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RISIKO MANAGER 10.2019

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RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

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22 firm Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung Dr. Jochen Felsenheimer von XAIA zeichnete ein eher pessimistisches Bild bei systemischen Risiken Dr. Gerhard Schmid: Data Analytics und AI eröffnen neue Möglichkeiten beim Managen von Risiken. Dr. Markus Krall: Die künstliche Unterdrückung der kreativen Zerstörung erzeugt eine sich auftürmende Bugwelle von Pleiten durch Akkumulation von Zombieunternehmen. Videoproduktion für die RiskNET Mediathek. schen Golf und in der Arktis.“ Aussagen, die der Experte für internationale Sicherheitspolitik im Rahmen des RiskNET Summit unterstreicht und erweitert: „Es herrscht ein Wettkampf der Systeme, zwischen Freiheit und autoritären Systemen.“ Im Grunde gehe es nach Schmids Worten darum, mit Partnern auf bestimmten Feldern eng zu kooperieren, sich aber gleichzeitig abzugrenzen. Ein Beispiel sei der autoritäre Staat China mit seiner erfolgreichen Wirtschaftspolitik. Grundsätzlich befände sich die Weltpolitik in einer Übergangsphase. Doch wohin geht die Reise? Schmid sieht mehrere Szenarien – von der bipolaren Welt über die „Asiatisierung“ der Welt bis zu verstärkt regionalen Hegemonien, wie Brasilien oder dem Iran. Und er schließt mit dem geopolitischen Ausblick: „Das Rennen ist offen.“ Effekte, Zombie-Banken und Finanzkrise Den Blick auf „Makroökonomische Risiken“ lenkte Dr. Jochen Felsenheimer, Geschäftsführer und Portfoliomanager, XAIA Investment. Seine Einstiegsfrage: Was hat die Niedrigzinspolitik der letzten zehn Jahre angerichtet? „Einige Effekte“, erklärt Felsenheimer. So sei das Niedrigzinsumfeld seiner Ansicht nach wahrlich kein Grund, um zu gratulieren. Denn nach Felsenheimer reichen die Effekte von einem exzessiven „risk taking“, bei dem Investoren gezwungen werden, in riskantere Assets zu investieren, bis zu Zombie-Banken. Hinzu kommen eine schiefe Vermögens- und Einkommensverteilung sowie eine Risikokonzentration auf ETFs. Gerade ETFs konzentrieren Risiken, haben diese doch eine enorme Dominanz am Kapitalmarkt. Mehr noch: „ETFs haben sehr systemische Bewegungen, die Preisbewegungen am Markt verstärken können“, so Felsenheimer. Der fatalste Effekt zeige sich nach Felsenheimers Worten in den Schulden. So führe die Niedrigzinsphase systematisch zu höheren absoluten Schuldenständen, in allen Segmenten der Volkswirtschaft. Ein Beispiel seien die exzessiven Verschuldungen von Unternehmen. Felsenheimer: „Viele Unternehmen können jahreslang über ihre Verhältnisse leben, weil die Finanzierung gesichert ist.“ Doch damit steige das Risiko von Unternehmensausfällen. Hinzu komme seiner Meinung nach, dass viele Unternehmen ein unattraktives Geschäftsmodell besitzen. Doch vielmehr Sorgen bereiten Felsenheimer die Zombie-Banken, da diese Systemrelevanz besitzen: „Viele dieser Banken werden einzig und allein durch die Subventionen der EZB am Leben gehalten, anstatt sie abzuwickeln.“ Das sei nach Felsenheimers Sicht ökonomisch betrachtet extrem ineffizient. Im weiteren Verlauf legt Felsenheimer sein Augenmerk unter anderem auf die eingangs beschriebene Vermögensverteilung. Diese Vermögensverteilung sei schief und seiner Ansicht nach für eine Volkswirtschaft nicht gut. Und das auch unter dem Aspekt radikaler Strömungen, die sich hierzulande breit machen würden. Damit bestünde wiederum das Risiko, dass es zu einer weiteren Destabilisierung demokratischer und gesamtgesellschaftlicher Prozesse kommen kann. Felsenheimer geht unter anderem auf die aktuell viel diskutierte Vermögenssteuer ein. Eine solche Einführung hält er für keine „clevere Idee“. Demgegenüber könnte eine Erbschaftssteuer ein möglicher Weg beziehungsweise ein Denkansatz sein. Im Umkehrschluss hieße das: Es braucht neue Wege, um zu einer besseren Vermögensverteilung in Deutschland zu gelangen. Felsenheimer: „Wir müssen uns mit solchen Dingen auseinandersetzen.“

23 Ausgabe 10/2019 Und auch mit systemischen Risiken. Bei diesen zeichnet Felsenheimer ein eher pessimistisches Bild. In einem Interview mit der RiskNET-Redaktion äußert er sich skeptisch auf die Frage, wie systemische Risiken im globalen Finanzsystem gebändigt werden könnten: „Ich sehe nicht die Chance, diese Risiken durch einen langfristigen Risikoabbau zu reduzieren“. Er resümiert, dass es in absehbarer Zeit zu einer Finanzkrise komme, in deren Folge ein natürlicher Risikoabbau erfolge. Emerging Risks: Bessere Risikonavigation durch Risikofrüherkennung Wohin entwickelt sich die Mobilität? Welche Cyber-Gefahren lauern auf Unternehmen? Tragen radikale Strömungen zu einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft bei? Und welche Risiken bestehen bei einem zunehmenden Protektionismus sowie mit Blick auf die Bankenund Schuldenkrise? Das ist nur ein Ausschnitt der Risikolandkarte und daraus resultierender Fragen, mit denen sich Unternehmen in unseren Tagen auseinandersetzen müssen. Daraus folgt: Risiken frühzeitig erkennen und managen ist eine Herausforderung, gerade für Unternehmen in der Versicherungsbranche. Schließlich ist es ihr Geschäft, einen vorausschauenden Blick auf mögliche Risikoereignisse zu werfen – denn richtig Versichern braucht exakte Vorhersagen und Planungen. So wie bei der Munich RE, als größter Rückversicherer der Welt. Wie die Munich Re auf Risiken schaut, welche Systematik das Unternehmen anwendet und wo neue Risiken auftreten könnten (sogenannte Emerging Risks), das veranschaulicht Dr. Gerhard Schmid. Denn eines ist klar: Wer frühzeitig potenzielle Risiken mit einem hohen Unsicherheitspotenzial erkennt und dementsprechend agiert, der gewinnt. Systematisch Risiken erkennen Nicht umsonst steht bei der Munich Re das systematische und zugleich frühzeitige Erkennen von Emerging Risks im Zentrum der Betrachtungen. Gerhard Schmid sieht in Emerging Risks neue oder sich ändernde Risiken mit einem hohen Unsicherheitspotenzial in den Dimensionen Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß. Schmid: „Emerging Risks können erhebliche Auswirkungen auf die Versicherungstechnik und die Kapitalanlagen haben.“ Zudem sind diese nach Aussagen des Munich-Re-Managers bislang unbekannt oder unerkannt und betreffen eine große Anzahl von Personen, Sa- Extrembergsteigerin Tamara Lunger auf Gratwanderung: Chance und Risiko auf den höchsten Bergen der Welt. chen oder Vermögenswerten. Der Knackpunkt für Schmid ist aber, dass ein konventionelles Risikomanagement im Falle der Emerging Risks nur schwer anwendbar sei. Nach Schmids Worten seien fünf Bereiche für die Entstehung dieser Emerging Risks verantwortlich, nämlich die Gesellschaft und Politik, das Wirtschaftsumfeld sowie die Bereiche Umwelt und Technologie. AI und Data Analytics bieten neue Werkzeuge Um Emerging Risks systematisch zu identifizieren, setzt die Munich RE auf einen Mix aus manuellen Prozessen, um beispielsweise Fachartikel aus Zeitungen und Zeitschriften auszuwerten und Versicherungsverbände sowie versicherungsnahe Organisationen in den Prozess einzubeziehen. Hinzu kommen die Expertisen von Universitäten, Forschungsinstituten und Fachexperten oder die der eigenen Mitarbeiter sowie des Firmennetzwerks. Gleichzeitig bedient sich die Munich Re der Quelle von Big Data, dem Data Mining als auch einer semantischen Web-Analyse. Der Rückversicherer setzt dabei auch auf Artificial Intelligence (AI) und Data Analytics. So schreibt das Unternehmen: „Data Analytics und künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten beim Managen und Versichern von Risiken. So verarbeiten die Datenexperten von Munich Re […] auch externe, öffentlich zugängliche Daten, zum Beispiel zur Geografie, Gebäuden, Wetter oder sozioökonomischen Daten.“ Interaktion statt Powerpoint-Folienschlachten.

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