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RISIKO MANAGER 06.2017

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10 RISIKO MANAGER 06|2017 Abb. 04 Schätzungen des ELL – Gesundungswahrscheinlichkeit 50 Prozent Gesundungswahrscheinlichkeit 50 Prozent a) Sämtliche Gesundungen in Ausfallperiode b) Gesundungen in Ausfall-/Folgeperiode 50/50 0.01 0.05 0.10 0.20 0.01 0.05 0.10 0.20 c) Gesundungen in Ausfall-/Folgeperiode 70/30 d) 50 | 30 | 15 | 5 0.01 0.05 0.10 0.20 0.01 0.05 0.10 0.20 0 5,000 10,000 15,000 20,000 0 5,000 10,000 15,000 20,000 Realisierter Verlust ELL Survival-Logik ELL einfache Gesundungslösung ELL differenzierte Gesundungslösung rung zwischen Abb. 04 und Abb. 05) und dem Anteil der Gesundungen, die erst nach mehreren Perioden stattfinden. Hier gilt, dass die Überschätzung mit steigender PD, einer zunehmenden Gesundungswahrscheinlichkeit und einem steigenden Gewicht von Gesundungen, die nicht bereits in der Ausfallperiode stattfinden, zunimmt. Zuletzt bezeichnet der grüne Punkt jeweils das erwartete Verlustniveau, das resultiert, wenn die marginale PD anhand der Methode berechnet wird, nach welcher alle relevanten Vorperioden bei der Berechnung der Bestandswahrscheinlichkeit Berücksichtigung finden. Es ist unmittelbar ersichtlich, dass durch dieses Verfahren eine unverzerrte Schätzung des Expected Lifetime Loss gewährleistet wird. Bereits die Analysen im ersten Teil dieses Artikels [vgl. Haas/Huergo/Niedergesäss/ Schmid 2017, S. 34 ff.] haben gezeigt, dass in Portfolien mit einer sehr geringen Gesundungsquote und einer geringen Ausfallrate, der Expected Lifetime Loss nur wenig unterschätzt wird, falls Gesundungen nicht berücksichtigt werden. In der Praxis kann deshalb für solche Portfolien die Ereigniszeitanalyse ein geeignetes Instrumentarium zur Berechnung marginaler PDs bieten. Eine Indikation, ob Gesundungen von Relevanz sind, bietet die Simulationsstudie im ersten Teil dieses Artikels. Diese zeigt, dass mit einem ansteigenden Anteil an Gesundungen diese auch bei der Berechnung der marginalen PD Berücksichtigung finden müssen. Die Notwendigkeit einer Berücksichtigung verstärkt sich zudem mit einem ansteigenden PD-Niveau. Die Unterschätzung des Expected Lifetime Loss kann vermieden werden, falls bei der Berechnung der marginalen PD Gesundungen sachgerecht einbezogen werden. Dies wird anhand einer vereinfachten sowie einer differenzierteren Berücksichtigung der Bestandwahrscheinlichkeit zur Ermittlung der marginalen PD dargestellt. Die vereinfachte Variante gewährleistet jedoch nur eine unverzerrte Schätzung des Expected Lifetime Loss, falls der Anteil der Gesundungen in der Ausfallperiode nachfolgenden Perioden gering ist. Inwiefern mehrere oder nur eine Vorperiode hinsichtlich der Bestandswahrscheinlichkeit in der Ermittlung der marginalen PD berücksichtigt werden sollten, ist davon abhängig wie groß der Anteil an Gesundungen ist, welche erst nach mehreren Perioden im Ausfallzustand auftreten. Zur Festlegung der Berechnungsvariante können beispielsweise die im oberen Teil beschriebenen Verfahren herangezogen werden. Stellt sich dabei heraus, dass nur eine Periode relevant ist, kann auf das vereinfachte Verfahren ( Gleichung 03) zurückgegriffen werden. In allen anderen Fällen sollte auf das in Gleichung 01 dargestellte Verfahren, das die Berücksichtigung von Gesundungen über mehrere Perioden ermöglicht, zurückgegriffen werden. Letzteres stellt in jedem Fall eine unverzerrte Ermittlung des Expected Lifetime Loss sicher.

Kreditrisiko 11 Abb. 05 Schätzungen des ELL – Gesundungswahrscheinlichkeit 70 Prozent Gesundungswahrscheinlichkeit 70 Prozent a) Sämtliche Gesundungen in Ausfallperiode b) Gesundungen in Ausfall-/Folgeperiode 50/50 0.01 0.05 0.10 0.20 0.01 0.05 0.10 0.20 c) Gesundungen in Ausfall-/Folgeperiode 70/30 d) 50 | 30 | 15 | 5 0.01 0.05 0.10 0.20 0.01 0.05 0.10 0.20 0 5,000 10,000 0 5,000 10,000 Realisierter Verlust ELL Survival-Logik ELL einfache Gesundungslösung ELL differenzierte Gesundungslösung Fazit Unsere Untersuchung zeigt die Notwendigkeit einer Berücksichtigung von Gesundungen bei der Berechnung von marginalen PDs auf. Da Gesundungen ein typisches Charakteristikum von Portfolien im Kundenkreditgeschäft darstellen, ist die beschriebene Problematik dort von hoher Relevanz. Im ersten Teil des Artikels wurde aufgezeigt, dass eine Nicht-Berücksichtigung von Gesundungen zu einer Verzerrung der marginalen PD und damit zu einer Unterschätzung des Expected Lifetime Loss führen kann. Darüber hinaus wurde der Grad der Verzerrung mithilfe einer Simulationsstudie quantifiziert. Abhängig von der Ausfall- (je höher, desto stärker) und der Gesundungswahrscheinlichkeit (je höher, desto stärker) ist diese Unterschätzung mehr oder weniger substanziell. Der in diesem Artikel vorgestellte zweite Teil unserer Untersuchung stellt ein Verfahren vor, um Gesundungen in der Berechnung von marginalen PDs angemessen berücksichtigen zu können. Das gewählte Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass es erwartungstreu, analytisch herzuleiten und methodisch einfach umsetzbar ist. Im Rahmen einer Simulationsstudie wurde gezeigt, dass mit dem gewählten Verfahren der Expected Lifetime Loss getroffen wird. Das Verfahren stellt folglich die Grundlage für eine unverzerrte Schätzung des Expected Lifetime Loss dar. Es zeigt sich jedoch, dass für praktische Zwecke die Anzahl an zu berücksichtigenden Gesundungsperioden geeignet festgelegt werden muss. Insbesondere kann eine zu geringe Anzahl an Perioden zu einer Überschätzung des Expected Lifetime Loss führen. Es werden deshalb zwei potenzielle Verfahren dargestellt um eine angemessene Anzahl an Perioden zu berücksichtigen. Die Frage einer angemessenen Anzahl an Perioden ist dabei jedoch gegenüber der Frage, ob Gesundungen überhaupt berücksichtigt werden, von einer deutlich niedrigeren Materialität. Quellenverzeichnis & Literaturhinweise Haas, M./Huergo, L./Niedergesäss, M./Schmid, K. [2017]: Ermittlung laufzeitabhängiger PDs im Kundenkreditgeschäft, in RISIKO MANAGER 02/2017, S. 4-9. Haas, M./Huergo, L./Niedergesäss, M./Schmid, K. [2017]: Verzerrte mehrjährige PD-Profile durch Nicht-Berücksichtigung von Gesundungen und die Auswirkungen auf den Expected Lifetime Loss gemäß IFRS 9, in RISIKO MANAGER 04/2017, S. 34-39. IASB [2014]: International Financial Reporting Standard „IFRS 9 Financial Instruments“, 24.07.2014, International Accounting Standards Board (IASB). Autoren Markus Haas, Fachreferent quantitatives Risikomanagement, Dr. Luis A. Huergo, Fachexperte quantitatives Risikomanagement, beide Württembergische Versicherung AG, Stuttgart. Dr. Markus Niedergesäss, Manager quantitatives Risikomanagement, IPE Institut für Politikevaluation, Stuttgart. Dr. Kai D. Schmid, Fachreferent quantitatives Risikomanagement, Wüstenrot Bausparkasse, AG, Ludwigsburg.

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