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RISIKO MANAGER 01.2016

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18 RISIKO MANAGER 01|2016 Ausfuhrabsicherung Risikoreduzierung durch Kreditversicherungen Beim Thema Außenhandel fällt in Deutschland im Kontext von Exportförderung und Risikoabsicherung fast reflexartig der Begriff „Hermes-Deckung“. Er ist für viele das Synonym für die Ausfuhrkredit - ver sicherung schlechthin. Zwar ist es insgesamt zu begrüßen, wenn Risikomanagement-Techniken im Exportgeschäft Beachtung finden. Dies aber auf die staatlich abgesicherten Ausfuhr risiken zu verengen, wird weder der Komplexität des Themas noch der Leistung privater Anbieter gerecht. Bessere Informationen über die verschiedenen Exportkreditversicherungslösungen weiten den Blick auf die durchaus breite Palette der Möglichkeiten, die in der Exportfinanzierung und Absicherung zu finden sind. Um den Zahlungseingang im internationalen Geschäft zu sichern – und damit die Liquidität und letztlich die Existenz des Unternehmens –, gibt es verschiedene Instrumente. Dazu zählen neben den bekannten Akkreditiven auch modernere Formen wie das Exportfactoring. Eine wichtige Funktion hat im internationalen Business die Exportkreditversicherung. Und hier spielt das System der Hermes-Deckungen des Bundes unbestritten eine wichtige Rolle. Über die reine Ausfuhrabsicherung hinaus dient sie der Exportförderung für die deutsche Wirtschaft und ist ein Instrument der Wirtschafts- und Außenpolitik. Wer aber den Blick nur auf dieses staatlich unterlegte Kreditversicherungsgeschäft richtet, erfasst auch nur einen Ausschnitt. Absicherung des Außenhandels ist kein Monopol Dass die Hermes-Deckungen vielfach als „die“ Exportkreditversicherung schlechthin wahrgenommen werden, liegt nicht an der Darstellung durch den zuständigen interministeriellen Ausschuss. Dessen Jahresberichte etwa geben korrekt und verständlich die Aufgaben wieder. Dennoch ist bei Unternehmen, aber auch auf der Beraterebene die Aufgabentrennung zwischen staatlicher und privater Exportkreditversicherung offensichtlich nicht immer ganz klar. Die Absicherung des Außenhandels ist kein Monopol für Hermes-Deckungen. Im Gegenteil: Staatliche und private Kreditversicherung sind komplementäre Angebote. Und im Geschäft mit kurzfristigen Zahlungszielen ist die staatliche Versicherung für Ziele in den Haupthandelsländern nur möglich, wenn es keinen ausreichenden Schutz durch die privaten Kreditversicherer gibt. Aus „marktfähigen“ Ländern dagegen, die von den Privaten abgedeckt werden, muss sich der Staat – auch gemäß EU-Regelungen – zurückziehen. So wurden in Europa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach und nach die Länder in Mittel- und Osteuropa marktfähig. Das Gros der staatlichen Absicherungen, die insgesamt etwa drei Prozent des gesamten deutschen Exportvolumens betreffen, entfällt mit rund 85 Prozent auf die Entwicklungs- und Schwellenländer. Umgekehrt gehen 85 Prozent der deutschen Ausfuhren in die Länder der OECD und NAFTA. Damit können die privaten Kreditversicherer die Haupthandelsströme der deutschen Unternehmen abdecken. Aufgabe der staatlichen Garantien ist es zum einen, im mittel- und langfristigen Bereich, in dem die privaten Versicherer nur partiell aktiv sind, Absicherungsmöglichkeiten für Unternehmen zu bieten. Zum anderen ermöglicht diese Form der staatlichen Exportförderung, Wirtschaftsbeziehungen auch in Krisenzeiten aufrechtzu- erhalten, wenn private Versicherer sich nach der Risikoprüfung entscheiden, Lieferungen und Leistungen in bestimmte Länder nicht mehr zu decken. Zuletzt war dies bei Griechenland der Fall. Lösungen für Einzelrisiken In bestimmten Branchen ist die Grenze zwischen kurzfristigen sowie mittel- und langfristigen Zahlungszielen nicht ganz trennscharf. Mit einer Single Risk Cover können Unternehmen Einzelrisiken auch im Bereich der mittelfristigen Zahlungsziele bis fünf Jahre, in bestimmten Fällen bis sieben Jahre, absichern. Einer der Vorteile gegenüber der Staatsdeckung besteht darin, dass es keine Quote für den deutschen Produktionsanteil in den oft multinational strukturierten Projekten gibt. Diese Quoten in den Staatsgarantien werden von der deutschen Industrie als Nachteil angesehen, auch gegenüber anderen staatlichen Exportversicherern. Als weitere Vorteile gelten die Absicherungsmöglichkeiten von Geschäften innerhalb Deutschlands – das ist dem Exportinstrument Hermes-Deckung nicht möglich – sowie die schnelle Reaktionszeit. Beim Bund müssen Exporteure bisweilen auf die nächste Ausschusssitzung warten. Schnelle Entscheidungen sind aber sehr wichtig für Handelsgeschäfte, gerade im internationalen Umfeld.

Kreditrisiko 19 Wirtschaftliches und politisches Risiko Das politische Ausfallrisiko ist nach wie vor ein wichtiger Aspekt im internationalen Geschäft. Auch die private Exportkreditversicherung versichert mehr als nur wirtschaftliche Risiken. Mit einer Protracted Default zahlt der Versicherer nach einer vereinbarten Frist, unabhängig davon, ob wirtschaftliche oder politische Ursachen dazu führten, dass die Forderung des Versicherungsnehmers von dessen Kunden nicht beglichen wurde. Entscheidend ist nur, dass das politische Risiko in den Versicherungsschutz eingeschlossen wurde. Als wirtschaftliches Risiko wird klassischerweise die Insolvenz des Abnehmers sowie die Nichtzahlung gedeckt. Als politische Risiken gelten unter anderen Transfer-, Konvertierungs- oder Importverbote oder Embargos. Risiko- und Chancenmanagement Der Absicherung des Forderungsausfallrisikos kommt eine enorm wichtige Bedeutung zu. Forderungen müssen heute nicht mehr nur als Risiko, sondern können als Potenzial im Kontext der Unternehmensfinanzierung gesehen werden. Der professionelle Umgang mit Forderungen erweitert den noch oft eingeschränkten Blickwinkel zwischen Eigenund Fremdkapital auf die eigenen Ressourcen, die in der Bilanzgröße „Forderungen“ stecken. Dann erwächst aus dem professionellen Risikomanagement ein unternehmerisches Chancenmanagement. Aber worauf muss im Einzelnen geachtet werden? Ein Unternehmen überlebt nur, wenn seine Kunden die erbrachten Leistungen vertragskonform bezahlen. Allzu oft ist allerdings ein stringentes Forderungsmanagement die Achillesferse in Unternehmen. Forderungsverluste und Zahlungsverzögerungen sind der Hauptgrund für Unternehmensinsolvenzen. Infolge der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise sind die Insolvenzzahlen in vielen Ländern stark gestiegen. Hinzu kommt ein höheres politisches Risiko, das im Extremfall die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit oder Zahlungsunwilligkeit eines Staates und damit gegebenenfalls die Unmöglichkeit des Transfers der Zahlungen nach Deutschland birgt. Betrugsrisiken und Schwachstellen identifizieren Um die Chancen zu nutzen, die es trotz der Risiken für das Exportgeschäft gibt, das schon weit vor Entstehen einer Forderung beginnt, müssen einige Fragen beantwortet werden. Mit wem habe ich es zu tun? Eine wichtige Frage, wenn es um einen neuen Kunden geht. Der neue Kunde muss anhand einer detaillierten Wirtschaftsauskunft aus zuverlässiger Quelle „auf Herz und Nieren“ geprüft werden. Wichtig ist dabei die Überprüfung der Register- oder Steuernummer. Betrüger firmieren oft mit fast identischen Namen bekannter Unternehmen und hoffen, dass hier niemand so genau prüft. Ebenso wichtig: Wie lange gibt es diesen Kunden schon am Markt? Wie gut sind die Zahlungserfahrungen, die andere gemacht haben? Neugründungen oder Unternehmen mit negativen Beurteilungen hinsichtlich ihres Zahlungsverhaltens sollten besser nur gegen Vorkasse beliefert werden. Oft unterschätzt wird das Fabrikationsrisiko, wenn zum Beispiel eine Maschine erst nach Kundenwunsch gebaut wird. Eine Anzahlung deckt nicht die Produktionskosten. Eine Insolvenz des Kunden während der Fabrikationszeit führt dann in der Regel zu einem Totalverlust, da die Maschine so nicht anderweitig verkauft werden kann. Was die Gestaltung des Kaufvertrags angeht, liegen mögliche Fehlerquellen bei den Zahlungsbedingungen, inklusive der Incoterms, Eigentumsvorbehaltsregelungen, dem Gerichtsstand und dem anzuwendenden Recht. In vielen Ländern ist die Durchsetzung eines Eigentumsvorbehalts, insbesondere in den erweiterten

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