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RISIKO MANAGER 06.2019

RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

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28 RISIKO MANAGER 06|2019 Abb. 01 Innertägige Entwicklung der Liquidität auf Korrespondenz- und Zentralbankkonten Liquiditätsverwendung » Daily maximum intraday liquidity usage: Largest positive/negative net cumulative position Täglich maximaler Liquiditätseinsatz: größte positive/ negative kumulierte Position » Total gross payments sent/ received Erhaltene/geleistete Bruttogesamtzahlungen » Total value of time-specific obligations Gesamtwert zeitspezifischer Verpflichtungen » Intraday throughput Innertägiger Durchsatz Liquidität Tageszeit Verfügbare Liquidität » Balance with the correspondent bank Saldo bei der Korrespondenzbank » Central bank reserves Zentralbankreserven » Collateral pledged at the central bank/ancillary systems Bei der Zentralbank/bei Nebensystemen hinterlegte Sicherheiten » Unencumbered liquid assets on a bank's balance sheet Unbelastete bilanzielle liquide Vermögenswerte » Total credit lines available Gesamte, verfügbare Kredit linien » Balances with other banks Salden bei anderen Banken Zusatzanforderungen für Institute, die ihrerseits Korrespondenzbankdienstleistungen anbieten » Value of payments made on behalf of correspondent banking customers Wert der im Auftrag von Korrespondenzbankkunden geleisteten Zahlungen » Total value of credit lines extended to customers (of which used at peak usage) Gesamtbetrag der an Kunden vergebenen Kreditlinien (davon Spitzeninanspruchnahme) respondenzbankkonten bekannt, die Abwicklungszeitpunkte dieser Bewegungen sind aber in aller Regel unbekannt und müssen erst noch erhoben werden. Und diese Erhebung sollte nicht unterschätzt werden. Es geht um sehr große externe Datenmengen, über deren Qualität man nur geringe oder gar keine Kontrolle hat. Damit stellt sich bei jedem Datenqualitätsproblem die Frage, ob man intern damit umgehen kann oder mit der jeweiligen Korrespondenzbank einen unter Umständen aufwändigen Klärungsund Anpassungsprozess beginnt. Das Problem der Buchungszeitpunkte Die Idee, dieses Problem zu umgehen, indem nur die interne Sicht verwendet und die Buchungszeitpunkte auf den internen Spiegelkonten betrachtet werden, ist problematisch. Zum einen ist zu erwarten, dass die Buchungszeitpunkte auf den internen Spiegelkonten gravierend von den tatsächlichen Abwicklungszeitpunkten abweichen und so zu völlig anderen innertägigen Saldoverläufen und damit verbundenen Kennzahlen führen. So ist es keine Überraschung, wenn die internen Systeme alle Buchungen eines Tages zu einem festen (Verarbeitungs-)Zeitpunkt vornehmen – und die daraus resultierende Verlaufskurve der einer einzigen großen Nettozahlung entspricht. Zum anderen sind es gerade unerwartet ausbleibende Eingänge und intern nicht oder nicht korrekt gebuchte, aber dennoch beauftragte Ausgänge, die zu innertägigen Engpässen führen. Solche Verwerfungen fallen bislang erst in der Kontenabstimmung am Tagesende auf, bei der die internen Kontoauszüge der Spiegelkonten mit

ERM REGULIERUN 29 den Kontoauszügen der Korrespondenzbanken abgeglichen werden. Die Auswirkungen auf die innertägigen Saldoverläufe sind aber nur sichtbar, wenn die zeitlich aufgelöste externe Sicht auf die Korrespondenzbankkonten ermöglicht wird. Welche Möglichkeiten bietet TARGET2? Für die TARGET2-Konten gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese zeitaufgelöste Sicht herzustellen. Die Möglichkeit, die die größte Flexibilität bietet und zugleich die höchsten technischen Anforderungen stellt, ist eine Application-to-Application-Anbindung (A2A) an TARGET2. Hierüber können nicht nur innertägig beliebig oft in Echtzeit die abgewickelten Transaktionen abgerufen werden, sondern auch Informationen zum Saldo und zu erhaltenen Kreditlinien. Weitere Möglichkeiten bestehen zum einen in SWIFT-Bestätigungen, – wobei zu berücksichtigen ist, dass die Form und die Verwendung der SWIFT-Nachrichten durch die Bundesbank geringfügig vom SWIFT-Standard abweichen – zum anderen kann der sogenannte Detailed Transactions Report der Bundesbank, der alle Umsätze des Zahlungsverkehrskontos (PM-Konto) zusammen mit den zeitlichen Buchungsinformationen enthält, verwendet werden. Dieser Report ist allerdings erst am Tagesende verfügbar – und liegt nur in einem umständlich zu verarbeitenden Format vor. Was leisten die Korrespondenzbanken? Bei Korrespondenzbanken muss zunächst mit jeder einzelnen abgestimmt werden, welche Möglichkeiten bestehen. Dienstleisterspezifische Tagesendkontoauszüge, die auch zeitliche Informationen zu den Umsätzen enthalten, können eine Lösung sein, wenn nur wenige Konten relevant sind. Auch dann sollte man aber den internen technischen Aufwand, diese individuellen Kontoauszüge zu verarbeiten, nicht unterschätzen. Ist dies keine valide Option, bietet der SWIFT-Standard zwei Möglichkeiten. Einerseits können präzise Informationen über innertägig versendete Buchungsbestätigungen ermittelt werden (MT900 und MT910). Diese Option bieten jedoch nicht alle Korrespondenzbanken, und unter Umständen können auch nur bestimmte Umsätze in dieser Form bestätigt werden. Alternativ können zeitliche Informationen aus innertägig versendeten vorläufigen Kontoauszügen (MT942) approximiert werden. Diese sind in der Regel vollständig, da sie meist wie die Tagesendkontoauszüge aus dem Hauptbuch generiert werden. Falls beides zur Wahl steht, ist meist eine klassische Abwä - gung zwischen Genauigkeit (MT900/910) und Vollständigkeit (MT942) erforderlich. Da einige Korrespondenzbanken durchaus einen Listenpreis von einem Euro pro MT-Nachricht verlangen, sollte man sich auf Preisverhandlungen einstellen. Sind alle Daten verfügbar, fehlt nur noch eine Anwendung, die die Daten zu fertigen Berichten verarbeiten kann. Selbstredend behaupten etliche Anbieter, ihre Anwendungen würden die Anforderungen vollumfänglich abdecken. In Abwesenheit einer verbindlichen regulatorischen Vorgabe bedeutet das aber in der Regel nur, dass die Interpretation der Anforderungen durch die bisherigen Kunden des Anbieters vollumfänglich abgedeckt wird. Hier lohnt es sich also, genau hinzuschauen, ob sich die eigenen Anforderungen und die Möglichkeiten der angebotenen Softwarelösungen decken.

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