6 Ausgabe 03/2015 Mammutprojekt BCBS #239 Ein neues großes Regulierungsprojekt kommt auf die Banken zu: BCBS #239. Die Prinzipien des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel Committee on Banking Supervision = BCBS) sollen dafür sorgen, dass die Institute ihre Risiken schneller erfassen und darüber berichten können. Global agierende, systemrelevante Institute müssen die neuen Regelungen bis 2016 umgesetzt haben, für national systemrelevante Finanzdienstleister gilt eine Frist von drei Jahren ab dem Zeitpunkt der Mitteilung durch die Bankenaufsicht. Die endgültige Liste der betroffenen Institute wird demnächst erwartet. Doch auch Banken, die sich darauf nicht wiederfinden, müssen sich mit BCBS #239 befassen. Denn Teile davon werden in die für alle Banken verbindliche MaRisk aufgenommen. Fest steht: BCBS #239 verursacht Gesamtkosten in Milliardenhöhe. Das zeigen Marktbeobachtungen der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro, die aktuell durch eine Erhebung des Datendienstleisters Moody’s Analytics bestätigt werden. Rund zwei Drittel aller betroffenen Institute rechnet demnach mit Investitionserfordernissen von mehr als fünf Mio. ¤ für die Projektumsetzung. Über 25 Prozent der befragten Risikomanager gehen sogar von Projektvolumina von mehr als 25 Mio. ¤ aus. Auf die ganz großen Banken kommen durch BCBS #239 Kosten in dreistelliger Millionenhöhe zu. „BCBS #239 wird in den kommenden Jahren zu den wichtigsten Regulierungsprojekten von Banken gehören und in den Bilanzen deutliche Spuren hinterlassen. Es stellt für viele Finanzdienstleister eine Herkulesaufgabe dar“, sagt Beate Sengle, Expertin für regulatorische Themen bei Cofinpro. So müssen die Institute künftig in der Lage sein, über alle Bereiche ihres Unternehmens hinweg, einheitliche Risikoberichte quasi auf Knopfdruck zu erstellen. „BCBS #239 wird erhebliche Investitionen der europäischen Institute in ihre Datenqualität und Datenmanagement-Fähigkeiten nach sich ziehen“, bestätigt auch Dr. Christian Anzeige die bank Wilhelm Niehoff | Stefan Hirschmann (Hrsg.) BCBS 239 Jetzt Regulatorische Anforderungen und effiziente Umsetzung bestellen BCBS 239 Regulatorische Anforderungen und effiziente Umsetzung 59,00 Euro www.bank-verlag-shop.de Thun, Risikomanagement-Experte bei Moody’s Analytics. Den meisten Banken ist die Tragweite offenbar bewusst, denn nur sieben Prozent der Banken haben bislang noch keinen Projektplan erstellt. „Mehr als ein Drittel (36 Prozent) haben bereits mit der Umsetzung begonnen“, so Thun im Rahmen einer BCBS #239-Roadshow in Köln. Organisatorisch ist die Umsetzung größtenteils im Risikomanagement aufgehängt (54 Prozent), die Projektverantwortung obliegt somit in der Regel dem Chief Risk Officer (CRO). Letztlich ist die Implementierung allerdings eine interdisziplinäre Aufgabe. „Betroffen sind die Geschäftsleitungen wegen der zentralen Verantwortung, sodann IT, Orga und Compliance wegen des Aufbaus eines entsprechenden internen Rahmenwerks (Dokumentationen, Handbücher, Fachkonzepte usw.) sowie die Bereiche Finanzen, Risiko/Controlling oder Treasury als die Herren über Teile der Datenhaushalte“, erklärt Risikomanager Wilhelm Webers von Portigon Financial Services. Erforderlich seien vor allem konzernweit standardisierte Stammdaten, sodass die Zuordnung zu Kunden(-gruppen), Regionen und Branchen möglich wird. Ohne flexible Auswertungssysteme für standardisierte Abfragen und für neu zu gestaltende Ad-hoc-Abfragen sei das Projekt kaum zu bewerkstelligen, so Webers. Die Ideallösung: Aufbau einer konzernweiten Datenbank mit weitgehender Durchschau durch alle Strukturen. Im Ergebnis ist eine erhebliche Steigerung der Anforderungen an den Betrieb der zu errichtenden oder zu ändernden Infrastruktur zu erwarten. Darüber hinaus rechnet Webers mit einem hohen Zusatzaufwand für den Ausbau der Compliance-Funktionen. Zielführend sei deshalb die Einführung einer „Golden Source“ (zentrale Stammdatenverwaltung), die Abschaffung von Datensilos sowie die Festlegung von Verantwortlichkeiten für die entsprechenden Methoden mit der Verpflichtung zu Nachvollziehbarkeit, Datentransparenz und Datenqualität. BCBS #239-Projektmanager empfehlen, die Prinzipien nicht nur als reine Pflichtaufgabe zu betrachten, sondern den Nutzen stärker in den Vordergrund zu rücken. Denn künftig sind die Banken beispielsweise in der Lage, die finanziellen Folgen von Krisensituationen für das eigene Haus viel schneller und genauer zu erfassen als bisher. „Wie groß zum Beispiel bei einem Hochwasser die Kreditausfallwahrscheinlichkeit von Immobiliendarlehen in einer Region ist, musste bisher meist händisch von mehreren Abteilungen ermittelt werden. Künftig müssen die Banken viel schneller erfassen können, wie sich eine Stresssituation auf die Ertragskennzahlen der eigenen Bank auswirkt“, sagt Risiko-Beraterin Sengle. Marktrisikomanager Dr. Erwin Pier-Ribbert von der WGZ Bank AG geht sogar noch einen Schritt weiter. Die Themenüberschriften von BCBS #239 – Governance und IT-Infrastruktur, Risikodatenaggregation, Risikoberichterstattung und aufsichtliche Überprüfungen – seien nicht neu. „Jeder Risikocontroller sollte mit ihnen vertraut sein“, sagt Pier-Ribbert. Die Herausforderung stecke im Detailtext und in der künftigen Auslegung der Anforderungen. BCBS #239-Grundsätze seien „schnell gelesen“, die Anforderungen bedürften jedoch der Deutung. Die größte Herausforderung sieht Pier-Ribbert im Zusammenspiel von IT-Anforderungen und Risikocontrolling-Fachlichkeit.
7 Mittel gegen die Investitionsschwäche Die deutsche Wirtschaft bleibt unter ihren Möglichkeiten – dies gilt vor allem für die Investitionen. Grund dafür ist insbesondere die hohe weltwirtschaftliche Unsicherheit, wie eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) unter rund 2.900 Unternehmen zeigt. Aber auch der wirtschaftspolitische Kurs der Bundesregierung bereitet Sorgen. So haben die meisten bislang beschlossenen Maßnahmen der Großen Koalition – beispielsweise die Frühverrentung, der Mindestlohn und die strengere Regulierung der Zeitarbeit – die unternehmerischen und damit die investiven Rahmenbedingungen in Deutschland verschlechtert. Dies schafft zusätzliche Kosten für die Unternehmen und hemmt bei 48 Prozent von ihnen die Investitionsfreude. Weitere Schwierigkeiten bereiten den Firmen laut IW-Umfrage die hohen Arbeitskosten (46 Prozent) und die wuchernde Bürokratie (43 Prozent). „Die zögerliche Investitionstätigkeit ist auch eine Konsequenz daraus, dass die Standortpolitik in Deutschland oftmals ungenügend und unzuverlässig ist. Bei veränderter Kulisse globaler Risiken ist das umso bedeutsamer“, sagt IW-Direktor Michael Hüther. Er sieht die Politik und die Tarifpartner in der Pflicht. Konkret gibt das IW Köln drei Empfehlungen: Weil Deutschland in Sachen Energie- und Arbeitskosten ein Hochkostenland ist, muss die Große Koalition Sonderbelastungen wie die EEG-Umlage und die kalte Progression reduzieren. Zudem müssen die Tarifpartner bei der Lohnfindung mit Augenmaß vorgehen. Flankierend gilt es, die Bürokratie abzubauen. Ein erster Schritt dazu könnte sein: Für jede neue bürokratische Regelung sollte eine wirkungsgleiche andere gestrichen werden. Abschließend empfehlen die Experten der Bundesregierung die Grundlagen für künftiges Wachstum schaffen, indem sie die Infrastruktur ausbaut, effektive Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel beschließt und ihren Teil dazu beiträgt, dass es zu einer erfolgreichen Handels- und Investitionspartnerschaft zwischen Europa und den USA kommt. Weitere Informationen sind auf der Website des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (www.iwkoeln.de) in der Rubrik /Presse verfügbar. Anzeige Schauen Sie hinter die Trends: die bank die bank die bank T R E N D S T R E N D S T R E N D S Klaus Fleischer (Hrsg.) Trends im Private Banking 2014 Wolfgang L. Brunner (Hrsg.) Trends im Firmenkundengeschäft in Kreditinstituten Alfred Dittrich | Thomas Egner (Hrsg.) Trends im Zahlungsverkehr II Klaus Fleischer (Hrsg.) Trends im Private Banking 2014 ISBN 978-3-86556-404-7 Art.-Nr. 22.478-1400 262 Seiten, gebunden 59,00 Euro Wolfgang L. Brunner (Hrsg.) Trends im Firmenkundengeschäft in Kreditinstituten ISBN 978-3-86556-407-8 Art.-Nr. 22.502-1400 280 Seiten, gebunden 59,00 Euro Weitere Fachmedien in unserem Webshop: www.bank-verlag-shop.de Alfred Dittrich | Thomas Egner (Hrsg.) Trends im Zahlungsverkehr II ISBN 978-3-86556-412-2 Art.-Nr. 22.507-1500 335 Seiten, gebunden 69,00 Euro Jetzt bestellen
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