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RISIKO MANAGER 03.2016

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26 firm Frankfurter

26 firm Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung funktionierende europäische föderale Institution mit der notwendigen Flexibilität, raschen Entscheidungsverfahren und – ganz entscheidend – unbegrenzten finanziellen Ressourcen. Diese Rolle brachte ihr zusätzliche Funktionen ein, wie die Bankenaufsicht und Mitverantwortung für die Finanzstabilität. Das führt zwangsläufig zu Ziel- und Interessenkonflikten, zumal das in Bankenaufsichtsfragen und in der Geldpolitik letztentscheidende Organ der EZB-Rat ist. Es ist zu erwarten, dass solche Konflikte zulasten der Preisstabilität aufgelöst werden. FIRM-Redaktion: Welche Vorschläge würden Sie der EZB unterbreiten, um sich zu reformieren? Jürgen Stark: Rückbesinnung auf den Kern ihres Mandats. Denn unser Papiergeld-System, das „Fiat money“-Regime, erfordert volles Vertrauen der Öffentlichkeit in die Zentralbank als Hüter der Währung, den Geldwert stabil zu halten. Das ist eine große und äußerst verantwortungsvolle Aufgabe. Die EZB muss deshalb heraus aus der Rolle der Staatsfinanzierung. Die Bankenaufsicht muss nach einer Vertragsänderung auf eine separate, neu zu schaffende Institution übertragen werden. Eine Zentralbank kann grundsätzlich mit dem ihr zur Verfügung stehenden Instrumentarium nur eine begrenzte Wirkung haben. Darüber hinausgehende Erwartungen überfordern sie. völlig Unnormales abläuft. Ihre Sorgen werden immer größer, insbesondere bei denjenigen, die eher risikoscheu sind und ihre Zweifel wachsen, ob sie noch Vertrauen in die Zentralbank haben können. Ein wichtiger Aspekt dabei ist auch, wie sich die EZB über die Restriktionen des Maastricht-Vertrags hinweggesetzt und sich vom Modell der Deutschen Bundesbank gelöst hat, nach dem sie konzipiert wurde. Das Interview führten Prof. Dr. Matthias Scherer/TU München sowie Frank Romeike/Chefredakteur RISIKO MANAGER und Vorstandsmitglied FIRM. FIRM-Redaktion: Das Fluten der Geldmärkte führt zwangsläufig und historisch betrachtet zu Übertreibungen. Sehen Sie Anzeichen für eine neue Krise am Horizont? Jürgen Stark: Es gab und gibt Übertreibungen bei bestimmten Vermögenspreisen, beispielsweise bei Immobilien und Staatsanleihen. Bei Aktien haben wir inzwischen eine gewisse Korrektur erfahren. Die Märkte werden nervös und volatil bleiben. Dies hat zum Teil geopolitische Gründe, ist aber auch von den geldpolitischen Differenzen zwischen den großen westlichen Zentralbanken getrieben. Abrupte Marktkorrekturen schließe ich nicht aus. Diese können rasch zu einer neuen Krise eskalieren. Und wie reagieren die Zentralbanken dann? FIRM-Redaktion: Wie bewerten Sie die jüngsten Zinsentscheidungen der Fed? Jürgen Stark: Das war ein überfälliger Schritt. Aber die Fed hat lange gezögert, weil sie sich über die Reaktion der Finanzmärkte nicht im Klaren war und Friktionen vermeiden wollte. Und sie wurde ja auch vom IWF und von akademischen Zirkeln gewarnt, diesen Schritt jetzt tun. Sie bewegt sich damit zwar sehr graduell von der Null-Linie weg, es wird aber noch ein weiter Weg bis zur „Normalität“ sein. FIRM-Redaktion: Sie treten als Sprecher vor unterschiedlichem Publikum auf – so auch im November 2015 an der Technischen Universität München vor Studierenden und Doktoranden. Was treibt Sie an, das Thema Geldpolitik in der öffentlichen Wahrnehmung präsent zu halten? Jürgen Stark: Es geht hier um Themen, die die Öffentlichkeit angehen und bewegen. Immerhin gibt es keine historische Erfahrung über die Folgen einer derart langen Periode von Niedrigzinsen und Liquiditätsschwemme. Die Menschen spüren ja, dass hier etwas Jürgen Stark war von 2006 bis 2012 Chefvolkswirt und Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB). Ab September 1998 war er Vize-Präsident der Deutschen Bundesbank. Ab dem 1. Mai 2002 war Jürgen Stark im Vorstand der Deutschen Bundesbank für die Bereiche Internationale Beziehungen und Revision zuständig. Zwischen 1993 und 1994 war Jürgen Stark als Leiter der Abteilung Internationale Währungs- und Finanzbeziehungen, Finanzbeziehungen der Europäischen Gemeinschaft im Bundesministerium der Finanzen tätig. 1995 bis 1998 war er Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen; dort war er maßgeblich an der Einführung des Euro beteiligt. In den Jahren 1968 bis 1973 hat Jürgen Stark ein wirtschaftswissenschaftliches Studium an der Universität Hohenheim und an der Eberhard Karls Universität Tübingen absolviert. Er wurde 1975 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften promoviert.

27 Ausgabe 03/2016 Wissenschaft Anneliese Maier-Forschungspreis für Finanzexperte Subrahmanyam Der Gewinner des Anneliese Maier-Forschungspreis 2016: Marti G. Subrahmanyam Bildquelle: SAFE. Der renommierte Finanzexperte Marti G. Subrahmanyam erhält den mit 250.000 Euro dotierten Anneliese Maier-Forschungspreis 2016 der Alexander von Humboldt-Stiftung. Den Weg ebnetet das LOEWE Zentrum SAFE an der Goethe-Universität Frankfurt mit der Nominierung von Subrahmanyam. Marti G. Subrahmanyam ist Charles E. Merrill Professor of Finance, Economics and International Business an der Stern School of Business, New York University. Der Preis wird an herausragende Geistes- und Sozialwissenschaftler vergeben, die von Kooperationspartnern an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen nominiert werden. Mit dem Preisgeld werden Forschungskooperationen mit Fachkolleginnen und Fachkollegen in Deutschland für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren finanziert. Offizieller Gastgeber von Subrahmanyam in Frankfurt ist Loriana Pelizzon, SAFE Professorin für Law and Finance. Weitere Informationen unter: www.safe-frankfurt.de Studie zur Risikobereitschaft im Alter Eine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und der Universität Basel zeigt: Mit dem Alter nimmt die Bereitschaft, ein körperliches, soziales, rechtliches oder finanzielles Risiko einzugehen, ab. Die Wissenschaftler gingen nun den Fragen nach, ob dies für alle Menschen zutrifft? Oder ob es weltweit Unterschiede zwischen den Ländern und Kulturen gibt? Und welche Rolle spielen dabei Faktoren wie Armut oder Einkommensungleichheit? Für die Untersuchung wurden die Zusammenhänge in 77 Ländern beleuchtet. Das Ergebnis: „In den meisten Ländern nimmt die Neigung, im Alltag Risiken einzugehen, mit dem Alter ab. So zum Beispiel in Deutschland, Russland oder den USA. In diesen Ländern weisen zudem Männer im Durchschnitt eine deutlich stärkere Neigung zu Risikobereitschaft auf als Frauen. Jedoch gibt es ebenso Länder, in denen sich die Neigung, Risiken einzugehen, im Alter nicht verändert und zugleich weniger Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen. Dazu zählen unter anderem Nigeria, Mali und Pakistan.“ Die Ergebnisse zeigten zudem, dass es einen „deutlichen Zusammenhang zwischen der Situation in einem Land und der Neigung der dort lebenden Menschen, Risiken einzugehen, gibt“. Ob Menschen im Alter Risiken eingehen, ist von äußeren Umständen abhängig. „Wir konnten zeigen, dass in Ländern mit großer Armut und schwierigen Lebensumständen die Neigung zu Risikobereitschaft auch im Alter unverändert hoch bleibt“, sagt Rui Mata, Assistenzprofessor und Leiter des Zentrums für „Cognitive and Decision Sciences“ an der Universität Basel. „Ein Grund könnte sein, dass die Menschen in Ländern, in denen die Ressourcen knapp sind, stärker miteinander konkurrieren müssen als Menschen in reichen und sozialen Ländern“, sagt Rui Mata. Dies gelte für Männer wie Frauen gleichermaßen und erkläre die geringeren Geschlechterunterschiede. Weitere Informationen unter: www.mpib-berlin.mpg.de Global Risks Report 2016 Der aktuelle „Global Risks Report 2016“ bringt es auf den Punkt: Die Welt ist im Umbruch, und die Risiken sind vielfältig und waren nach Ergebnissen des Global Risks Report noch nie so breit gefächert – angefangen bei Umweltrisiken über gesellschaftlichen und wirtschaftlichen bis hin zu technologischen sowie geopolitischen Gefahren. Die 750 befragten Fachleute bewerteten für den Report 29 unterschiedliche globale Risiken in punkto Auswirkungen und ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit. Als folgenschwerstes Risiko sehen die Befragten ein Versagen der Klimapolitik. „Wir wissen, dass der Klimawandel andere Risiken wie Migration und Sicherheit verschärft, aber das sind keineswegs die einzigen Zusammenhänge, die sich rasant entwickeln und oftmals unberechenbare Auswirkungen auf Gesellschaften haben. Maßnahmen zur Entschärfung solcher Risiken sind zwar wichtig, entscheidend aber ist Anpassung“, so Margareta Drzeniek-Hanouz, Head of Global Competitiveness and Risks des Weltwirtschaftsforums. Bei deutschen und Schweizer Unternehmen überwiegt die Furcht vor Cyberattacken und wird als größtes Geschäftsrisiko eingestuft. Als Risiko mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit sehen die Experten die unfreiwilligen Migrationsströme, gefolgt von extremen Wetterereignissen, einem Versagen der Klimapolitik, zwischenstaatlichen Konflikten mit regionalen Auswirkungen sowie Naturkatastrophen. Bowie: The man who sold the bond David Bowie, gestorben am 10. Januar 2016 in New York, geht als einer der bekanntesten und einflussreichsten Künstler in die Popgeschichte ein. Doch Pionier war er überaschenderweise auch auf gänzlich anderem Gebiet: den Asset Backed Securities (ABS). 1997 begab er eine Anleihe, entwickelt vom Investment Banker David Pullman sowie seinem Manager Rascoff Zysblat, die durch Tantiemen aus seinem Frühwerk (287 Songs vor 1993) besichert war. Diese Anleihe wurde für 55 Millionen US-$ OTC an die Prudential Insurance Company of America verkauft, daher sind die genauen Zahlungsströme nicht öffentlich. Bemerkenswert ist die Anleihe aufgrund der Tatsache, dass sie als erste ABS-Transaktion gesehen werden kann, die Einkommen aus intellektuellen Rechten als Sicherheit genutzt hat.

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