Aufrufe
vor 6 Jahren

RISIKO MANAGER 03.2017

  • Text
  • Basel
  • Insbesondere
  • Risiko
  • Modell
  • Produkte
  • Basler
  • Methode
  • Gutachter
  • Governance
  • Gleitenden
RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

18

18 RISIKO MANAGER 03|2017 Vergleich: Standardansatz vs. interner Modellansatz FRTB: Default Risk Charge (DRC) Modell – wann ist der interne Modellansatz vorteilhaft? Im Januar 2016 veröffentlichte der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (Basel Committee on Banking Supervision, BCBS) die endgültige Fassung der überarbeiteten Mindestkapitalanforderungen für Marktrisiken, die allgemein unter der Bezeichnung „Fundamental Review of the Trading Book (FRTB)“ bekannt ist. Unter der Voraussetzung, dass die Genehmigung für eine Bank auf Handelstischebene vorliegt, können ihre Mindestkapitalanforderungen für Marktrisiken mittels Standardansatz oder internem Modellansatz bestimmt werden. Wenn eine Bank für einen ihrer Handelstische die Genehmigung zur Verwendung des internen Modellansatzes beantragt, ist auch die Anwendung eines internen DRC-Modells zwingend erforderlich. Die Default Risk Charge (DRC) ersetzt die Incremental Risk Charge (IRC) in Basel 2.5 und stellt eine der komplexesten und anspruchsvollsten Komponenten des neuen Marktrisikorahmens für Banken dar. Im Vergleich zur IRC reduziert die DRC die vorhandenen Spielräume und Variationsmöglichkeiten: (a) Beispielsweise ist die Anzahl der Risikofaktoren bei der DRC auf zwei Typen systematischer Faktoren beschränkt; (b) es gibt spezifische Richtlinien zur Messung von Asset-Korrelationen; (c) Probability of Default (PD, Ausfallwahrscheinlichkeit) und Loss Given Default (LGD, Verlust bei Ausfall) müssen von den internen Basel-Modellen (sofern vorhanden) übernommen werden, etc. Abb. 01 zeigt die Bausteine des aktuellen (Basel 2.5) sowie des neuen, zukünftigen Marktrisikorahmens (FRTB) und veranschaulicht die Änderungen beim Modell für den Standardansatz und den fortge-

Kreditrisiko 19 Abb. 01 Methodische Änderungen zwischen Basel 2.5 und FRTB beim fortgeschrittenen Ansatz und beim Standardansatz Aktuelle Methode (Basel 2.5) Zukünftige Methode (FRTB) Fortgeschrittener Ansatz Standardansatz Interne Modellmethode (IMM) Standardmethode (SM) A B D 99 % Value at Risk (VaR) + 99 % Stressed Value at Risk (SVaR) basierend auf 10-Tages-Liquiditätshorizont + Incremental Risk Charge (IRC) für Anleihen und CDS + Comprehensive Risk Measure (CRM) für Verbriefungen im Korrelationshandelsbuch (KHB) Delta+-Methode mit Standardschocks + Spezifische Kapitalunterlegung von verbrieften Positionen (anwendbar für alle Verbriefungen außerhalb des Korrelationshandelsbuchs (KHB), auch wenn die IMM ansonsten anwendbar ist) A B Erweitert 97.5 % Expected Shortfall Grenze für Diversifikationseffekte basierend auf Stressperiode, spezifische Liquiditätshorizonte Erweitert Ausfallrisikoaufschlag (DRC) für Anleihen, CDS und Eigenkapitalinstrumente Fokus C Neu Comprehensive Risk Measure (CRM) Nicht-modellierbare Risikofaktoren Eliminiert F Neu Restrisikoaufschlag für Verbriefungen im Korrelationshandelsbuch (KHB) Erweiterte Delta+-Methode mit vergrößerten Standardschocks Diversifikationseffekte innerhalb und zwischen Risikoklassen + Neu Default Risk Charge (DRC) Fokus E Nicht verbriefte Verbriefungen Verbriefung Positionen nicht im KHB im KHB + + + Interner Modellansatz (IMA) Standardansatz (SA) Quelle: BCG, FRTB QIS 4 vom Juli 2015 (BCBS), Finale FRTB Veröffentlichung: „Minimum capital requirement for market risk“ vom Januar 2016 (BCBC). schrittenen Ansatz. Insbesondere wird die unter Basel 2.5 geltende Incremental Risk Charge (IRC) durch die Default Risk Charge (DRC) ersetzt, die Schwerpunkt dieses Beitrags ist. Einführung Beim Standardansatz beschreibt der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht das DRC-Modell explizit und gibt diese in Form von festen Formeln und Faktoren vor, mit deren Hilfe die DRC von jeder Bank ermittelt werden kann. Beim internen DRC-Modellansatz hingegen beschreibt der Basler Ausschuss lediglich die im Rahmen des DRC-Modells zu verwendenden Mechanismen. Beispielsweise schreibt der Basler Ausschuss die Verwendung eines Zwei-Faktor-Ausfallsimulationsmodells zur Modellierung korrelierter Ausfälle vor, bei dem die zur Modellkalibrierung verwendeten Daten entweder jährliche Eigenkapital- oder Credit-Spread-Korrelationsdaten über einen Zeitraum von zehn Jahren (einschließlich einer signifikanten Stressperiode) sind; außerdem wird die DRC definiert als 99,9 Prozent-Quantil der simulierten Verlustverteilung. Die vollständigen regulatorischen Anforderungen werden nachfolgend im Abschnitt „Regulatorischer Rahmen“ beschrieben. Einerseits bedeuten die vagen Vorschriften größere methodische Spielräume für die Banken, um ihr DRC-Modell an das eigene Geschäftsumfeld und spezifische Betriebsabläufe anzupassen. Andererseits führt dies zu einer allgemeinen Unsicherheit, da das von der Bank entwickelte DRC-Modell eine Genehmigung durch den Basler Ausschuss auf Handelstischebene benötigt. Ziel dieses Beitrags ist es, den Standardansatz und den internen Modellansatz zur DRC miteinander zu vergleichen und die Bedingungen zu ermitteln, unter denen der interne Modellansatz gegenüber dem Standardansatz vorteilhafter ist (oder umgekehrt). Zu diesem Zweck skizzieren wir ein DRC-Modell, das sich an das von Wilkens und Predescu [vgl. Wilkens, Predescu (2016)] definierte Grundgerüst anlehnt. Insbesondere wird die Ausfallkorrelationsdynamik auf Basis eines strukturellen Faktormodells im Sinn von Merton [vgl. Merton (1974)] und Vasicek [vgl. Vasicek (1987, 2002)] beschrieben, das als Modell zur Berechnung von Ausfallrisiken in der Praxis weit verbreitet ist. Wir vergleichen die Ergebnisse unseres Modells mit dem Standard-DRC-Ansatz, bei dem wir die Sensitivität und den benötigten Kapitalbedarf der Default Risk Charge als Funktion verschiedener veränderbarer Parameter gegenüberstellen. Unseren Ergebnissen zufolge hängt die Antwort auf die Frage, ob der Standardansatz oder der interne Modellansatz vorteilhafter ist, stark von der Portfoliostruktur ab (z. B. der Portfoliogröße oder dem Rating der Portfoliopositionen). In einigen von uns untersuchten Fällen ist der Kapitalbedarf beim Standardansatz beispielsweise bis zu dreimal so hoch wie beim internen Modellansatz, und umgekehrt. Die qualitative Zusammenfassung unserer Ergebnisse ist in Abb. 02 dargestellt. Relevante Literatur Da die endgültige Fassung des FRTB erst 2016 veröffentlicht wurde, gibt es bisher

RISIKO MANAGER

 

Copyright Risiko Manager © 2004-2017. All Rights Reserved.