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RISIKO MANAGER 01.2017

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16 RISIKO MANAGER 01|2017 Abb. 03 Typologie einer Investitionsprozesskette Kick-off Strategische Dimension Taktische Kriterien Portfolio-Implementierung Controlling Investmentprozess Ausgangssituation: Definition der Rahmenbedingungen und des Anlageziels (Rendite/Risiko- Neigung) Bestimmung der Kapitalausstattung Systematische Strukturierung: Definition der langfristigen Investitionsausrichtung und Portfolioprofil Evaluierung taktischer Prozesse: Definition zur kurzfristigen Portfoliosteuerung über vorhandene und zulässige Kapitalmarktinstrumente Portfoliokonstruktion: Einzeltitelauswahl und Gewichtung nach Vorgabe der strategischen Dimension Monitoring: Qualitative Überprüfung der vereinbarten Richtlinien und der quantitativen Analyse der Performance- und Risikorechnung Quelle: GDV/Eigene Darstellung. Abb. 04 gen weitere Anlagerestriktionen ab und müssen als weitere Nebenbedingungen im passivseitigen Investmentprozess integriert werden. Hierfür behandelt die Solvency-II Verordnung in Säule I die marktnahe Bewertung von Aktiva und Passiva. Eine Teilmenge des SCR – das „Minimum Capital Requirement“ (MCR) – wird als weitere Bestandskennzahl der Säule I geprüft und beschreibt die regulatorische Untergrenze des zu haltenden Solvenzkapitals und die aufsichtsrechtliche Eingriffsschwelle, bei der dem Unternehmen im Fall der Unterschreitung die Erlaubnis entzogen wird [vgl. GDV 2006]. Jedoch auch in Säule II begegnet dem LDI-Konzept die passivseitige Einbeziehung. Insbesondere im ORSA-Prozess und der Risikotragfähigkeitsbestimmung, im Bezug zu den versicherungstechnischen Rückstellungen und den tatsächlich anrechenbaren Eigenmitteln [vgl. EU-Richtlinie 2009/138/EG]. Die hierbei entstehenden Verflechtungen von Säule I und II sind erwünscht, mit dem Ziel der Aufseher, das eingegangene Risiko aufsichtsrechtlich mit Kapital derart zu unterlegen, wie es in den unternehmensinternen Steuerungs- und Limitsystemen bereits zuvor vorgenommen wird. Diese Überschneidungen gilt es zu beachten, wenn Unternehmen, bzw. deren Asset Manager, regulatorisch dynamische LDI-Wertsicherungsstrategien im Zeitablauf einsetzen. Diese sich zum Teil überlappenden Investitionsrichtlinien finden sich in den Stellhebeln der Kapitalanlagesteuerung wieder, welche durch die Planung, Steuerung, Umsetzung und Kontrolle geregelt werden. Durch diesen rekursiven Steuerungsansatz soll die Einhaltung der Kapitalanlageziele sichergestellt werden, wobei der zeitliche Planungshorizont eine wesentliche Rolle einnimmt. Unterschieden wird der Investmentprozess zwischen der strategischen und der taktischen Kapitalanlagesteuerung. Hier sind separate Steuerungsimpulse zur Risikoabsicherung taktischer Overlaystrukturen zu strategischen Kapitalanlagezielen innerhalb des Gesamtinvestmentprozesses zuträglich. Für eine ausführliche Beschreibung eines Gesamtinvestmentprozesses von Versicherungsunternehmen siehe [Melsheimer 2007] Abb. 03. Innerhalb des gesamten Investmentprozesses befasst sich die strategische Kapitalanlagesteuerung in ihrem primären Aufgabenbereich mit dem Umriss des Investitionsuniversums (Asset Allokation). Hier werden unter anderem die Bonitätsunter- Übersetzung der verschiedenen Risikoquellen zur Risikoallokation und -limitierung Risikofaktor-Zuordnung des regulatorischen Risikokapitals nach Solvency II Yield (Durationgap) Spread Equity Real Estate Quelle: BaFin QIS 5/Eigene Darstellung. Currency ... Übersetzung Risikokapitalallokation und Risikolimitierung Investitions-Zuordnung des bilanziellen Risikokapitals nach HGB Spezialfonds Direktbestand

Marktrisiko 17 Abb. 05 bilanzielles RK Wertuntergrenze der HGB-Bilanz regulatorisches RK Wertuntergrenze nach Solvency II Quelle: Eigene Darstellung. Differentielle Risikoauswirkung der unterschiedlichen Steuerungskreise Stille Reserven Marktwert über Buchwert Buchwert der Aktiva Marktwert der Aktiva Marktpreis- Risiko } Risikopuffer regulatorisches Risiko und Obergrenzen der Emittenten sowie deren Diversifikationsquote festgelegt. Ebenso wird in diesem Prozessschritt die Durationssteuerung vorgenommen, d. h. es werden Vorgaben zur Zinspositionierung über die Laufzeitstruktur getätigt und zuzüglich deren maximaler Abweichungen begrenzt. Für eine Optimierung der Kapitalbindung, der Verlustabsicherung und der Renditegewinnung agiert die nachfolgende taktische Steuerung innerhalb der von der strategischen Steuerung vorgegebenen Investmentgrenzen. Diese Abfolge ergibt sich aus dem projizierten Planungshorizont, wobei die strategische Kapitalanlagesteuerung den langfristigen Fortbestand des Unternehmens sichert. Die taktische Steuerungskomponente dagegen ist wesentlich kürzer in ihrer Fristigkeit veranlagt, wobei deren Dauer in der Regel wenige Wochen halten und stark von der Marktanalyse abhängt. Für das Zusammenspiel der unterschiedlichen Fristigkeiten des LDI-Prozesses wird auch der Begriff „Risikoereignis“ und dessen Folgen sowohl für die bilanzielle als auch für die wertorientierte Seite definiert und gegenübergestellt. Die Kapitalanlagesteuerung bewertet die Rendite im Verhältnis des eingegangenen Risikos, wobei die jeweilige Auswirkung des Begriffs „Risikoereignis“ beider Ansätze verschieden ist. Ein eintretendes bilanzielles Risikoereignis im Fondsmantel bedeutet im allgemeinen eine Abschreibung, jedoch im wertorientierten Kontext bedeutet ein Risikoereignis eine negative Marktwertveränderung unterhalb des vorhandenen Risikokapitals. Äquivalent zur Integration der Bilanz in Marktwerte erfolgt eine Integration der regulatorischen Risiken in die Betrachtung der Kapitalanlagerisiken. Die Übersetzung der Risikokapitalallokation über Risikofaktoren fließt auf Gesamtebene in die Risikolimitierung ein. Abb. 04 Somit entsteht ein in sich geschlossener Steuerungskreislauf, der sich über ökonomisch getriebene Anlagen, unternehmerische Verbindlichkeiten und regulatorisch sichernde Kapitalanforderungen zusammensetzt. Sind diese Ereignisse entsprechend in den Gesamtprozess eingebunden, wird damit die Grundidee von Solvency-II mit in die LDI basierte Kapitalanlagestrategie aufgenommen, die zu ermittelnden Kapitalanforderungen an dem tatsächlichen Risikoprofil des Unternehmens auszurichten (risikobasierter Ansatz) [vgl. EIOPA IGSRR-09/08]. Risikoerwartung mit Weiterführungsgrundprinzip Durch die Investmentleitplanken regulatorischer Rahmenbedingungen beruht die Betrachtung der Risiken in der Marktwertbilanz auf Risikofaktoren, auf denen die Risikokapitalallokation der LDI-Strategie beruht. Ein Risikoausgleich durch eine taktische Steuerung erfolgt innerhalb dieser Bilanzielle Risikosteuerung Marktwertverluste am Periodenende Wertuntergrenze der HGB-Bilanz Regulatorische Risikosteuerung } Risikopuffer Marktwertverluste am Periodenende Wertuntergrenze nach Solvency II Stille Reserven Marktwert über Buchwert Buchwert der Aktiva Marktwert der Aktiva Marktpreis- Risiko regulatorisches Risiko } potenzielle Unterdeckung Faktoren. Anhand der hohen Relevanz von einheitlicher Risikoberechnung und Performance Attribution können eintretende Gewinne und Verluste entsprechend auf ihre Quellen aufgeteilt und somit eine zielgerichtete Faktoren-Steuerung durchgeführt werden. Das dynamische Aussetzen einzelner Risikofaktoren und der sequentiellen Partizipation am Kapitalmarkt ist zielführend für eine präzise Verlustvermeidung bzw. mögliche Mehrrendite. Dabei gilt zu beachten, dass jede Absicherungsstrategie des LDI-Konzepts implizite und explizite Kosten verursacht und somit eine mögliche Mehrrendite nicht vollständig vereinnahmt werden kann.

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