen Barwertsensitivitäten und damit der zukünftigen barwertigen Zinsrisikoexposition unter modellierten Bilanzentwicklungen bestimmt werden, vgl. dazu ebenfalls ( Abb. 12). Dies dient einer vorausschauenden Steuerung des barwertigen Zinsrisikos. Wie in den in ( Abb. 09) dargestellten Antworten zu sehen, äußern sich die Umfrageteilnehmer betreffend der Barwertsensitivitätsvorschau (verglichen mit der Ertragsvorschau) noch zurückhaltend, dies gilt insbesondere in Deutschland. In der Schweiz kommt selbst bei kleineren Instituten der Ertragsvorschau aus Risikosteuerungsperspektive schon heute eine wesentlich höhere Bedeutung zu. Die diesbezüglichen positiven Erfahrungen aus der Schweiz lassen darauf schließen, dass diese Zurückhaltung im Rahmen der konsequenten Umsetzung einer ertragsorientierten Risikoabbildung und -steuerung weichen und den zukünftigen Barwerteffekten eine wesentlich höhere Beachtung auch in Deutschland und weiteren Ländern zukommen könnte. Die notwendigen Erweiterungen zum Steuerungscockpit können jenseits der Zinsrisikomatrix angesichts der Interdependenzen mit Risikocontrolling, Gesamtbanksteuerung und Treasury nicht isoliert betrachtet werden. Die Schnittstellen zu anderen Themenbereichen, wie oben dargestellt und darüber hinaus, z. B. zum Vertriebscontrolling und Treasury für Innenzinsen, müssen ebenfalls miteinbezogen werden. Da im standardisierten Messansatz und in den Basler Standard-Zinsschocks Einschränkungen gerade auch für die Ablauffiktionen greifen können, zieht dies eine Mehrspurigkeit nach sich, um die

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