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RISIKO MANAGER 24.2015

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4 Ausgabe 24/2015

4 Ausgabe 24/2015 Versicherer gehen verstärkt ins Risiko Die lockere Geldpolitik der Notenbanken führt dazu, dass Versicherer weltweit höhere Risiken eingehen, um ihre Gewinnmargen zu sichern. Dies ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des US-Vermögensverwalters BlackRock, an der Versicherer mit einem Vermögensbestand von insgesamt mehr als 6,5 Bio. US-$ teilgenommen haben. Angesichts der lockeren Notenbankpolitik, niedriger Anleihenrenditen und eines schwächelnden Wirtschaftswachstums führen die Quantitative-Eeasing-(QE) Programme der Notenbanken dazu, dass der Risikoappetit der Versicherer sich nahezu verdoppelt hat. So gaben 57 Prozent der Befragten an, das Risiko in ihren Anlageportfolios innerhalb der nächsten zwölf bis 24 Monate anheben zu wollen. Vor einem Jahr hatten sich 33 Prozent entsprechend geäußert. Als Antwort auf QE und die Geldpolitik haben 49 Prozent der Befragten ihre Anlagestrategien deutlich geändert. Weitere 43 Prozent planen solche Veränderungen innerhalb der nächsten zwölf bis 24 Monate. 83 Prozent der Versicherer weltweit erwarten, dass QE und die Geldpolitik die Preise von Vermögenswerten auch in den kommenden zwei Jahren unterstützen werden. Gleichzeitig sorgen sich viele der Befragten aber auch dahingehend, dass QE und die Geldpolitik am Markt zu Ungleichgewichten geführt haben. Dies, so die Befürchtung, könne sich negativ auf die Wirtschaft auswirken und ein Umfeld schaffen, das für die Versicherer nicht nachhaltig ist. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld gilt bei 44 Prozent der Umfrageteilnehmer als größtes Marktrisiko, gefolgt von einem deutlichen Zinsanstieg (36 Prozent) und einer Korrektur bei den Preisen von Vermögenswerten (33 Prozent). Von den Studienteilnehmern gaben 82 Prozent an, ihre Positionen im Bereich ertragsorientierter alternativer Kreditpapiere ausbauen zu wollen. Dazu gehören etwa Gewerbeimmobiliendarlehen, unverbriefte Kredite an kleine und mittelgroße Unternehmen und direkte Gewerbehypotheken – sprich Bereiche, in denen traditionell vor allem Banken agieren. Dies ist eine deutliche Entwicklung, denn traditionell sind Versicherer stark in Staatsanleihen guter und sehr guter Bonität sowie Unternehmensdarlehen investiert. In den vergangenen Jahren haben Banken sich aus dem Kreditmarkt zurückgezogen. Die Umfrage im Auftrag von BlackRock legt nahe, dass Versicherer diese Situation zumindest teilweise genutzt haben, um Darlehen für die Entwicklung von Gewerbeimmobilien und Kredite für kleine und mittelgroße Unternehmen bereitzustellen. Strengere Kapitalanforderungen im Zuge der EU-Versicherungsrichtlinie Solvency II, die im Januar 2016 in Kraft treten soll, führen zudem dazu, dass Versicherer vermehrt in Anleihen mit Investmentgrade-Ratings investieren und unter der Vorgabe engerer Risikobudgets diversifizieren. Das gilt vor allem für Institute mit geringerer Solvabilität. Die Zahl der Befragten, die ihre Bestände in Investmentgrade-Anleihen erhöhen wollen, hat sich in etwa verdoppelt – auf 45 Prozent von 24 Prozent vor einem Jahr. Diese Entwicklung steht im Kontrast zu dem ansonsten herrschenden Trend hin zu mehr alternativen Anlagemöglichkeiten. Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Versicherer sagen, dass mangelnde Liquidität den Zugang zu festverzinslichen Anlagemöglichkeiten erschwert. Etwa drei Viertel (73 Prozent) sind der Ansicht, die Liquidität sei aktuell geringer als vor der Krise. Im Ergebnis plant die Mehrheit der Versicherer, Derivate (69 Prozent) und ETFs (67 Prozent) stärker einzusetzen. Als Hauptgrund dafür nennt die Befragten mangelnde Liquidität bei Investmentgrade-Anleihen. Weitere Informationen sind auf der Website von Black Rock (www.blackrock.com) in der Rubrik /Press Releases verfügbar. Solvency II größte Herausforderung für Versicherer Einer aktuellen Studie im Auftrag von AXA Investment Managers (AXA IM) zufolge ist Solvency II die mit Abstand größte Herausforderung für deutsche Versicherer. Von den befragten Entscheidern von Erstversicherern gaben 71 Prozent an, dass die Umsetzung des neuen Regulierungsrahmens sie besonders herausfordere. Das Niedrigzinsumfeld nannten 61 Prozent als eine der größten Herausforderungen. Die erhöhte Risikomanagementkomplexität wurde von 39 Prozent der Studienteilnehmer genannt. Dagegen sehen lediglich 21 Prozent die Marktvolatilität als große Herausforderung. Bei der Befragung zeigte sich auch, dass die meisten Unternehmen gut vorbereitet sind. So gaben 75 Prozent der Befragten an, es sei wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich, dass bis zum Einführungstermin alle Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen sind. Ein Viertel der Befragten zeigte sich unentschlossen. Allerdings gab niemand an, der rechtzeitige Abschluss der Arbeiten sei unwahrscheinlich oder sehr unwahrscheinlich. Am weitesten gediehen sind den Befragten zufolge die Vorbereitungen auf Säule I von Solvency II, die sich mit den Solvenzkapitalerfordernissen beschäftigt. 71 Prozent gaben an, der Vorbereitungsstand sei hier gut oder sehr gut. Mit Bezug auf Säule II sagten dies 67 Prozent, mit Bezug auf Säule III lediglich 54 Prozent. Für die Studie befragte SMF Schleus Marktforschung im Auftrag von AXA IM 56 Entscheider von Versicherungsunternehmen aus den Bereichen Schaden- und Unfallversicherung, Lebensversicherung sowie Krankenversicherung, die zusammen Bruttobeiträge in Höhe von 89,6 Mrd. ¤ und Kapitalanlagen in Höhe von 495,6 Mrd. ¤ repräsentieren. Weitere Informationen sowie die vollständige Solvency-II-Studie sind auf der Website von AXA IM (www.axa-im.de) in der Rubrik /Institutionelle Anleger verfügbar. Foto: © iStockphoto.com/ryasick

5 Neuer Bankenstresstest kommt Die europäische Bankaufsichtsbehörde EBA hat für Ende Februar 2016 einen neuen Stresstest angekündigt. In dem Test sollen 53 europäische Banken nachweisen, dass sie auch unter Annahme sehr ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedigungen in der Lage sind, die ihnen vorgeschriebenen Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen. Erstmals wird in dem Stresstest 2016 auch das Risiko berücksichtigt, das sich aus möglichen Strafzahlungen für Fehlverhalten ergibt. In jüngster Zeit haben europäische Banken wegen milliardenschwerer Strafzahlungen mehrfach eine Erhöhung ihres Eigenkapitals aufschieben müssen. Berücksichtigt werden zudem Risiken aus der Vergabe von Fremdwährungskrediten. Von den Banken, die für 70 Prozent der gesamten Aktiva des Bankensektors stehen, unterstehen 39 der Aufsicht des SSM, 19 kommen aus Deutschland. Für jene bedeutenden Institute, die nicht zu den ausgewählten 39 vom SSM beaufsichtigten Institute gehören, wird die EZB parallel dazu einen eigenen Stresstest durchführen, der konsistent mit der EBA-Methodik ist, aber gleichzeitig auch der geringeren Größe und Komplexität dieser Institute Rechnung tragen wird. Bei dem Test, der auf höchster Konsolidierungsebene durchgeführt wird, müssen die Institute keine einheitliche Mindestkapitalquote erreichen, sondern jeweils die für sie von der Aufsicht individuell festgelegten Anforderungen. Die Erkenntnisse des Tests sollen in die aktuelle Runde des sogenannten Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) einfließen, in dem die Banken mit den Behörden ihre aktuelle und geplante Eigenkapitalausstattung besprechen. Die Ergebnisse der Tests sollen zu Beginn des dritten Quartals 2016 veröffentlicht werden. Weitere Informationen sind auf der Website der EBA (www.eba.europa.eu) in der Rubrik /News & Press verfügbar. Moody’s erwartet 2016 stabile Länderratings Global gesehen dürften die Länderratings im kommenden Jahr weitgehend stabil bleiben, auch wenn sich die Risiken für das Wachstum und von Kapitalabflüssen negativ auf die Kreditqualität auswirken könnten. Zu dieser Einschätzung gelangt die Ratingagentur Moody's Investors Service in ihrem aktuell veröffentlichten globalen Länderausblick. Die Publikation der Ratingagentur ist eine Aktualisierung für die Märkte und stellt keine Ratingaktion dar. „Unser Kreditausblick für Staaten weltweit ist über den Jahreswechsel 2015/16 hinaus alles in allem stabil. Allerdings besteht mehr Potenzial für negative als für positive Überraschungen“, meint Alastair Wilson, Managing Director im Bereich Global Sovereign Risk bei Moody's. Der Anteil der von Moody's gerateten Staaten mit einem stabilen Ausblick ist gegenüber dem Vorjahr von knapp 80 Prozent auf 75 Prozent leicht zurückgegangen, während der Anteil negativer Ausblicke von 13 Prozent auf 17 Prozent gestiegen ist. „Wir gehen davon aus, dass sich die beiden globalen Wachstumstreiber, die USA und China, auch weiterhin einigermaßen gut entwickeln werden. Sollte sich die Weltwirtschaft jedoch stärker abkühlen als angenommen, könnte dies nachteilige Auswirkungen auf die Staaten weltweit haben“, so Wilson. Auslöser einer solchen stärkeren Konjunkturabschwächung könnte ein hinter den Erwartungen zurückbleibendes Wachstum in China sein. Die wirtschaftliche Abschwächung in China hat bereits zu einem Rückgang der Rohstoffpreise beigetragen, was das Wachstum in diversen Regionen beeinträchtigt hat. Die Staaten in diesen Regionen sind entsprechend anfälliger für weitere wirtschaftliche oder finanzielle „Schocks“. Die Länder Lateinamerikas und die Länder im asiatisch-pazifischen Raum sind u.a. durch ihre Handelsbeziehungen und ihre Abhängigkeit von Rohstoffexporten am stärksten von einer Verlangsamung des Wachstums in China betroffen. Andererseits sind die Staaten in diesen Regionen in der Regel gut gegen „Schocks“ gewappnet. Demgegenüber sind auch die Rohstoffexporteure aus afrikanischen Staaten südlich der Sahara hochgradig exponiert, verfügen jedoch über vergleichsweise geringe Puffer. Europa insgesamt und auch Nordamerika sind nur begrenzt anfällig, da China für diese Länder nicht das Hauptexportland darstellt. Allerdings besteht die Gefahr indirekter Effekte durch Handelsbeziehungen mit Regionen, die bereits betroffen sind. Ein weiteres bedeutendes Risiko stellt das Potenzial für ereignisbedingte „Schocks“ für die Kapitalflüsse dar. „Ereignisse wie eine Straffung der geldpolitischen Zügel in den USA könnten weltweite Schockwellen auslösen, sollten sie sich auf die Kapitalflüsse und die Stimmung der Investoren auswirken“, ergänzt Wilson. Eine weitreichende Krise in den Schwellenländern ist nach Einschätzung von Moody's jedoch unwahrscheinlich. Sollte ein solches Ereignis dennoch eintreten, wären in erster Linie Staaten mit hohen Auslandsschulden, hohen Leistungsbilanzdefiziten und einer geringen Finanzierung dieser Leistungsbilanzdefizite durch ausländische Direktinvestitionen (FDI) betroffen. Allgemein wird es jedoch von länderspezifischen Faktoren abhängen, inwiefern sich umfassendere „Schocks“ auf einzelne Länder auswirken werden, so Moody's. Die Ratingagentur weist darauf hin, dass das Verfehlen staatlicher Reformziele nicht nur Staaten anfälliger für wirtschaftliche und fiskalische „Schocks“ macht, sondern auch das Vertrauen der Investoren schmälern kann. Einige Regierungen haben bereits Fortschritte gemacht; andere gehen wirtschaftliche und finanzpolitische Reformen jedoch eher langsam an, oder die getroffenen Maßnahmen erzielen nicht die gewünschten Erfolge. Und in manchen Ländern sind die Regierungen entweder nicht willens oder nicht in der Lage, Reformen umzusetzen. Darüber hinaus stellen politische und geopolitische Risiken in bestimmten Regionen, vor allem im Nahen und Mittleren Osten, im ostasiatischen Raum sowie in Griechenland, nach wie vor eine Gefahr dar. Weitere Informationen sind auf der Moody’s-Website (www. moodys.com) in der Rubrik /Sovereigns verfügbar.

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