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RISIKO MANAGER 01.2018

RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

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34 RISIKO MANAGER 01|2018 sind die für die jeweiligen Risiken wesentlichen Risikofaktoren zu identifizieren. Die Stresstests müssen sich auch auf die angenommenen Risikokonzentrationen und Diversifikationseffekte innerhalb und zwischen den Risikoarten beziehen. Risiken aus außerbilanziellen Gesellschaftskonstruktionen und Verbriefungstransaktionen sind im Rahmen der Stresstests zu berücksichtigen. Diese beinhalten z. B. Sensitivitätsanalysen [ein Risikofaktor wird variiert] oder Szenario-Analysen [mehrere Risikofaktoren werden simultan verändert]. Diese adhoc-Szenarien zielen auf Illiquidität, Konzentrationsrisiko, Event und „Jump-to-Default“-Risiko, Nichtlinearität der Produkte, „out-of-money“-Positionen etc. ab. Die bisher eingesetzte Doppelberechnung von Var und Stress Var wird aufgehoben, nun wird nur der gestresste Expected Shortfall (ES) berechnet. Die Minimalanforderungen fordern damit geringere Faktorkombinationen basierend auf aktuelleren Erhebungszeiträumen. 6. Backtesting Intensive Rückvergleiche [Backtesting] werden für diejenigen Finanzinstitute gefordert, die dem IMA-Ansatz auf Handelsbuchebene folgen. Werden diese Validierungs vorgaben nicht erfüllt, so müssen die Finanzinstitute zum Standardansatz wechseln, bei dem zusätzliche Kosten in Form der „incremental capital charge“ anfallen [vgl. Laurent/Sestiera/Thomas 2015]. Außerdem wird eine permanente Überwachung, in Form von Backtesting und Gewinn- und Verlust-Zurechnungen, für diejenigen Handelstische gefordert, die dem IMA-Ansatz folgen. Das Backtesting gibt somit eine vertrauenswürdige Absicherung von Risiken der Handelstische vor, während gleichzeitig die Kriterientests für die Gewinn- und Verlust-Zurechnungen zeigen, wieviel Risiko des Handelstischs im zugrunde liegenden Modell erfasst werden. Die Performanzmessung der Modelltests ist gut etabliert, es gibt einen großen Unterschied zwischen den Treibern des Kapitalbedarfs – dem gestresste und liquiditätsbereinigten expected shortfall (ES). Das Backtesting des expected shortfall (ES) wird sehr emotional diskutiert [vgl. Wimmerstedt 2015 und Kou/Peng 2012]. Einige Autoren sehen große Probleme für Banken diesen zu prüfen. Der ES verfügt über bessere Eigenschaften als der VaR, der also durch Backtesting prüfbar ist. Acerbi/Balasz [2014] definieren in der Sonderausgabe des Risk Magazins drei Backtesting-Methoden, die nonparametrische, verteilungsunabhängige und diejenigen, die eine nicht asymptotische Konvergenz beinhalten. Die Tests können leicht implementiert werden und haben meist eine bessere Prognosegüte als der Standard Basel VaR Backtest. 7. Zusammenfassung und Ausblick Angesichts der hier angesprochenen Aspekte ist es für alle Institute wichtig, sich frühzeitig mit den neuen minimalen Kapitalanforderungen an das Marktrisiko aus - einanderzusetzen. Die Entwicklung neuer interner Risikomodelle ist sehr aufwendig und erfordert gleichzeitig einen langen Prüfungs- und Genehmigungsprozess. Die Aufsichtsbehörden werden noch mehr in die Autonomie der einzelnen Bank eingreifen können und die Spielräume für Managementscheidungen reduzieren. Eine Implementierung der FRTB-Standards gemäß den Vorschlägen im aktuellsten Papier wird erhebliche Komplexität mit sich bringen, insbesondere für kleinere Banken mit geringeren technischen und methodischen Fähigkeiten. Die größte Gefahr liegt in einer Regulierungsarbitrage, bei der über die Definition von Handelstischen regulatorische Anforderungen umgangen werden [Wang 2016]. Inhaltlich werden die Stellungsnahmen der Finanzindustrie sukzessive berücksichtigt. Eine Vielzahl von internationalen Beratungsgesellschaften und Software-Häusern helfen den Banken bei der Implementierung der neuen Vorschriften. Literaturverzeichnis Acerbi, C./Balasz, S. [2014]: Backtesting of expected shortfall, in: Risk Magazine, December 2014. BCBS [2016a]: Explanatory note on the revised minimum capital requirements for market risk, zuletzt abgerufen: http:/www.bis.org/bcbs/publ/d352.pdf [02/02/2017]. BCBS [2016b]: ‘STANDARDS - Minimum capital requirements for market risk, zuletzt abgerufen: http://www.bis. org/bcbs/publ/d352.pdf [02/02/2017]. Bugar, G. and Ratting, A. [2016]: Revision of the quantification of market risk, in: Financial and Economic Review, Vol. 15 Issue 1. March 2016, Seiten 33–50. Chang, C.L. et al. [2015]: Choosing Expected Shortfall over VAR in Basel III. Working paper National Science Council Taiwan. Christensen, P. and J. Hansen [2014]: A fundamental review of the trading book – an analysis of the evolution of the standardised approach. Master thesis. Aarhus University. Fricke, J. [2006]: Value at risk Ansätze zur Abschätzung von Marktrisiken – Theoretische Grundlagen und empirische Analysen. Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag. Hull, J. [2007]: VAR versus expected shortfall, in: Risk magazine, in Risknet. Kou, S. and Peng, X. [2012]: Comments on the Consultative Document: Fundamental Review of the Trading Book, released by Bank for International Settlement on May 3rd, 2012. Working paper. New York: Columbia University Press, 2012. KPMG Canada (2016): Fundamental review of the trading book – A brief overview, in: KPMG publications, zuletzt abgerufen; https://home.kpmg.com/ca/en/home/insights/2016/07/fundamental-review-of-trading-book.html [16.10.2017]. Laurent, J.P. and Sestiera, M. and Thomas, S. [2015]: Trading book and credit risk: how fundamental is the Basel review? Working paper, Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne. Lobanov, A. [2012]: Current Trends in Prudential Regulation of Market Risk [Hrsg: Sornette, D. and Ivliev, S. and Woodard, H., Market risk and financial market modeling] Heidelberg: Springer Verlag, Seiten 133-134. Sayah, M. [2016]: Analyzing and Comparing Basel's III Sensitivity Based Approach for the interest rate risk in the trading book, in: Applied Finance and Accounting, Redfame Publishing, 2 [1], Seiten 89-100. Sornette, D. et al. [2012]: Market risk and financial markets modeling. Springer Verlag, Heidelberg. Wang, R. [2015]: Regulatory arbitrage. Working paper. Waterloo: University of Waterloo. Wimmerstedt, L. [2015]: Backtesting Expected Shortfall: The design and implementation of different backtests. Stockholm: KTH Royal institute of technology, 2015. Autor Dipl.-Kfm. (Univ.) Dr. J. Orgeldinger M.B.A. (UK) CVA AVA CMAP MAFF CFFA (USA).

Liebe FIRM-Leser, es ist Winterzeit, und damit ziehen sich die Menschen wieder mehr ins eigene Heim zurück. Dort ist es warm, und man fühlt sich sicher vor Kälte, Regen, Schnee und Stürmen. Manch Politiker tut ähnliches. Aber nicht mit dem Gedanken, sich und seine Lieben vor Wind und Wetter zu schützen. Nein, die Mission ist größer und umfasst gleich das ganze Land. Donald Trump schließt die Fenster und Türen, vernagelt sie und möchte am liebsten niemanden mehr reinlassen. Selbst die Green-Card-Lotterie möchte er nun abschaffen. Günther Schmid, ehemaliger Professor für Internationale Politik und Sicherheit an der Beamtenhochschule München/Berlin, sieht diesen Rückzug der USA mit gemischten Gefühlen. Im Rahmen des diesjährigen RiskNET Summit im Schloss Hohenkammer bei München folgerte er: „Während sich die USA unter Donald Trump aus vielen Bereichen der geopolitischen Geschehnisse zurückziehen, eröffnet die US-Administration China ganz neue Möglichkeiten.“ Und auch in Europa wird es ungemütlicher, brechen sich Populisten in vielen Ländern Bahn. Im globalen Maßstab heißt das: Die EU ist zu zögerlich, die Vereinten Nationen sind zu schwach – verbunden mit dem Rückzug der USA sowie Großbritanniens in Hinblick auf nationale Alleingänge, die eine globale Wirtschafts- und Handelspolitik nicht einfacher machen. Gerade beim Thema Handelspolitik fordern die Mitglieder des TTIP-Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums von einer neuen Bundesregierung ein Umsteuern in der internationalen Handelspolitik. Handel und Handelsliberalisierungen seien kein Wert an sich, sie müssten den Menschen und ihren Lebensbedingungen dienen. Und auch auf der Insel in Britannien ist man sich uneins über den weiteren Kurs im Wirtschaftsund Handelsverhältnis mit der EU. Die Gespräche stocken und nicht wenige Experten rechnen mit einer Eiszeit in Form eines harten Brexit. Wen wundert es, dass Andreas Dombret, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank, die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) am liebsten raus aus dem nasskalten London und im heimischen Frankfurt hätte. Gut, wenn es trotz Dauertiefs in vielen Teilen der EU-Politik auch warme Momente der Annährung gibt. Ein Beispiel: Das gemeinsame Forschungsprojekt an den Universitäten Hamburg und Warschau für das dreijährige Projekt „Economics of Compliance with Constitutions“. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Ursachen und Konsequenzen der unterschiedlichen Bindungswirkung nationaler Verfassungen zu untersuchen. Dass es mit der „Bindungswirkung“ in Venezuela nicht zum Besten bestellt ist und die (politischen) Temperaturen im Land trotz tropischer Klimazone sehr schwankend sein können, zeigt unsere Rubrik „Risikomanagement in Zahlen“. Denn jüngst hat die Regierung den neuen 100.000-Bolívar-Schein präsentiert: Wert zwei Euro. Wenn das mal nicht zu weiteren Stürmen führt. Wir werden es sehen! Bleiben Sie uns auch im neuen Jahr gewogen und nun viel Spaß mit der neuen Ausgabe von FIRM wünscht im Namen des gesamten Redaktionsteams INHALT 35 EDITORIAL 36 RiskNET Summit 2017 42 WISSENSCHAFT & REGULIERUNGSTRENDS 43 FIRM-NEWS UND TERMINE HERAUSGEBER Gesellschaft für Risikomanagement und Regulierung e.V. MAIN TRIANGEL Zum Laurenburger Hof 76 D 60594 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 94 41 80 97 Telefax: +49 69 94 41 80 19 Internet: www.firm.fm E-Mail: info@firm.fm Redaktion: Frank Romeike (V.i.S.d.P.), Wolfgang Hartmann, Andreas Eicher E-Mail: redaktion@firm.fm Erscheinungsweise: 10 x im Jahr als Einhefter in der Zeitschrift RISIKO MANAGER Frank Romeike, verantwortlicher Chefredakteur und Mitglied des FIRM-Vorstands

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