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RISIKO MANAGER 02.2017

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16 RISIKO MANAGER 02|2017 11. Risikomanagement-Konferenz Union Investment Impulse gegen das Nichtstun Zwei politische Großereignisse sorgten auch bei der Risikomanagement-Konferenz von Union Investment in Mainz für Diskussionsstoff: das Brexit-Referendum in Großbritannien und die Präsidentschaftswahl in den USA. Beide Ereignisse verdeutlichen, wie sehr politische Faktoren in jüngster Zeit wieder zu einer Risikogröße für Investoren geworden sind. Spielt doch insbesondere in einem lange anhaltenden Niedrigrenditeumfeld mit niedrigem Wachstum der Ausgang politischer Abstimmungen für die Kapitalmärkte eine wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund empfahl Union Investment-Vorstand Alexander Schindler den Konferenzteilnehmern in seiner Begrüßungsrede, die Anlagechancen im Blick zu behalten. „Das größte Anlagerisiko ist das Nichtstun“, betonte Schindler. Investoren in einem solch herausfordernden Umfeld Impulse aus Wissenschaft, Politik und Praxis zu vermitteln, stand folgerichtig am 3. November auf dem Programm der 11. Risikomanagement-Konferenz in der Mainzer Rheingoldhalle. Spekulationsblasen erkennen Martin Hellmich, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management, stellte die neue Risikomanagement-Studie von Union Investment vor, in der Blasenbildungen an den Kapitalmärkten untersucht werden. Im Rahmen der Studie hat Hellmich ein Modell entwickelt, das Netzwerke unterschiedlicher Finanzmarktakteure und deren Einfluss auf Anomalien an den Finanzmärkten in einen Zusammenhang bringt – mit dem Ziel, die Entstehung von Spekulationsblasen und Faktoren, die zu einem Crash führen, besser erkennbar und erklärbar zu machen. Das neue Netzwerkmodell untersucht eine Reihe unterschiedlicher Finanzmarktakteure, die durch ihre Handlungen den Markt beeinflussen. „Unser Modell geht im Gegensatz zu klassischen Modellen nicht vom sogenannten Homo Oeconomicus aus“, hob Hellmich hervor. „Denn in der heterogenen Gruppe verschiedener Finanzagenten kann ich als Marktteilnehmer nicht allen anderen rationales Verhalten unterstellen. Stattdessen muss ich mir Gedan-

Marktrisiko 17 ken darüber machen, was die anderen tun werden“, so Hellmich. Das auf dieser Grundlage entwickelte Modell versucht, die verschiedenen Phänomene zu erfassen, die zu Trendwechseln führen und schlimmstenfalls eine Liquiditätsspirale und ein Schockszenario in Gang setzen können. „Hat man diese Anomalien verstanden, dann lässt sich damit auch Geld verdienen“, unterstrich Hellmich. Neue Liquiditätsquellen gefragt Dr. Frank Engels, Leiter des Rentenfondsmanagements von Union Investment, erläuterte im Anschluss, wie sich sein Team diesen Phänomenen annähert und auf Krisen einstellt. „Die mangelnde Liquidität sorgt an den Renten- und Devisenmärkten für enorme Ausschläge. Blasen und sogenannte Flashcrash-Risiken nehmen deutlich zu“, sagte Engels und präsentierte Beispiele aus der Praxis wie den rasanten Renditeverfall bei zehnjährigen US-Staatsanleihen am 15. Oktober 2014. Als Ursachen für zunehmende Event-Risiken wie Flashcrashs nannte Engels regulatorische Neuerungen, den steigenden Einfluss einzelner Akteure auf die Preisbildung und die Geldpolitik. Für Asset Manager biete diese Entwicklung Risiken und Chancen zugleich: „Es gilt, unseren Analysehorizont zu erweitern und neue Liquiditätsquellen zu erschließen“, so Engels. Ein Element sei beispielsweise die stärkere Einbeziehung neuer Datenquellen wie Positionierungsanalysen. „Darüber hinaus legen wir unseren Fokus vermehrt auf den Primärmarkt und die Partizipation an innovativen Handelsplattformen. Wir müssen uns den veränderten Marktgegebenheiten flexibel anpassen“, resümierte Engels. Der deutsche Philosoph Julian Nida-Rümelin lehrt seit 2004 an der Ludwig-Maximilians-Universität München und setze sich in seinem Vortrag mit der Ethik des Risikos auseinander. Martin Hellmich, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management, setzte sich in einer aktuellen Risikomanagement-Studie mit der Blasenbildung an Finanzmärkten auseinander. Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität Das Risiko von Blasenbildungen wird durch das Niedrigrenditeumfeld verschärft. Auch das Missverhältnis von Erwartung und Realität spielt dabei eine wichtige Rolle. Diesem Thema widmete der renommierte US-Ökonom Stephen A. Ross seinen Vortrag. Der Professor für Finanz- und Wirtschaftswissenschaften lehrt an der Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er zeigte sich skeptisch, dass Blasen sich jemals vorhersehen ließen. „Für mich ist die kritische Frage nicht: Was ist quantifizierbar und was nicht? Wir müssen vielmehr unterscheiden zwischen dem, was wir wissen können und dem, was unbekannt bleibt“, sagte Ross. Er wies zudem darauf hin, dass die regulatorisch geforderte Bilanzierung viele Unternehmen in Krisensituationen erdrücke. Auch bezweifelte Ross, dass aus den Erfahrungen früherer Krisen resultierende Regulierungsmaßnahmen ausreichen. Trotzdem müssten Investoren natürlich zwangsläufig mit Risiken umgehen. Eine Option

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