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RISIKO MANAGER 03.2019

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34 firm Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung Profiling und die sichtbaren Verhaltensweise Sabrina Rizzo ist ausgewiesene Expertin für „Business und Private Profiling“. Das heißt, sie kann Menschen lesen. Eine verkrampfte Hand, ein kleines Zucken im Gesicht oder das Hochziehen eines Mundwinkels verraten viel darüber, was der Gesprächspartner denkt und fühlt. Sabrina Rizzo nennt die von ihr entwickelte Methodik „Kybernetik des Menschen lesens“. Die Methodik besteht aus vier Bausteinen: Emotionen sehen, Manipulationen wahrnehmen, Fragetechniken beherrschen und Lügen erkennen. Die „Business und Private Profiling“-Expertin gibt Seminare und schult sowohl Ermittler der Polizei als auch Menschen aller erdenklichen Berufsgruppen und Ebenen, Funktionen und Positionen. Wir sprachen mit Sabrina Rizzo über den kybernetischen Ansatz, Menschen lesen zu können. FIRM-Redaktion: Bitte erläutern Sie uns kurz die von Ihnen entwickelte Synthese-Technik. Welche einzelnen Elemente werden hierbei in einem kybernetischen System zusammengeführt? Sabrina Rizzo: Meine entwickelte Kybernetik besteht aus 4 x 3 Bausteinen. Cluster 1 umfasst die Emotionserkennung: 1. Mimik, 2. Körpersprache und 3. Stimme. Cluster 2 besteht aus der Manipulation: 1. Psychologie & Neurologie, 2. Persönlichkeitsstruktur & Entwicklungspsychologie und 3. Manipulative Rhetorik. Cluster 3 besteht aus der Fragetechnik: 1. Situativ relevante Rhetorik, 2. Framing und 3. Forensische Linguistik Cluster 4 besteht aus den Glaubhaftigkeitsüberprüfungen: 1. Realanzeichen, 2. Lügenindizien und 3. Dechiffrierung der Sprache Die Logik dieser Kybernetik besteht darin, dass ein Cluster der Erkennung nicht ausreichen würde, um Signale richtig wahrzunehmen. Es folgen zwei Beispiele: Wenn die Mimik nicht zur Körpersprache passt, stimmt etwas nicht. Wenn die Stimme nicht zu der Mimik passt, stimmt etwas nicht. Es ist wichtig, Abweichungen der einzelnen Kommunikationskanäle zu erkennen. Deshalb ist es evident, Wahrgenommenes richtig lesen zu können. Wenn ich manipuliert werde, kann ich eine wahre Emotion nicht von einer aufgesetzten erkennen, weil beispielsweise meine Wahrnehmungsgabe durch neurologische Tricks überlastet wird. Erst wenn ich weiß, in welcher emotionalen Stimmung mein Gegenüber ist, kann ich die situativ richtige und wichtige Frage stellen. Dazu muss ich erkennen, ob mir etwas vorgemacht wird. Durch das Erkennen der Signale des vegetativen Nervensystems kann man beispielsweise eine Manipulation ausschließen. FIRM-Redaktion: Können Sie kurz erläutern, warum Lügen kurze Beine haben? Sabrina Rizzo: Das heißt nichts anderes, als dass wir mit Lügen nicht weit kommen. FIRM-Redaktion: Was verstehen Sie genau unter Profiling? Sabrina Rizzo: Profiling ist das Lesen von Verhaltensweisen eines Menschen und das Rückschließen dieser auf unausgesprochene Gedanken des Gegenübers. FIRM-Redaktion: Wie lässt sich mit einer geschickten Fragetechnik herausfinden, ob eine Person lügt? Können Sie uns ein konkretes Beispiel aus der Praxis liefern? Sabrina Rizzo: Lassen Sie sich den Lebenslauf rückwärts erzählen und achten Sie auf die Augenstellung. Menschen, die Realität abrufen, haben eine Präferenz, wohin sie schauen. Menschen, die konstruieren, schauen genau in die andere Richtung. Menschen, die

35 Ausgabe 03/2019 etwas erfinden müssen, geraten ungewöhnlich heftig unter Stress. Das autonome Nervensystem agiert in Form von Schwitzen oder Rotwerden, die Haut marmoriert, der Puls steigt und so weiter. Menschen, die von etwas erzählen, was Sie erlebt haben, verhalten sich eher unsicher, weil sie es nicht gewohnt sind, rückwärts zu denken. FIRM-Redaktion: Aristoteles hat einmal gesagt „Einen Fehler durch eine Lüge zu verdecken heißt, einen Flecken durch ein Loch zu ersetzen“. Ist das Ihr Ansatz, um über Frühwarnindikatoren in der Körpersprache diesen Flecken zu identifizieren? Sabrina Rizzo: Die Summe der Lügenindizien lässt erkennen, dass es sich um eine Lüge handelt. Indizien sind unter anderem körpersprachliche minimale Reaktionen bei einer Stimulus-Frage. Eine Stimulus-Frage ist eine in der Wahrnehmungspsychologie elementare Reizdarbietung, die eine kurzzeitige Reaktion auf aktivierende Reize aufzeigt, die für die Informationsaufnahme bedeutsam ist. FIRM-Redaktion: Sie haben einmal gesagt, dass Tätererkennung heißt „Er will nicht auffallen und fällt dadurch auf “. Was meinen Sie damit konkret? Was sind die Indikatoren? Sabrina Rizzo: Wenn ich nicht auffallen möchte, ist mein höchstes Ziel, mich so zu verhalten, wie andere in meiner Umgebung. Dazu brauche ich allerdings das Feedback meiner Umwelt, die mir sagt: Verhalte ich mich unauffällig oder auffällig? Dieser Drang nach Feedback führt dazu, dass ich mich umschaue und Menschen anders betrachte. Ich benötige also eine Rückkopplung. Dieses Beobachten sieht bei solchen Menschen anders aus als bei Menschen, die sich beispielsweise nur einen Kaffee bestellen. FIRM-Redaktion: Welche Arten von Interviewtechniken wenden Sie in der Praxis zur Überführung von Tätern ein? Sabrina Rizzo: Die in meiner Kybernetik angebrachte situative Rhetorik beispielsweise. Da diese situativ eingebunden ist, gibt es auch keine Checkliste. Situativ bedeutet, dass ich nur nach dem Emotionszustand meines Gegenübers agiere. Ist mein Gegenüber noch im Überheblichkeitsmodus, wende ich eine andere Sprache an, als wenn mein Gegenüber in die Subordinationsposition geht. Bei letzterer greife ich zur Bestätigungstaktik. FIRM-Redaktion: Wie läuft so ein Interview ab? Sabrina Rizzo: Zunächst setze ich mich, im besten Fall, mit dem Persönlichkeitsbild meines Gegenübers auseinander. Welche Biografie bringt mein Gegenüber mit? Wie tickt er? Wo ist seine Achillesferse? Dann dechiffriere ich sein Normalverhalten (Baseline), um Abweichungen bei kritischen Fragen feststellen zu können. Beispiel: In einem Unternehmen wurde Geld gestohlen. 300 Euro. ChefIn lässt MitarbeiterInnen einzeln ins Büro kommen. ChefIn: Hallo Herr XY, wie geht es Ihnen heute? Wie ich hörte, waren Sie erst im Urlaub mit Ihrer Familie! MitarbeiterIn: Ja, mir geht es ganz gut. Der Urlaub war auch toll. ChefIn: Wo waren Sie da? MitarbeiterIn: In XY (Gute Gefühle und Erinnerungen stimulieren, Interesse zeigen und sich menschlich geben.) ChefIn: Das ist ja klasse, da war ich auch erst. (Spiegeltechnik) [MitarbeiterIn wird kurz in eine entspannte Körper- und Mimikhaltung gehen. Diese gilt es, wahrzunehmen und zu merken!!!] ChefIn: Aber mal zum Hauptsächlichen. Sie wissen sicher, warum Sie hier sind. (Unterstellungstaktik). MitarbeiterIn: Ja, also ich habe gehört, dass geklaut wurde. Vielleicht deshalb? [Beobachten der Anspannung!!! (Baseline – Veränderung)] Wichtig ist nun, dass der Täter mit dem gestohlenen Gegenstand bzw. der Summe konfrontiert wird. (Stimulus – Frage) ChefIn: Richtig, es wurden 300 Euro gestohlen. [Achtung: Reaktion ist über die Körpersprache und/ oder über die Mimik zu erkennen.] [Damit nicht genug, die Tat wird nun überhöht ...] ChefIn: 300 Euro und ein nagelneues iPhone im Wert von 950 Euro fehlen. [Beim Täter steigt der Druck. Bei dem iPhone wird höchstwahrscheinlich die Überraschung und die Mimik der Schuld oder Angst für einen Moment über das Gesicht huschen.] ChefIn: Nun, Sie wissen, dass Sie mir nichts vormachen können. Und ich weiß, dass Sie drei Kinder haben. Schauen Sie, ich habe auch Kinder. Die Sache ist nur, Sie sind ein/e sehr zuverlässige/r MitarbeiterIn [ob das stimmt oder nicht], und ich möchte Ihnen helfen, da unbeschadet rauszukommen. Reden Sie mit mir. Warum haben Sie das gemacht? MitarbeiterIn: Bitte, Sie müssen mir glauben, dass ich mit dem Handy nichts zu tun habe ... [Das wäre eine Variante Schuld. Bei Angst wirken andere Techniken und bei Überheblichkeit wieder andere.] FIRM-Redaktion: Wird typischerweise die Körpersprache mittels Videos aufgezeichnet, um diese später im Detail zu analysieren? Sabrina Rizzo: Wir leben in einem Land, in dem Datenschutz großgeschrieben wird. Daher verwenden meine Auftraggeber bei Bewerbungsgesprächen beispielsweise keine Videoaufnahmen. Die Polizei setzt Aufnahmen nur bei Kapitalverbrechen, also zum Beispiel Mord, ein. Hin und wieder bekomme ich auch von Pressestellen Videos zugearbeitet, um diese auf Glaubhaftes zu überprüfen. FIRM-Redaktion: Welche Unterstützung bieten Artificial Intelligence und Deep Learning zur Analyse der Körpersprache und Identifikation von Lügen (siehe beispielsweise das in den USA

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