44 RISIKO MANAGER 03|2017 Zur dritten Risk-Governance- Aufgabe: Forschung und Entwicklung in Risikothemen Diese Risk-Governance-Aufgabe ist zunächst schwer zu fassen, wenn man sich die bereits getätigten Erwägungen der ersten beiden Risk-Governance-Aufgaben anschaut. Dennoch würde es zu blinden Flecken in der Betrachtung führen, wenn hier nicht nachhaltig bewusst nach Innovationen gesucht werden würde. Es wird also Teil der Bewältigung der Managementaufgabe variabel verzinslicher Produkte sein, systematisch nach Verfahren zu suchen, die in der Wissenschaft möglicherweise in ganz anderen Kontexten diskutiert werden, um sie dann in die bestehenden Modelle zu integrieren. So könnten agentenbasierte Simulationsverfahren die oben beschriebene Modellierung, die auf Gesamtsystemebene erfolgt, in eine komplett andere Richtung wenden: Die Lösungen agentenbasierter Simulationsverfahren basieren auf autonomen Entscheidungen vieler einzelner Handelnder und ergeben sich aus deren Aggregation. Es kann damit sein, dass – dem Trend der Dezentralisierung folgende – verteilte Entscheidungen ganz andere Effekte für den Cashflow von variablen Produkten mit sich bringen als eine zentral gesteuerte Entscheidung. Solche und ähnliche Fragen dürfen nicht von vornherein aus den Augen verloren werden, sondern sind zentrale Fragestellungen einer zukunftsbezogenen Risk Governance. Zur vierten Risk-Governance- Aufgabe: Beratung der Leitung der Bank Abgerundet wird das Konzept der Risk Governance durch die vierte Aufgabe, mit der konkret das kommunikative Element der Risk Governance angesprochen wird. Beratung der Unternehmensleitung ist für eine Controlling-Abteilung keine Holschuld, sondern eine Bringschuld. Eine im Sinn von Risk Governance gute Controlling-Abteilung füllt ihre Methodenkompetenz so aus, dass sie die Unternehmensleitung möglichst frühzeitig auf Handlungsbedarf aufmerksam macht und Lösungsvorschläge erarbeitet. Gerade die vierte Aufgabe stellt sicher, dass Risk Governance in der Bank auch tatsächlich gelebt wird. Konkret bedeutet dies, dass das Management variabel verzinslicher Produkte nicht nur in der Controlling-Abteilung diskutiert und abgewogen wird. Vielmehr hat sie die Aufgabe, der Unternehmensleitung die Verbindungen mit dem Gesamt-Geschäftsmodell sowie der Gesamt-Risikoposition der Bank aufzuzeigen. Insbesondere ist hier zu diskutieren, ob durch das eine oder andere gewählte Modell zusätzliche Reputationsrisiken bei den Stakeholdern auftreten – etwa ob die Wahl in Abhängigkeit von der Eigentümerstruktur (breit gestreute Aktionäre versus Öffentliche Hand versus Mitglieder einer Genossenschaft) Akzeptanzprobleme mit sich bringen könnte. Fazit Die Idee der Risk Governance, modelltypische Aspekte und Modellrisiken in die Managemententscheidung mit aufzunehmen [Vgl. Stein/Wiedemann 2016a, S. 826 f.], ist gerade bei der Bewertung variabler Produkte essentiell. Die Frage, ob und wie Volumenschwankungen abgebildet werden sollen, lässt sich nicht allein auf Modellebene beantworten. Im Vordergrund sollte vielmehr die Frage stehen, welcher Impuls im Vertrieb und für die Treasury gegeben werden soll, der auch die Interessen der Kunden und weiteren Stakeholder einer Bank (beispielsweise die der Eigentümer) berücksichtigt. Der komplexe Zusammenhang zwischen Risikomanagement und Corperate Governance mit seinen verschiedenen Facetten sollte daher ganzheitlich bei der Entscheidung Berücksichtigung finden [Vgl. Renn 2008, S. 8]. So kann eine konstante Marge zwar dem Vertrieb Kalkulationssicherheit geben (oder vielleicht besser suggerieren), aber nicht die richtigen Steuerungsimpulse senden. Dies bieten Modelle, die Volumenschwankungen integrieren, allerdings zum Preis einer deutlich gestiegenen Komplexität. Quellenverzeichnis sowie weiterführende Literaturhinweise: Balke, C./Ellenbeck, R. (2010): Besser schätzen – Kalkulierte Margen in der Disposition tatsächlich heben, in: Bankinformation 08/2010, S. 48-51. Basel Committee on Banking Supervision (BCBS) (2016): Standards Interest rate risk in the banking book, Basel. Bayer, D./Bommelitz, D./Wolz, S. (2013): Grenzen erreicht? Variables Geschäft in der Niedrigzinsphase: Sinkende Margen und starke Volumenschwankungen – kommt das Modell der gleitenden Durchschnitte an seine Grenzen?, in: News 02/2013 msg-Gillardon, S. 25-30. Beyer, D./Wolz, S. (2016): Wer hat Angst vor der Duration? Auswirkungen der geplanten aufsichtsrechtlichen Durationsvorgaben auf die Produktgestaltung variabler Geschäfte, in: News 02/2016 msg-Gillardon, S. 24-27. Drosdzol, A./Hager, P. (2006): Abbildung variabel verzinslicher Produkte im Zinsbuch-Cashflow, in: Wiedemann, A./ Lüders, U. (Hrsg.) Integrierte Rendite-/Risikosteuerung, 2. Auflage, Münster 2006, S. 143-159. Fleckenstein, F./Fritz, D./Odenthal, A./Schlüter, T. 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Aktuelle Länderratings von Fitch, S&P, Moody’s Land Fitch S&P Moody’s Rating Datum Rating Datum Rating Datum Eurozone Belgien AA- 23.12.16 AA 28.11.11 Aa3 18.12.11 Deutschland AAA 10.08.94 AAA 09.12.09 Aaa 05.07.00 Estland A+ 05.07.11 AA- 09.08.11 A1 12.11.02 Finnland AA+ 11.03.16 AA+ 10.10.14 Aa1 03.06.16 Frankreich AA 12.12.14 AA 08.11.13 Aa2 18.09.15 Griechenland CCC 11.03.16 B- 22.01.16 Caa3 01.07.15 Irland A- 15.08.14 A+ 05.06.15 A3 14.05.16 Italien BBB+ 08.03.13 BBB- 05.12.14 Baa2 13.07.12 Lettland A- 20.06.13 BBB+ 10.06.13 A3 13.02.15 Litauen A- 25.06.14 A- 11.04.14 A3 08.05.15 Luxemburg AAA 10.08.94 AAA 07.12.07 Aaa 28.07.99 Malta A 20.09.13 A- 14.10.16 A3 14.02.12 Niederlande AAA 10.08.94 AAA 20.11.15 Aaa 20.07.99 Österreich AA+ 13.02.15 AA+ 13.01.12 Aa1 24.06.16 Portugal BB+ 24.11.11 BB+ 18.09.15 Ba1 25.07.14 Slowakei A+ 08.07.08 A+ 29.07.16 A2 04.10.13 Slowenien A- 23.09.16 A 17.06.16 Baa3 23.01.15 Spanien BBB+ 25.04.14 BBB+ 23.05.14 Baa2 21.02.14 Zypern BBB- 21.10.16 BB 16.09.16 Caa3 10.01.13 ESM AAA 08.10.12 kein Rating Aa1 30.11.12 EFSF AA+ 15.07.13 AA 08.11.13 Aa1 30.11.12 EZB kein Rating AAA 28.01.99 Aaa 19.07.99 Europäische Union EU AAA 30.06.16 AA 30.06.16 Aaa 30.06.16 Bulgarien BBB- 09.11.08 BB+ 12.12.14 Baa2 22.07.11 Dänemark AAA 12.07.10 AAA 13.01.09 Aaa 23.08.99 Großbritannien AA 27.06.16 AA 27.06.16 Aa1 22.02.13 Kroatien BB 08.08.14 BB 24.01.14 Ba2 11.03.16 Polen A- 18.01.07 BBB+ 15.01.16 A2 12.11.02 Rumänien BBB- 26.06.12 BBB- 16.05.14 Baa3 06.10.06 Schweden AAA 08.03.04 AAA 16.12.09 Aaa 04.04.02 Tschechien A+ 04.03.08 AA- 24.08.11 A1 12.11.02 Ungarn BB+ 06.01.12 BBB- 16.09.16 Ba1 25.11.11 Europa Island BBB 14.02.12 A- 13.01.17 Baa2 29.06.15 Norwegen AAA 13.03.95 AAA 09.07.95 Aaa 30.09.97 Russland BBB 04.02.09 BB+ 26.01.15 Ba1 20.02.15 Schweiz AAA 10.08.94 AAA 07.12.07 Aaa 20.07.99 Türkei BB+ 03.12.09 BB 20.07.16 Ba1 23.09.16 Ukraine CC 13.02.15 CC 10.04.15 Caa3 19.11.15 G-7 Japan A 27.04.15 A+ 16.09.15 A1 01.12.14 Kanada AAA 12.04.04 AAA 29.07.02 Aaa 03.05.02 USA AAA 10.08.94 AA+ 06.08.11 Aaa 16.07.99 Angaben zum langfristigen Fremdwährungsrating – Datum nennt letzten Ratingänderungstermin – Quelle: Moody's, Fitch, S&P – Zusammenstellung Dow Jones Newswires – Stand: 27.01.2017.
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