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RISIKO MANAGER 03.2019

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18 RISIKO MANAGER 03|2019 Strukturelles Liquiditätsrisikomanagement Ermittlung der optimalen Liquiditätsfristentransformation mit dem Modell der Gleichgewichtsposition Die Erzielung von Strukturbeiträgen aus der Fristentransformation unterliegt im Liquiditätsrisikomanagement strengeren Restriktionen als im Zinsrisikomanagement. Dies ist dem unmittelbar existenzgefährdenden Charakter des Liquiditätsrisikos geschuldet. Dennoch sollte auch der Liquiditätsmanager seine Steuerungsmaßnahmen auf eine strukturelle Zielposition mit einem risikoadäquaten Wertbeitrag ausrichten. Diese lässt sich mithilfe des dargestellten Gleichgewichtsmodells ermitteln.

ERM 19 Tab. 01 Position Ausgangslage der Beispielbank NSFR-Faktor Sowohl betriebswirtschaftlich als auch aufsichtsrechtlich wird das Liquiditätsrisiko mittlerweile als eigenständige, wesentliche Risikoart betrachtet und häufig separat durch das Treasury gesteuert. Insbesondere mit Beginn der Finanzmarktkrise wurde deutlich, dass Liquidität nicht unbegrenzt verfügbar ist, einen individuellen Preis besitzt und ein adäquates Liquiditätsrisikomanagement folglich einen entscheidenden Erfolgsfaktor für Kreditinstitute darstellt. Während das klassische Liquiditätsrisiko das unmittelbar existenzgefährdende Insolvenzrisiko beschreibt, wird mit dem strukturellen Liquiditätsrisiko die Gefahr bezeichnet, dass Änderungen der Liquiditätsspreads den Erfolg des Instituts negativ beeinflussen. Dieses Liquiditätsspreadrisiko resultiert aus Fristeninkongruenzen, die Kreditinstitute aufgrund ihrer Funktion unweigerlich eingehen, und ist vorwiegend bonitätsinduziert. Die Erzielung von Strukturbeiträgen aus fristigkeitsbedingten, marktweiten Zinsunterschieden gehört zur gängigen Praxis des Bankgeschäfts. Die Positionierung im Marktpreisrisiko erfolgt dabei zumeist sensitivitätsorientiert auf Basis der erwarteten Zinsentwicklung. Durch den Einsatz von Derivaten ließe sich die entsprechende Risikoposition jederzeit teilweise oder vollständig schließen. Bewertungsergebnisse könnten so täglich realisiert werden. Für das Liquiditätsrisiko gilt dies nicht uneingeschränkt, da ein vergleichbarer Derivatemarkt nicht existiert. Zudem sind die Anlagemotive der Investoren und der Refinanzierungsbedarf des Instituts i. d. R. sowohl bezüglich des Volumens als auch der Laufzeit nicht deckungsgleich. Maßnahmen zur Änderung des strukturellen Liquiditätsrisikos werden erst mit einem teils deutlichen Zeitversatz wirksam; die Risikoposition ist träge. Gerade deshalb müssen aus dem Geschäftsbetrieb resultierende Strukturungleichheiten aktiv gesteuert werden. Dies gilt umso mehr für strukturelle Liquiditätsgaps mit geringerer Restlaufzeit, da diese sukzessive in das klassische Liquiditätsrisiko übergehen. Wenngleich das Liquiditätsrisikomanagement vorrangig der Liquiditätserhaltung dient und dadurch strengen Restriktionen unterliegt, sollte eine bewusste Positionierung auch hier mit einem Wertbeitrag für das Institut verbunden sein. Aus Sicht einer wertorientierten Banksteuerung geht die Allokation von Risikokapital im Rahmen des Risikotragfähigkeitsmodells mit einem Performance-Anspruch einher. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Zielposition der Liquiditätsmanager anstreben soll, um einerseits einen adäquaten Erfolg zu erwirtschaften, aber andererseits den strengen Nebenbedingungen an eine angemessene Liquiditätsausstattung zu genügen. Eine Antwort auf diese Frage kann das folgende Gleichgewichtsmodell geben. Definition der Gleichgewichtsposition Laufzeitband 1 2 3 4 5 Deterministische Positionen (pro Jahr in Mio. EUR) Kreditneugeschäft 100 % -5.500 1.000 1.500 2.000 1.000 Funding (zu optimieren) 100 % f1 f2 f3 f4 f5 Einlagen 50 % Stochastische Positionen (Ablauffiktion pro Jahr, Mio. EUR) Risikolimits (Mio. EUR) -200 (rollierend 5 J.) Volumenstrukturlimit -1.000 - - - - Risikokapital 200 Preisniveau Liquiditätsspreads 0,3% 0,5% 0,7% 0,8% 0,9% Die Gleichgewichtsposition stellt eine über die Zeit stabile, strukturelle Liquiditätsposition dar. Die geforderte Stationarität lässt sich in einer Langfristbetrachtung dadurch erreichen, dass die mit der Zeit ablaufenden Altgeschäfte regelmäßig durch Neugeschäfte mit konstanter Liquiditätsstruktur ersetzt werden. Typischerweise werden die strukturellen Liquiditätsgaps durch die Liquiditätsablaufbilanz aufgedeckt. Gaps entsprechen saldierten Volumenüberhängen aus liquiditätsverbrauchenden und -bereitstellenden Geschäften, die durch Fristeninkongruenzen verursacht werden. Berücksichtigt werden neben deterministischen Positionen, deren Fälligkeitsprofil bekannt ist, auch stochastische Positionen, deren Fälligkeitsstruktur modellbasierten Ablauffiktionen folgt. Üblicherweise werden stochastische Bestände in mehrere gleich große Tranchen unterteilt, die rollierend ablaufen und zeitgleich prolongiert werden. Die auf diese Weise in einer Periode zu prolongierenden Tranchen können grundsätzlich wie neue Geschäfte behandelt werden. Für eine formelle Definition der Gleichgewichtsposition werden im Weiteren einige Konventionen getroffen: » Die Liquiditätsablaufbilanz besteht aus n Jahresbändern. Das Ende eines Laufzeitbands trägt den Index i ≤ n. Das erste Laufzeitband trennt zudem den Geldmarkt vom Kapitalmarkt. » Das Modell basiert auf jährlichen Planungsperioden, deren Enden mit t > 0 bezeichnet werden. » Die Netto-Liquiditätsposition eines Laufzeitbands i im Zeitpunkt t ist durch L i (t) beschrieben. Zudem ist ∆L i das zeitstabile, saldierte Neugeschäftsvolumen, das jährlich mit einer Laufzeit von i Jahren kontrahiert wird.

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