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RISIKO MANAGER 08.2016

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RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

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14 RISIKO MANAGER 08|2016 Schocks durch Skalierung [vgl Jorion 2011, S. 297] der Tageserträge auf 250 Handelstage (Haltedauer), » Ermittlung der Szenario-Zero-Bond-Renditen (Swap und Swapspread), » Ermittlung der Szenario-Volatilitäten und » Bewertung des Kapitalmarktfloaters mit den Szenario-Zero-Bond-Renditen und Szenario-Volatilitäten [vgl. Kronenberg 2016, S. 56]. Auf diese Art und Weise werden geschockte Dirty Values für unterschiedliche Szenario-Tage mit ihren Szenario-Gewinnen bzw. Szenario-Verlusten auf Basis der Kurshistorie der letzten z. B. 2.500 Handelstage wiederholt berechnet und es ergibt sich aus dem Szenario-Verlust des fünfundzwanzigstkleinsten geschockten Dirty Values der Value At Risk für das Konfidenzniveau von 99 Prozent [vgl. Kronenberg 2016, S. 56]. Zusammenfassung der Ergebnisse (Fazit) und Ausblick Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass professionelle Risikomanager als Leser des Bewertungsbeispiels hierauf aufbauend von Kapitalmarktfloatern betroffene Bereiche (Trading, Risikomanagement und Reporting), die jeweils institutsindividuell ein ganzes System mit Strategie, Prozessen, Systemen (z. B. Bereitstellung von Marktdaten und Integration in IT-Landschaft) und Menschen spezifisch beeinflussen, gemäß MaRisk adressieren können. So können beispielsweise Investoren aufsichtskonform die Bewertung eines Kapitalmarktfloaters unter Berücksichtigung des sogenannten Convexity Adjustments durchführen und somit regelkonform die Kursrisiken eines Kapitalmarktfloaters mit dem Risikomaß Value at Risk auf Basis von Kurshistorien durch eine (mehrfache) Bewertung der verbrieften Zahlungen für Zinsen und Tilgung auf Basis der aktuellen Zero-Bond-Renditen (Swap und Swapspread) bzw. Volatilitäten und der geschockten Zero-Bond-Renditen bzw. Volatilitäten quantifizieren. Dabei kommt der Wahl der für die Kursrisikomessung zuständigen Mitarbeiter eine entscheidende Bedeutung zu, da sich Kreditinstitute bereits im Vorfeld des erstmaligen Erwerbs oder der Emission derartig komplexer Produkte Gedanken über deren Abbildung in den Risikosteuerungs- und -controlling-Prozessen machen müssen und damit die oben aufgezeigten Betrachtungen beispielsweise in einer Testphase, in der der Handel auf ein notweniges Maß eingeschränkt wird [vgl. zum Genehmigungsverfahren Boc/Horstmann/Sperling 2008, S. 1243], durchzuführen haben. In Zukunft ist aufgrund der hierfür in den Risikocontrollingeinheiten erforderlichen Kenntnisse, z. B. aus dem Themenbereich Asset Pricing, mit einer weitergehenden Akademisierung zu rechnen, um den schon heute bestehenden aufsichtsrechtlichen Erfordernissen Genüge zu tun. Dieser Prozess wird sich darüber hinaus durch neue Anforderungen der MaRisk verstärken wie z. B. die derzeit zur Konsultation gestellte Notwendigkeit, Produkte wie Kapitalmartfloater, die über einen längeren Zeitraum nicht mehr Gegenstand der Geschäftstätigkeit waren, aus dem Produktkatalog zu streichen. Unter Berücksichtigung der enormen internationalen Dynamik in den Regulierungsprozessen sowie der Regelungsdichte für Investoren in Kapitalmarktfloatern ist die fehlende empirische Forschung zu den Anpassungen im Nachfrageverhalten der z. B. nach Art, Umfang und Komplexität ihrer Handelsgeschäfte differenzierten Kreditinstitute überraschend. Dies gilt ebenso für die Frage, ob kleinen Instituten aufgrund aufsichtsrechtlicher Erfordernisse der Zugang zu z. B. für die Zeit nach dem Niedrigzinsumfeld interessanten Kapitalmarktfloatern aufsichtsrechtlich versperrt wird und in welchem gesamtwirtschaftlichen Verhältnis die sich hieraus ergebenden sozialen Kosten und Nutzen stehen. Zukünftige Analysen sollten daher dieses Thema aufgreifen. Quellenverzeichnis sowie weiterführende Literaturhinweise: Alfes, R./Oehm, P. (2013): Abbildung von Kapitalmarktfloatern im Risikomanagement, in: Risikomanager, 8. Jg. 2013. Becker, H. P. (2013): Investition und Finanzierung: Grundlagen der betrieblichen Finanzwirtschaft, 6. Auflage, Wiesbaden: Springer-Gabler, 2013. Benhamou, E. (2000): A Martingale Result for Convexity Adjustment in the Black Pricing Model, London: LSE Working Paper, 2000. Boc, N. H./Horstmann, K. -P./Sperling, J. (2008): Umsetzung der Banken- und Kapitaladäquanzrichtlinie und deren Weiterentwicklung für den Warenhandel, in: Energiewirtschaft [Hrsg.: Bartsch, M./ Röhling, A./ Salje, P./ Scholz, U.], 2. Auflage, Köln: Heymanns, Carl, 2008. Deutsche Bundesbank (2013): Monatsbericht März 2013, http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/ Veroeffentlichungen/Monatsberichtsaufsaetze/2013/2013_03_risiktragfaehigkeit.pdf?__blob=publicationFile, abgerufen am 25.11.14. Hering, T. (1997): Arbitragefreiheit und Investitionstheorie, Greifswald: Veröffentlichungen des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Betriebliche Finanzwirtschaft, insbesondere Unternehmensbewertung, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, 1997. Hull, J. C. (2015): Optionen, Futures und andere Derivate, Hallbergmoos: Pearson Studium, 2015. Keller, T. (2001): Zur Bewertungstheorie von Angebotsoptionen im Kreditgeschäft, Dortmund: Universitätsbibliothek Technische Universität Dortmund, 2001. Jorion, P. (2011): Financial Risk Manager Handbook Plus Test Bank, 6. Auflage, Hoboken: John Wiley & Sons, 2011. Kronenberg, S. (2016): Historische Simulation zur Quantifizierung des Kursrisikos eines Pfandbriefes, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 45. Jg. 2016. Kruse, S. (2014): Aktien-, Zins- und Währungsderivate: Märkte: Einsatzmöglichkeiten, Bewertung und Risikoanalyse, Wiesbaden: Springer Gabler, 2014. 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Autor: Sven Kronenberg, Senior Analyst Banking & Regulation, RWE Group Business Services GmbH Anmerkung: Die Meinungen in diesem Beitrag liegen in der alleinigen Verantwortung des Autors und sollten nicht interpretiert werden als Wiedergabe der Ansichten irgendeiner Institution oder anderen Person.

15 RISIKO MANAGER: Im Dialog ... Dr. Martin Hellmich, Karl Friedrich Hagenmüller-Professur für Financial Risk Management, Frankfurt School of Finance & Management. Welches methodische Wissen würden Sie gerne mit der Praxis teilen? Wir haben die letzten Jahre intensiv an einem Eurosystem-Projekt (CEPH/Common European Pricing Hub) gearbeitet und dabei für notenbankfähige Wertpapiere (Eligible Asset Database/EADB) sehr viele methodische Erkenntnisse gewonnen bzgl. des Zusammenhangs von Preisdynamiken und der Schätzung von Liquiditätshorizonten gewonnen. Diese Erkenntnisse lassen sich in der Praxis insbesondere im Kontext der Implementation der unter „Fundamental Review of the Trading Book“ geltenden Anforderungen sinnvoll anwenden. An welchen Fragen im Bereich des Risikomanagements forschen Sie aktuell? » Systemische Risiken und Financial Networks » Handelsbücher: Kreditrisiken und Liquiditätsrisiken, geeignete mathematische Verfahren zur Bestimmung von Expected Shortfall und Incremental Default Measure Welches kürzlich erschienene Forschungspapier/Buch/Resultat einer/s Kollegin/en hat Sie besonders beeindruckt? Laurent/Sestier/Thomas-Simonpoli: Trading Book and credit risk – how fundamental is the Basel review? Welche Themenfelder/ Methoden des Risikomanagements könnten zukünftig an Bedeutung gewinnen? » Network Dynamics: Game theoretic approaches » Financial Network Models » Auswirkungen von regulatorischen Rahmenbedingungen auf Network Dynamics » Netzwerktopologien und systemische Risiken » Systemische Risiken und Resonanzeffekte/Feedback-Loops in Netzwerken Was motiviert Sie, über den akademischen Tellerrand zu schauen? Gerade in Gebieten wie Finanzmathematik/Quantitative Methoden und Risikomanagement kommen die akademischen Fragestellungen überwiegend aus der Praxis. Bisher war es immer so, dass Entwicklungen aus der Praxis sich dann zu akademischen Problemen entwickelten. Die Erfahrungen der jüngsten Finanzkrise verändert nicht nur das Finanzsystem fundamental, es werden auch viele bisher in der akademischen Welt verwendete Denkansätze verschwinden oder grundsätzlich modifiziert werden müssen. Insofern entwickeln sich unsere Disziplinen in einem sehr lebhaften Wechselspiel mit der Praxis, und es ist somit für uns sehr wichtig, diese Anregungen immer sehr frühzeitig und direkt zu erhalten. Welche Inhalte im Umfeld des Risikomanagements werden Studierenden an Ihrer Universität angeboten? Ein sehr breiter Fächerkanon, welcher alle wesentlichen Finanzprodukte/-derivate, Risikoarten und ihr Management, Regulatorische Rahmenbedingungen, Corporate Governance, Compliance und Ethik umfasst. Quantitative Methoden und Modelle … … werden sich, insbesondere im Kontext moderner Methoden zur Verarbeitung gewaltiger Datenmengen, enorm weiterentwickeln und ihre ohnehin starke Bedeutung wird noch zunehmen. Auch die momentan beobachtbare Tendenz der Aufsichtsbehörden, die Relevanz von internen Methoden in Banken zu reduzieren, wird diese Entwicklung nicht aufhalten. Erfolgreiches Risikomanagement … … berücksichtigt die Bedeutung makroprudentieller Stressszenarien. Darüber hinaus ist es sich der Schwäche traditioneller Risikomodelle, welche auf nicht hinreichenden Daten- und IT-Infrastrukturen umgesetzt sind, bewusst und besitzt die Bereitschaft, innovative mathematische und IT-Konzepte umzusetzen. Meine besten Ideen habe ich … … wenn ich mich mit meinem wichtigsten Hobby, nämlich naturwissenschaftlichen und mathematischen Fragestellungen, beschäftige. In 50 Jahren … … gehe ich davon aus, dass die von Ray Kurzweil in seinem Buch „The Singularity Is Near“ beschriebene Vision zur (virtuellen) Realität geworden ist.

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