Aufrufe
vor 6 Jahren

RISIKO MANAGER 06.2017

  • Text
  • Gesundungen
  • Banken
  • Risiko
  • Institute
  • Gesundungswahrscheinlichkeit
  • Anforderungen
  • Perioden
  • Periode
  • Ausfallperiode
  • Risiken
RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

30

30 RISIKO MANAGER 06|2017 Supervisory Review and Evalutation Process Säule 1 Plus: Herausforderung für Kreditinstitute Ende 2014 hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Aufsicht über systemrelevante Kreditinstitute in Europa übernommen. Weniger bedeutende Institute stehen nach wie vor unter Aufsicht der nationalen Behörden. In dem Zuge sind neue Richtlinien von der European Banking Authority (EBA) veröffentlicht worden, nach denen die systemrelevanten Institute beaufsichtigt und geprüft werden sollen. Dieser Aufsichtsprozess SREP (Supervisory Review and Evalutation Process) ruht nach wie vor auf den drei Säulen, die die Basel-Übereinkünfte festlegen: Eigenkapitalunterlegung, Prüfung durch die Aufsicht und Meldungen an die Behörden.

Regulierung 31 Neu ist die Philosophie, die über die strikte Einhaltung von Kennziffern in Säule 1 hinausgeht und mehr auf Prozesse zur Risikominimierung achtet, nicht. Allerdings kann nun der Aufsichtsprozess aus Säule 2 heraus selbst auf die erforderliche Kapitalunterlegung, die Säule 1, wirken, indem die Behörden höhere Eigenkapitalquoten zur Risikodeckung anordnen können. Die bisherigen Vorgaben zur Risikomessung und Kapitalunterlegung innerhalb der Säule 1, festgelegt in den Capital Requirements Regulation (CRR), haben nicht nur Schwächen, weil sie nicht alle Risikoarten und damit mögliche Risikoquellen erfassen, sondern weil sie nur eine relativ grobe Quantifizierung des Risikos zulassen. Dies liegt beispielsweise an der festgelegten und schablonenhaften Anwendung von Risikomaßen je nach Art der Gegenpartei. Interne Risikomaße, wie beispielsweise Value-at-Risk (VaR) messen in ihrer Anwendung deutlich mehr Risiken unter feiner abgestimmter Quantifizierung. Die RWA-Formel zur Ermittlung der risikogewichteten Aktiva (Risk-weighted Assets) gemäß der Vorgaben in Säule 1, basiert auf einem Multifaktor-Ansatz, der beispielsweise nur implizit Klumpenrisiken und das Migrationsrisiko aus der Restlaufzeit abschätzt. Unter den CRR sind aufsichtliche Vorgaben also nur eine grobe Einschätzung des tatsächlichen Risikos. Institute nutzen intern für ihre Risikosteuerung fortgeschrittenere und feiner abgestimmte Ansätze. Darauf baut der neue Aufsichtsprozess auf. Ziel der Aufsicht sind die Anwendung besserer Verfahren und eine genauere Messung des tatsächlichen Risikos. Darüber hinaus wird ein einheitlicher Aufsichtsmechanismus, der Single Supervisory Mechanism [SSM], angestrebt, denn dieser gilt als wesentlicher Faktor zur Erreichung von mehr Stabilität im Bankensektor [vgl. Nouy 2016]. Wesentliche Herausforderungen für die Institute entstehen nun durch die nachgelagerte Anforderung an die Kapitalunterlegung aus dem Prüfungsprozess. Denn einerseits ist diese im laufenden Betrieb noch nicht bekannt, und andererseits werden die Methoden der Wettbewerber mit einbezogen. So können in sich konsistente Steuerungsprozesse und Methoden von Abb. 01 Overall Score SREP schematisch Quelle: Quintana (2015). Risk Category Scores: Element 1: BMA Element 2: Internal governance Element 3: Capital adequacy (o/w Credit, Market, and Operational risks, and IRRBB) Element 4: Liquidity risk den Aufsichtsbehörden als unzureichend eingestuft werden, wenn Wettbewerber vermeintlich fortschrittlichere Methoden anwenden. Auch hier ist erst im Nachhinein klar, nach welchen Maßstäben die individuellen Prozesse bewertet werden. Der Aufsichtsprozess SREP und erweiterte Prüfungen Im Fokus der aufsichtlichen Überprüfung steht ein ganzheitlicher Ansatz, der die individuelle Risikosituation der Institute würdigen soll. Aus dieser Einschätzung wird nun, im Unterschied zur bisherigen Praxis, gegebenenfalls eine höhere Eigenkapitalunterlegung für die von der Aufsicht ermittelten Risiken, der sogenannte SREP-Zuschlag, gefordert. Schematisch dargestellt ist dieser Ansatz in Abb. 01. Die Eckpfeiler dieses Aufsichtsprozesses SREP sind » eine quantitative Betrachtung basierend auf den internen Kapital- und Liquiditätsberichten, Thematic analyses (e.g. NPL, FX Lending, ROA, ICAAP, Stress test, Implementation of capital plan, Liquidity...) Peer analyses (e.g... GSIBs, Retail lenders, Custodians...) Comparison with US and UK banks, Rating agencies, 2014 SREP... SREP Decisions (Capital measures, liquidity measures and other supervisory measures) Risk Controll (RC) assessment* Risk Level (RL) assessment* Combined assessment (RC + RL) » qualitative Betrachtung der Steuerungsprozesse, » eine Einbeziehung des Risikoappetits und Geschäftsmodells und außerdem » die Einordnung der Risikosituation und Güte der internen Prozesse anhand von Vergleichen mit ähnlichen Instituten (Peer Group). Abb. 01 stellt den horizontalen und übergreifenden Mechanismus der Aufsicht dar. Benotet werden die vier Elemente Geschäftsmodell, Interne Prozesse, Kapitaladäquanz und Liquidität, wobei in diese jeweils einzelne Note eben auch Quervergleiche und exogene Informationen einfließen, und die Höhe und Kontrolle des Risikos entsprechend beurteilt wird. All diese Komponenten werden zu einer Gesamtnote zusammengefügt. Die EZB überwacht dabei die großen und systemrelevanten Institute, während die Beaufsichtigung der weniger bedeutenden Institute (Less Significant Institutes, LSIs) in den Händen der nationalen

RISIKO MANAGER

 

Copyright Risiko Manager © 2004-2017. All Rights Reserved.