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RISIKO MANAGER 09.2016

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RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

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14 RISIKO MANAGER 09|2016 te Tests der Kalibrationsqualität, der numerischen Stabilität oder der Marktkonformität leisten, wobei das Design solcher Monitorings ein ausreichendes Maß an Übersicht über die Marktstandards sowie die erreichbare Modellqualität erfordert. »» Ein weiterer Aspekt, der eng mit dem reinen Model-Performance-Monitoring verbunden ist, ist die Anforderung, die tägliche Gewinn-und Verlustrechnung eines Handelsbereichs durch die Sensitivitäten des offiziellen Bewertungsmodells erklären zu können (PnL Explain). Hier gilt es zunächst, global angemessene Risikostandards zu definieren, um diese dann konsequent auf alle produktiven Modelle herunterzubrechen und die Qualität der Sensitivitäten anhand der täglichen Gewinn-und Verlustrechnung zu validieren. Die Definition von PnL und PnL Explain sind hochgradig nichttrivial und erfahren mittlerweile höchste Aufmerksamkeit von Regulatoren. Ein funktionierendes PnL Explain ist Bedingung für die Genehmigung der konzernweiten Value-at-Risk-Berechnung einer Bank. »» Alle Teilprozesse sollten in regelmäßigen (eventuell sogar monatlichen) Treffen koordiniert werden, wobei der jeweilige Stand von Entwicklung, Validierung und Performance Monitoring revisionssicher zu dokumentieren ist. Model Governance als kontinuierlicher Prozess Insgesamt kann also die moderne Model Governance als kontinuierlicher Prozess verstanden werden. Jede Finanzinstitution, die Modelle einsetzt, sollte dabei in der Regel die Funktionen Modellentwicklung und Modellvalidierung separat besetzt haben, disziplinarisch getrennt und mit klaren Aufgaben. Als absolute Basisanforderung stellt die EBA in ihren technischen Anforderungen die Bedingung, dass die Person, die ein Modell validiert, nicht die Person ist, die es entwickelt hat. Doch wie kann sichergestellt werden, dass die Überwachung der Modelle inhaltlich relevante Themen adressiert und nicht zu einem formalen Abhaken von Listenpunkten wird? Hier gilt es, die Interessen der involvierten Parteien in einem gewinnorientierten Unternehmen zu berücksichtigen. Ein kritischer Punkt in der Vergangenheit war, dass die Verantwortung für die Qualität der offiziellen Bewertungsmodelle stark in den Kontrollfunktionen gebündelt war, während die Markt-Abteilungen (Front Office) nicht selten andere, nicht zertifizierte Modelle für ihre Preisfindung und ihr Risikomanagement benutzten. Um es klarer auszudrücken: Der Risikonehmer und -verursacher war oft nicht unmittelbar dafür verantwortlich, dass seine Risikopositionen von Anfang an die bestmögliche Risiko-Modellierung in den offiziellen Reports erfuhren. Genau an diesem Punkt setzt der moderne Model Governance-Prozess an: »» Der komplette Prozess der Modellentwicklung und -validierung einschließlich eines kontinuierlichen, dokumentierten Performance Monitoring erhält einen verantwortlichen „Model Owner“, der idealerweise im Front Office angesiedelt ist. Dies stellt sicher, dass der Modell-Risikoverursacher im Front Office auch für das Modell-Risikomanagement verantwortlich ist und eine adäquate Modellentwicklung einschließlich der erforderlichen finanziellen und personellen Ressourcen sicherstellt. »» Die Modell-Validierung im Risikocontrollingbereich wird in ihrer Unabhängigkeit gestärkt. Sie urteilt unabhängig über die Eignung der Modelle – das Front Office ist verantwortlich für die Umsetzung der von der Modell-Validierung gesetzten Qualitätsstandards. »» Zusammen mit Front Office und Modell-Validierung stellt die interne Revision eine dritte Verteidigungsstellung gegen Modellrisiken da. Aufgabe der Revision ist die regelmäßige Prüfung der operationellen Effektivität des Model-Governance-Prozesses anhand der standardisierten Modelldokumentation, der standardisierten Validierungsdokumentation sowie der Protokolle der regelmäßigen Model-Governance-Review-Sitzungen. Fazit und Ausblick Es bleibt, die Konsequenzen aus den veränderten regulatorischen Anforderungen zu benennen. Nicht zu unterschätzen ist sicher der initiale administrative Mehraufwand. Standardisierte Dokumentationen und ein Review des Model-Governance- Prozesses lassen die einmalige Beiziehung von externen Experten ratsam erscheinen, um gezielt Schwerpunkte zu identifizieren und zu adressieren, während intern die Optimierung der Governance-Struktur sowie die Organisiation von regelmäßigen und formalisierten Monitorings und Reviews im Vordergrund stehen dürfte. Dem kurzfristigen Aufwand sollte ein langfristiger Vorteil für das individuelle Unternehmen gegenüberstehen. Zwei große Vorteile einer aktiv gelebten Model-Governance-Kultur sollten eine massiv gesteigerte Transparenz der Quellen von Modellrisiko sowie eine wesentlich stärkere Verpflichtung zum technologischen Fortschritt sein. Das Senior Management erhält die Möglichkeit, seine Geschäfts-Portfolien informiert zu optimieren sowie gezielt in eine marktkonforme und somit wettbewerbsfähige Preis- und Risikotechnologie zu investieren. Hier gehen die Verpflichtung zur Risikokontrolle und ureigenes ökonomisches Interesse schließlich gemeinsame Wege. Autor Professor Dr. Uwe Wystup, Vorstand der MathFinance AG, die auf Preis-, Hedgingund Risikomanagement-Modelle spezialisiert ist. Wystup ist Professor für Optionsbewertung und Devisenderivate an der Universität Antwerpen und Honorarprofessor für Quantitative Finance an der Frankfurt School of Finance & Management.

Marktrisiko 15 Zinsbuchsteuerung im Umbruch IRRBB: Umfrage, Konsequenzen und neue Ansätze Erstmals seit Jahren greift die Aufsicht auf breiter Front (EBA, EZB, Basel) die Messung des Zinsrisikos im Bankbuch auf und nimmt so die Steuerungszentrale der Banken in den Fokus. Die neuen Basel Standards zum „Interest rate risk in the banking book“ (kurz IRRBB) [vgl. Basel, 2016] sowie die EBA-Leitlinien „Guidelines on the management of interest rate risk arising from non-trading activities“ [vgl. EBA, 2015] stellen die Banken vor neue Herausforderungen in einer Niedrigzinsphase mit bisher nie dagewesenem Margendruck. Was sind genau die Herausforderungen, was die Anforderungen und Fragestellungen, was ist bei dieser Operation am offenen Herzen wirklich zu tun, und wie kann man die Anforderungen am besten umsetzen? Um Antworten in diesem Artikel geben zu können und Lösungskonzepte zu entwickeln, haben wir im Rahmen mehrerer Veranstaltungen eine Umfrage bezüglich des Umsetzungsstands und der Markterwartungen zur Ausgestaltung der Anforderungen und zu den kommenden Herausforderungen durchgeführt. Die Datengrundlage wird in Abb. 01 erläutert. Überraschend für uns war die positive Reaktion auf die aufsichtsrechtlichen Neuerungen ( Abb. 02). Die Befragten bewerten die Änderungen überwiegend positiv. Keiner der Befragten sieht die Neuerungen als „schlechte Idee“ an. Der weitere Artikel ist wie folgt aufgebaut: Wir stellen zunächst die Änderungen des Basler Papiers und der EBA-Leitlinien unabhängig von der Umfrage dar. Nach einer kurzen Würdigung des neuen standardisierten Messansatzes analysieren wir die Auswirkungen auf die Kapitalanforderungen. Im Anschluss beleuchten wir auf Basis der Umfrageergebnisse den Umsetzungsstand in den Banken und die Hauptherausforderungen. Schließlich stellen wir einen Lösungsansatz für die zukünftige Banksteuerung vor, bevor wir auf Auswirkungen auf Geschäftsmodelle und regionale Unterschiede eingehen und Abb. 01 8 % 43 % 28 % Öffentlich Alle Sektoren und Bankgrößen sind bei der Umfrage angemessen vertreten. Hier sind nur die Befragten in Deutschland enthalten. Sektor Genossenschaftlich Privat Bilanzgröße 20 % 37 % Bis 20 Mrd. ¤ Bis 100 Mrd. ¤ Mehr als 100 Mrd. ¤ 64 % Datengrundlage der Umfrage Die Umfrage wurde im Rahmen von drei großen und themenbezogenen Veranstaltungen im Juni 2016 in Deutschland und in der Schweiz durchgeführt. Insgesamt haben 47 Branchenexperten aus Instituten in Deutschland, Österreich, BeNeLux und der Schweiz an der Umfrage teilgenommen, davon 10 bei der FIS ALM Konferenz in Zürich, 9 beim FIS ALM Summit in Frankfurt und 28 beim PRMIA FRTB und IRRBB Congress in Köln. Die Umfrage wurde durch FIS und d-fine gemeinsam durchgeführt. Die Teilnehmer des PRMIA Kongresses kamen aus Österreich, England, BeNeLux, der Schweiz und überwiegend aus Deutschland. Etwa 20 Prozent der Teilnehmer der Umfrage kamen aus Marktbereichen, während etwa 80 Prozent der Teilnehmer eher dem Risikocontrolling zuzuordnen sind. Die Verteilung nach Sektor und Bilanzgröße der Umfrageteilnehmer in Deutschland zeigt die Grafik links. Mithin sind die Umfrageteilnehmer in Deutschland überwiegend Risikocontrolling-Experten aus großen und mittelgroßen Instituten des öffentlichen und privaten Sektors, mit einem Überhang aus dem öffentlichen Sektor. Die Umfrageteilnehmer aus der Schweiz waren überwiegend Risikoexperten im Retail-Sektor. Auf die Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz gehen wir im Text ein.

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