30 RISIKO MANAGER 08|2016 für die Schätzung des „Expected Credit Loss“ verwendet werden; unter anderem sind bei „Through-the-Cycle-Eigenschaften“ jedoch Anpassungen notwendig. Anforderungen Risikoparameter PD und Lösungsansatz IFRS9 und BCBS 350 stellen konkrete Anforderungen an die Schätzung des Lifetime Expected Loss. Die Anforderungen im Hinblick auf den Risikoparameter PD betreffen dabei die zugrunde liegende Ausfalldefinition, den Zeithorizont für die Berechnung des Expected Loss, die Schätzung der PD selbst, die Verwendung von relevanten Informationen und die Validierung der zugrunde liegenden Methoden und Verfahren. Tab. 01 Tab. 01 liefert einen detaillierteren Überblick. Die aus den IRB-konformen Ratingverfahren der RSU resultierenden Ausfallwahrscheinlichkeiten (PDs) erfüllen grundsätzlich die IFRS9- und BCBS 350- Anforderungen. Abb. 02 zeigt Ergebnisse der Analysen zur Reagibilität der Ratingverfahren der RSU. Dargestellt werden (für ausgewählte zyklische Segmente) jeweils die Ausfallraten und die durchschnittlichen Ratingmigrationen in Notches im Zeitablauf. Die Ratingverfahren der RSU zeigen deutliche Reaktionen auf die ökonomischen Rahmenbedingungen. In Sonderkonstellationen kann jedoch gegebenenfalls eine Adjustierung der Einjahres-PD auf Einzelkunden-/Geschäftsebene oder eine Anpassung der Portfoliowertberichtigungen (POWBs) notwendig sein. Beispiele für Sonderkonstellationen könnten sein (nicht abschließend): » aufsichtlich geforderte, hohe Sicherheitsaufschläge/-spannen; » lange technische Umsetzungsdauern/ Reratingprozesse bei wesentlichen systematischen Änderungen; » abrupte Veränderung der makroökonomischen Rahmenbedingungen, sofern diese noch nicht angemessen im Rating berücksichtigt sind. Die Entscheidung und die Implementierung von Prozessen zum Umgang mit Sonderkonstellationen liegt bei den Instituten, die die Ratingverfahren der RSU nutzen. Für die Ermittlung des Lifetime Expected Loss werden neben der Einjahres-PD auch Mehrjahres-PD-Profile benötigt. Aus- Anforderung Ausfalldefinition Zeithorizont Schätzung Relevante Informationen Referenz 1) Anforderungen Konformität RSU-Methodik Einjahres-PD insb. B5.5.36f. insb. 5.5.3, 5.5.5, 5.5.19f., B5.5.43 insb. 5.5.17 (a), B5.5.41 f. insb. 5.5.17(c), B5.5.49 ff Validierung insb. B5.5.52 f. 1) IASB (2014): „IFRS9 Financial Instruments“ •Keine konkreten Vorgaben i.R.v. IFRS9, aber Forderung der Konsistenz zum Risikomanagement •Übertragbarkeit der im Risikomanagement verwendeten Ausfalldefinition ist Grundvoraussetzung für die (direkte) Verwendbarkeit der Kreditrisikoparameter für IFRS9 •Berechnung des EL über die gesamte Restlaufzeit (Stufe 2) bzw. max. 1 Jahr (Stufe 1) •Unverzerrte Berechnung des EL gemäß IFRS9 als wahrscheinlichkeitsgewichtetem Durchschnittswert mehrerer Szenarien (weder Best-Case- noch Worst-Case-Betrachtung) •Betrachtung mindestens zweier Szenarien (Eintritt und Nicht-Eintritt Verlustereignis) •Bei der EL-Ermittlung sind alle aussagekräftigen Informationen zu verwenden, die zum Reportingstichtag ohne unangemessenen Aufwand bzw. Kosten verfügbar sind •Berücksichtigung aller relevanten und verlässlichen Informationen über vergangene Ereignisse sowie aktuelle und zukünftig erwartete ökonomische Gegebenheiten •Die der EL-Schätzung zugrunde liegenden Methoden und Annahmen sind regelmäßig zu validieren mit dem Ziel, mögliche Differenzen zwischen Modellschätzung und der aktuellen Kreditverlusthistorie zu minimieren •Die Ausfalldefinition des internen Kreditrisikomanagements ist auch für das Ausfallrisiko heranzuziehen •Es besteht Konsistenz, Anforderungen sind vollständig abgedeckt •Berücksichtigung aller Ausfallereignisse innerhalb der nächsten zwölf Monate. •Konsistenz, Anpassungen bei Restlaufzeiten < zwölf Monate notwendig •Szenariobetrachtung direkt gegeben durch Unterscheidung Ausfall/Nicht-Ausfall •PD ist bester erwartungstreuer Schätzer •Grundsätzlich aktuell keine materiellen Sicherheitsaufschläge vorhanden (und werden auch perspektivisch nicht erwartet) •Alle relevanten und verlässlichen Informationen über vergan gene Ereignisse sowie aktuelle und zukünftig erwartete ökonomische Gegebenheiten sind in den RSU-Ratingverfahren ausreichend berücksichtigt •Die Aktualität der Ratinginformationen ist durch die Anwendung der Systeme zu gewährleisten (i.W. analog IAS39) •Die CRR-Anforderungen gehen weit über die von IFRS9 hinaus (jährliche Validierung)
Regulierung 31 gangspunkt hierfür sind zunächst konjunkturunabhängige (das heißt über den Konjunkturzyklus gemittelte) PD-Profile pro Ratingklasse. PD-Profile können entweder direkt empirisch geschätzt oder über Migrationsmatrizen erzeugt werden. Die RSU ermittelt PD-Profile wie folgt: Ausgehend von den Notenwanderungen der internen Ratings werden Migrationsmatrizen erzeugt (vgl. Abb. 03). Mittels Matrix-Multiplikation der Einjahres-Migrationsmatrix erfolgt die Ableitung von PD-Profilen. Die RSU stellt den Instituten segmentspezifische PD-Profile bereit. Die Institute können aus den PD-Profilen die spezifische Restlaufzeit inklusive der korrespondierenden Lifetime PD für die Berechnung des Lifetime Expected Loss auswählen. Die Einjahres-PD ist dabei jeweils der Ausgangspunkt des PD-Profils. In dieser sind alle relevanten Informationen für das erste Jahr der Schätzung enthalten. Für die Folgejahre sind – sofern notwendig/wesentlich – makroökonomische Anpassungen sowie die Adjustierung der konjunkturunabhängigen PD-Profile notwendige Ergänzungen [Zur Anpassung von Mehrjahres PD-Profilen vgl. z. B. Börstler/ Todorova/Ringschmidt 2015, S. 10 ff.]. Analog zur Einjahres-PD sind auch die Lifetime PDs zu jedem Reportingstichtag aktuell zu schätzen. Lifetime-PD-Schätzverfahren und -Schätzer werden einer regelmäßigen Validierung unterzogen. Die PD-Profile der RSU erfüllen ebenfalls die Anforderungen des IFRS9-Standards und des BCBS. Aktuell arbeitet die RSU an der Umsetzung eines Tools auf Basis von bestehenden Stresstestmodellen, mit dem die Institute die etwaigen Rückwirkungen materieller Veränderungen makroökonomischer Rahmenbedingungen auf das Kreditrisiko selbst abschätzen können. Auf Basis makroökonomischer Prognosen soll das Tool die Identifikation einer etwaig vorliegenden Sonderkonstellation im Hinblick auf die Einjahres-PD und somit die Plausibilisierung der Angemessenheit der aktuellen Ratings ermöglichen. Zudem sollen über das Tool auch Parameter für eine etwaige Anpassung der Mehrjahres-PD-Profile ermittelt werden können. Abb. 02 RSU Ratingverfahren - Reagibilität Banken Developed Countries 1,75 1,25 0,75 0,25 -0,25 Corporates Privates 1,00 0,50 0,00 -0,50 Internationale Immobilienfinanzierungen 1,50 1,00 0,50 0,00 -0,50 -1,00 Schiffsfinanzierungen 4,00 3,00 2,00 1,00 0,00 -1,00 Ausfallrate in % Durch. Migration in Notches (rechte Achse)
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