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RISIKO MANAGER 05.2019

RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

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18 RISIKO MANAGER 05|2019 Compliance Die Digitalisierung von Abläufen und Methoden im Treasury führt bereits dazu, den Risikofaktor Mensch zu umgehen, um die Compliance zu erhöhen. Beim oben beschriebenen End-to-End-Währungsmanagement handelt niemand mehr unerlaubte Produkte oder löst falsche Zahlungen aus. Ein vollständig elektronisches Bank-Account -Management führt – sofern konzernweit umgesetzt – nicht zu Kontoeröffnungen bei nicht genehmigten Banken. Eine zentral durchgeführte und überwachte Ausführung von externen Zahlungen über eine Payment-Factory im Konzern senkt das Risiko von Betrugsfällen und Gesetzesverstößen. Compliance Monitor Im Sinn einer „Embedded Compliance“ können Kontrollmechanismen jederzeit greifen – vorausgesetzt der überwachte Prozess besteht aus der automatisierten Verarbeitung von Daten. Analog zum oben beschriebenen Fall der Analyse von Zahlungsverkehrsdaten und in Erweiterung des Process Monitors kann beispielsweise transparent gemacht werden, ob die manuell gehandelten Derivate oder Termineinlagen gleichmäßig auf die genehmigten Banken verteilt werden oder ob bestimmte Häufigkeiten auf die Präferenz eines Entscheiders zurückzuführen sind. Ebenso können unbestätigte Transaktionen überwacht und mögliche Verstöße identifiziert werden. Blockchain Die Blockchain als bekannteste DLT (Distributed Ledger Technology) steht exemplarisch für die Vielzahl an Möglichkeiten, die durch die Digitalisierung geschaffen werden. Während sie von Treasurern als Basistechnologie der Kryptowährungen weitgehend als zu riskant und nutzlos angesehen wird, wird ihre Anwendung bei der Vertragsdokumentation für Schuldscheine oder für den Derivatehandel derzeit erprobt. Aufgrund der Fälschungssicherheit ist die Blockchain auch für andere Anwendungen geeignet. So kann beispielsweise sichergestellt werden, dass in einer Datenbank erfasste Stammdaten unverändert weiterbestehen bzw. Anpassungen erkennbar werden. Das würde vor allem Banken eine Zeitersparnis einbringen, da sie bei Kontoeröffnungen oder -änderungen darauf verzichten könnten, Dokumente neu anzufordern. Auswirkungen auf die Arbeitswelt im Treasury Trotz der umfangreichen technisch möglichen und wirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen sind die Vorbehalte gegen die Digitalisierung bei vielen Corporate Treasuries noch hoch. Neben Budget- und Zeitrestriktionen dürften die erheblichen Auswirkungen auf die Art der Tätigkeit und die Anforderungen an die Mitarbeiter hier ein entscheidender Grund sein. Durch die Automatisierung von Entscheidungen und Kontrollen fallen Tätigkeiten des Backoffice weitestgehend weg. Wenn die IT-Systeme Geschäftsbestätigungen ausführen, Buchungen erzeugen, Zahlungen initiieren und kontrollieren, werden die Mitarbeiter künftig den Ablauf dieser maschinellen Prozesse überwachen und nur bei Unregelmäßigkeiten eingreifen. Die Aufgabe des Designs der Algorithmen wird hingegen immer wichtiger, ist aber Aufgabe des Middleoffice. Somit steht auch der Finanzbereich vor der großen Herausforderung, die bestehenden Mitarbeiter in die neue digitale Welt einzuführen und gleichzeitig junge „Digital Natives“ zu rekrutieren, um die analytischen Fähigkeiten und die IT-Affinität in die Teams zu holen. Neben den Anforderungen, die der Arbeitgeber an die Mitarbeiter der digitalen Zukunft stellt, sind die Anreize, die ein Unternehmen dem Arbeitnehmer bietet, mindestens genauso wichtig. Um im „Kampf“ um Fachkräfte mithalten zu können, sollten Unternehmen neben Schulungsmaßnahmen für Mitarbeiter auch Dinge wie die Arbeitsatmosphäre und die Raumausstattung im Blick behalten – gerade in Anbetracht moderner Arbeitgeber wie Google oder Amazon mit flachen Hierarchien. Fazit Dass die Digitalisierung unser aller Leben nachhaltig verändern wird, ist Fakt. Dieser Entwicklung muss sich auch das Corporate Treasury stellen. Es gibt bereits eine ganze Reihe von Anwendungen mit erkennbaren Vorteilen. Zudem sind etliche in der Entwicklung, insbesondere im Cash Management und Zahlungsverkehr sowie bei der Prozessautomatisierung per Bots. Um sich im zunehmenden Dickicht der Möglichkeiten zurechtzufinden, sollten Treasuries die bestehenden und zukünftigen digitalen Anwendungen auf ihren spezifischen Nutzen hin analysieren und in Cluster einordnen, die eine konkrete Handlungsanweisung haben, beispielsweise Umsetzen, Ausprobieren, Beobachten oder Negieren. Vor einer konkreten Umsetzung sollte dann ein Use Case vorliegen, aus dem Vorteile, Kosten und Umsetzbarkeit der Maßnahme klar hervorgehen. Im Hinblick auf die Ausbildung und die Rekrutierung von Mitarbeitern kann ein potenzieller Use Case durchaus hilfreich sein. Dieser bietet dem für die Digitalisierung begeisterten Mitarbeitern eine Spielwiese, auf der neben der Erprobung neuer Technologien, die für diesbezügliche Projekte erforderlichen Fähigkeiten der Kooperation und des Projektmanagement eingeübt werden können. Wer bereits als Team ein funktionsfähiges Pilotprojekt erfolgreich umgesetzt hat, wird vermutlich mit größerer Motivation weitere Digitalisierungsprojekte angehen und kann mit der positiven persönlichen Erfahrung möglicherweise auch skeptischere Kollegen im Unternehmen vom Mehrwert der Treasury 4.0 überzeugen. Autor Christian Debus, Partner Finance Advisory, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Was ist Fake, was ist Fakt? Das zu unterscheiden, ist in unseren digitalen Zeiten oft gar nicht so einfach. Umso wichtiger ist es, genauer hinzuschauen, wer Informationen verbreitet und woher sie kommen. Nun hat sich auch die Deutsche Bundebank in dieses Thema eingeschaltet. Genauer: Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling sprach Anfang Mai über die Rolle der Zentralbanken in Zeiten des Populismus und der Fake News. Nach Wuermelings Auffassung stehe der Auftrag, der Status und die Arbeitsweise von Zentralbanken jeder Art von Populismus und Faktenferne diametral entgegen. Sein Credo: „Wir sind unabhängig, verfolgen ein klares Ziel, das der Preisstabilität, und orientieren uns an Wirtschaftsdaten, fundierten Prognosen und wissenschaftlichen Erkenntnissen.“ Fakt ist darüber hinaus, dass neue Bezahlverfahren auch in Deutschland Fuß fassen. In einem aktuellen Kommentar spricht Panagiotis Karasavvoglou (Worldline) von einer „Trendwende beim Bezahlen im Einzelhandel“. Ob sich das durchsetzt und der Deutschen „liebstes Kind“, das Bargeld, weiter zurückgedrängt wird, wird sich indes zeigen. Denn bei aller digitalen Euphorie zeigt sich Europa wieder einmal uneins in der Regulierung. Ein Beispiel liefert das digitale Geld. Während beispielsweise Finnland bereits seine Regelungen für Kryptowährungen verschärft hat, hadert und diskutiert man in Deutschlands Politik noch. Ein Gesetz soll kommen. Ob es unter den Vorzeichen der Digitalisierung zielführend ist, wird sich zeigen. Denn Fakt ist auch, dass Finanzinstitute mit den technologischen Entwicklungen Schritt halten müssen. Zu dieser Erkenntnis kommt Ralf Hannemann, Direktor und Bereichsleiter Bankenaufsicht im Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, in unserem Interview. Und das betrifft seiner Meinung nach auch die Zusammenarbeit mit den zahlreichen hochspezialisierten Anbietern von speziellen Dienstleistungen. Weniger Wirkung, trotz der Faktenlage, zeigen die zunehmenden Cyberangriffe auf KMU. So kommt der Versicherer Gothaer in seiner „KMU-Studie 2019“ zu dem Ergebnis, dass bereits jedes fünfte Unternehmen Opfer eines Cyber-Angriffs war. Nach Aussagen der Studienmacher sei es umso erstaunlicher, dass nur rund 13 Prozent der Unternehmen einen Versicherungsschutz für Cyberrisiken hätten (2018: 13 Prozent, 2017: 9 Prozent). Hier treffen harte Fakten auf Sorglosigkeit. Wir wünschen Ihnen nun eine geruhsame Lektüre mit der neuen FIRM-Ausgabe. Es grüßt im Namen der gesamten Redaktion INHALT 19 EDITORIAL 20 INTERVIEW 23 WISSENSCHAFT 24 REGULIERUNGSTRENDS 25 FIRM-NEWS UND TERMINE HERAUSGEBER Gesellschaft für Risikomanagement und Regulierung e.V. Schwarzwaldstraße 42 D 60528 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 87 40 20 00 Telefax: +49 69 87 40 20 09 Internet: www.firm.fm E-Mail: info@firm.fm Redaktion: Frank Romeike (V.i.S.d.P.), Andreas Eicher E-Mail: redaktion@firm.fm Erscheinungsweise: 10 x im Jahr als Einhefter in der Zeitschrift RISIKO MANAGER Frank Romeike, verantwortlicher Chefredakteur und Mitglied des FIRM-Vorstands

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