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RISIKO MANAGER 07.2015

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24 Ausgabe 07/2015 [

24 Ausgabe 07/2015 [ buchbesprechung ] Ernst Kurzmann/Erwin Langmann Supply Chain Management: Wie Sie mit vernetztem Denken im 21. Jahrhundert überleben Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt 2015, 230 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 978-3-95601-089-7 r Supply Chain Management (SCM) hat seine Wurzeln in der betriebswirtschaftlichen Disziplin Logistik und ist ein prozessorientierter Managementansatz, der alle Flüsse von Rohstoffen, Bauteilen, Halbfertig- und Endprodukten und Informationen entlang der Wertschöpfungs- und Lieferkette (Supply Chain) vom Rohstofflieferanten bis zum Endkunden umfasst. Mit SCM wird vor allem das Ziel der Ressourcenoptimierung für alle an der Supply Chain beteiligten Unternehmen verfolgt. Im ersten, kleinen Entwicklungsschritt von Logistik zu Supply Chain Management wurde eine Warenbewegung über mehr als einen Abschnitt betrachtet. Aus mehreren Abschnitten wurde die Lieferkette, deren Optimierung schon eine erheblich größere Aufgabe war. Viele sprechen in diesem Stadium noch immer von Logistik. Optimieren, aber worauf hin? Mit dieser Frage erhebt sich Supply Chain Management über die Logistik hinaus. Zu vielschichtig ist die Problemstellung, als dass es eine einzige richtige Antwort gibt, so die Autoren. „Es geht nicht darum, die Aufgabe richtig zu erfüllen, also effizient zu sein, sondern die richtigen Aufgaben zu identifizieren und diese zu erfüllen. Es geht um Effektivität.“ Das klare strategische Ziel des Supply Chain Management heißt Kundennutzen und in der Konsequenz Unternehmensgewinn. Das Ziel, alle unternehmerischen Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette (synonym wird auch von Supply Chain, Lieferkette, Leistungskette oder auch Netzwerk gesprochen) auf den Kundennutzen auszurichten, erfordert neues Denken und Handeln in erweiterten Systemen, so die Forderung der Autoren Kurzmann und Langmann. Nicht nur einzelne Unternehmen, sondern ganze Wertschöpfungsnetze agieren im globalen Wettbewerb. So entstehen neue Märkte mit neuen Regeln und neuen Chancen. Darüber hinaus lässt sich mit Supply Chain Management die Verantwortung für die Nachhaltigkeit von Produkten und Leistungen in Wirtschaft und Gesellschaft durchsetzen. Die Autoren sind davon überzeugt, dass die Beschäftigung mit der „Idee“ Supply Chain Management in der dargestellten Form so manches Fundament erschüttern wird. Im Bereich SCM gibt es keine smarten To-Do-Listen, sondern universell einsetzbare Handlungsoptionen und zahlreiche Bestof-Beispiele. Zu unterschiedlich sind die Glieder der Lieferkette und die Elemente der Liefernetzwerke. SCM lässt sich weder eindimensional noch sequenziell erfassen. Die im Buch enthaltenen Inhalte sind daher eher als Landkarte zu betrachten. Diese Landkarte weist „Aussichtspunkte“ in Form von Kapitelüberschriften aus. Die Reihenfolge, in der man von diesen Punkten auf Supply Chain Management blickt, ist nebensächlich. Unter Einbeziehung der Ökonomie und der Darstellung von konkreten Strategien, Methoden und Werkzeugen wird ein Gesamtbild gezeichnet. Supply Chain Management ist kein geschlossenes Konzept. Zur praktischen Umsetzung liefert das Buch Hinweise und Vorschläge zu Methoden und Werkzeugen. In weiten Teilen unscharf, falsch und auch ein wenig theoretisch wird das Buch im Kapitel 7 „Managen von Risiken und Nachhaltigkeit in Supply Chains“. Hier werden die Begriffe Gefahr, Risiko, Schwachstelle und Bedrohung munter durcheinandergewürfelt und alles andere als sauber abgegrenzt. Hinsichtlich der Bewertung verweisen die Autoren darauf, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit berechnet oder geschätzt wird. Die skizzierte Umrechnung einer Häufigkeit (Risiko tritt alle zehn Jahre ein bzw. Risiko tritt alles 100 Jahre ein) in eine Eintrittswahrscheinlichkeit ist methodisch nicht korrekt. Dies wäre den Autoren aufgefallen, wenn sie ein Risiko betrachtet hätten, dass häufiger als nur einmal in einem Jahr eintritt. Der Hinweis der Autoren auf das „gute Bauchgefühl“ hilft hier in der Praxis nicht wirklich weiter. Auch der Ausflug in die Welt der Stochastik geht mächtig schief. „Die Poissonverteilung ist eine gute Annäherung der Risikoverteilung seltener Ereignisse. […] Die Varianz ergibt sich bei der Poissonverteilung durch die Wurzel aus dem Mittelwert.“ Korrekt ist, dass mithilfe der (diskreten) Poissonverteilung die Anzahl bzw. Häufigkeit von Ereignissen modelliert werden kann, die mit konstanter Rate und unabhängig voneinander in einem festen Zeitintervall oder räumlichen Gebiet eintreten. Die Seltenheit ist in diesem Kontext irrelevant. Der Parameter Lambda ist der einzige Parameter der Poissonverteilung, der gleichzeitig Erwartungswert und Varianz der Verteilung ist. Die Wurzel aus dem Mittelwert ergibt nicht, wie von den Autoren behauptet, die Varianz. Andere für die Praxis des SCM relevante Verteilungen, wie etwa die Compound-Verteilung, die PERT- bzw. Dreiecksverteilung werden mit keinem Wort erwähnt. Insbesondere die Compound-Verteilung ist von hoher praktischer Relevanz, da hier zwei Verteilungen (beispielsweise die Poissionverteilung für die geschätzte Häufigkeit von Ereignissen sowie eine PERT-Verteilung für die Schätzung der Schadenshöhe) kombiniert werden. Der Praktiker im SCM wird mit diesem Kapitel nur wenig anfangen können. Trotz dieser Einschränkung kann das Buch als kompakte und allgemeinverständliche Einführung in das Thema Supply Chain Management empfohlen werden. In einer neuen Auflage wäre es wünschenswert, wenn das Buch – zum gezielten Nachschlagen – durch einen Index ergänzt würde. (Frank Romeike) RISIKO MANAGER Rating: Praxisbezug: rrrqq Inhalt: rrrqq Verständlichkeit: rrrrq Gesamtwertung: rrrqq

25 Neuer Baseler Standardansatz Überarbeitung des Kreditrisikostandardansatzes Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht beschloss im Dezember 2014, eine erste Konsultationsrunde bezüglich eines detaillierten Vorschlags zur Gesamtüberarbeitung des Kreditrisikostandardansatzes (KSA) durchzuführen. Dabei steht der weitgehende Verzicht von Bonitätsbeurteilungen externer Ratingagenturen bei der Risikogewichtung von Forderungen im Vordergrund. Die Konsultation soll Klarheit darüber schaffen, ob externe Bonitätsbeurteilungen tatsächlich entbehrlich sind. Zugleich werden vorgeschlagene Äquivalente des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht auf den Prüfungstand gestellt. Im Jahr 2014 hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht eine Task Force Standardised Approach (TFSA) eingerichtet und dieser die Aufgabe übertragen, Vorschläge zur Gesamtüberarbeitung des KSA (vgl. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, 2014a) zu erarbeiten. Neben den Bestrebungen zur Reduzierung der Abhängigkeit von externen Ratings, lag das Hauptaugenmerk auf der Untersuchung des Grundprinzips der Risikogewichtung im KSA sowie dessen Beurteilung der Praktikabilität für die Gegenwart und unmittelbare Zukunft. Des Weiteren sollen bestehende Unterschiede in nationalen Umsetzungen verringert und die Vergleichbarkeit der Risikogewichtung zu dem auf internen Ratings basierenden Ansatz (Internal Ratings-Based Approach, IRBA) erhöht werden. Neben grundsätzlichen Anpassungen der Risikogewichtsermittlung in den relevanten Forderungsklassen werden zudem überarbeitete Umrechnungsfaktoren (Credit Conversion Factor, CCF) für außerbilanzielle Positionen sowie Standard-Haircuts für anrechenbare Sicherheiten im Rahmen der Kreditminderung vorgeschlagen. Bereits im Jahr 2010 hat der Rat für Finanzstabilität Grundsätze zur Verringerung des Rückgriffs auf externe Ratings herausgegeben, welche auf dem G20-Gipfel in Seoul gebilligt wurden. In der Verordnung (EU) Nr. 462/2013 wurden die einzuleitenden Maßnahmen verankert. Die europäische Kommission wurde mit der Prüfung beauftragt, sämtliche Bezugnahmen auf externe Bonitätsbeurteilungen zu aufsichtsrechtlichen Zwecken zu beleuchten. Das Ziel ist dabei „[...] bis 1. Januar 2020 alle Vorschriften im Unionsrecht zu streichen, die die Nutzung oder Abgabe von Ratings zu aufsichtsrechtlichen Zwecken erfordern oder gestatten, sofern geeignete Alternativen für die Bewertung des Kreditrisikos gefunden oder umgesetzt werden“ (vgl. 462/2013/EU, Art. 5c). Demnach müsste somit der Erstanwendungszeitpunkt für die überarbeiteten KSA-Regeln nach EU-Umsetzung der 1.Januar 2020 sein. Nach Meinung der Autoren dieses Artikels ist die Erstanwendung schon ab 1.Januar 2018 möglich. Einerseits bildet der neue KSA mit den neuen Standardansätzen zum Markt-, Kontrahenten- und operationellem Risiko (vgl. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, 2014c) die Basis zur Ermittlung der neuen Capital Floors (vgl. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, 2014b), andererseits hat die EU-Kommission dem Europäischen Rat und dem Parlament einen Bericht gemäß Art. 500 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013/EU (Capital Requirements Regulation, CRR) vorzulegen, welcher wiedergibt, inwieweit die aktuell gültige Regelung der Basel-I-Untergrenze unter der Berücksichtigung internationaler Entwicklungen und vereinbarter internationaler Standards über den 31.Dezember 2017 hinaus anzuwenden ist. Soll eine Verlängerung über den 31. Dezember 2017 hinaus erfolgen und die Basel-I-Untergrenze durch den neuen Capital Floor ersetzt werden, so müsste die Implementierung der beiden Überarbeitungen auf EU-Ebene gleichzeitig erfolgen. Vorausgesetzt ist jedoch, dass die neuen Regeln bis zu dem Zeitpunkt fertig konsultiert, in die Baseler Standards gegossen und in der EU zur Umsetzung gebilligt worden sind. Die Überarbeitung des KSA ist als ein Teil eines Gesamtüberarbeitungspakets des Baseler Ausschusses zu sehen. Neben den beiden oben genannten Konsultationen werden nahezu gleichzeitig die neuen Standardansätze für Markt-, Kontrahentenund operationelle Risiken diskutiert (vgl. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, 2014c). Kalibrierung der Methodik Im Juli 2014 wurde eine erste Auswirkungsstudie (Quantity Impact Study, QIS) durchgeführt und darauf basierend Alternativvorschläge für die Ermittlung von Risikogewichten für das Kreditrisiko erarbeitet. Für die KSA-Forderungsklassen „Risikopositionen gegenüber Instituten“, „Risikopositionen gegenüber Unternehmen“, „Risikopositionen aus dem Mengengeschäft“ und „durch Immobilien besicherte Risikopositionen“ wurden die Risikotreiber identifiziert sowie die Höhe der Risikogewichte abgeleitet. Darüber hinaus hat die TFSA zahlreiche Vorschläge zur Höhe des CCF, der aufsichtlichen Standard-Haircuts sowie zur Risikogewichtung der Forderungen gegenüber Spezialfinanzierungen unterbreitet, welche einzig und allein von der Art der Spezialfinanzierung abhängig sind. Die Bestimmung der Risikogewichte für Forderungen gegenüber Zentralstaaten und Zentralbanken sowie Regionalregierungen, lokalen Gebietskörperschaften und sonstigen öffentlichen Stellen, welche bislang mit dem Risikogewicht des Sitzstaats gewichtet wurden, werden im Konsultationspapier nicht betrachtet. Die Risikogewichte für diese KSA-Forderungsklassen sollen weiterhin auf Basis externer Bonitätsbeurteilungen abgeleitet werden können. Außerdem strebt der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht in naher Zukunft eine umfassende Gesamtüberprüfung der Staatsrisiken an.

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