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RISIKO MANAGER 10.2017

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RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

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16 RISIKO MANAGER 10|2017 Um das Ausmaß der Risiken in numerischen Werten zu erfassen, bieten sich quantitative Methoden an. Im weiteren Verlauf werden diesbezüglich die Verteilungsanalyse und Risikomaße beleuchtet. Bei der Verteilungsanalyse sollen die Risiken durch eine adäquate Verteilungsfunktion beschrieben werden, um sie so vergleichbar zu machen. Die wichtigsten Verteilungen mit zugehörigen Parametern werden im ersten Kapitel des Praxishandbuchs erläutert. Noch genauer werden die Verteilungen bei Albrecht/Maurer (S. 154 ff.) und Cottin/Döhler beschrieben, die auch Anwendungsbereiche für die jeweilige Verteilung vorschlagen (S. 26 ff.), was im Handbuch nur kurz angesprochen wird. Die Normalverteilung wird von Gleißner/Romeike als wichtigste Verteilung in der Praxis bezeichnet (S. 27), was sich damit deckt, dass ein Großteil der Autoren bei ihren Betrachtungen zur Quantifizierung eine binomial- oder normalverteilte Modellierung bevorzugen. Speziell bei der Verwendung der Normalverteilung ist aber zu beachten, dass sogenannte „fat tails“ unberücksichtigt bleiben (vgl. beispielsweise Wolke, S. 68, der diese Problematik selbst erkennt). Während sich bei Albrecht/Maurer der Jarque-Bera-Test (S. 122 f.) und bei Romeike/Hager im Anhang Instrumente zur Überprüfung auf Normalverteilung finden (S. 446 ff.), bleiben Tests dazu im Handbuch aus. Neben der Normalverteilung wird der Dreiecksverteilung im Praxishandbuch im Gegensatz zu den Lehrbüchern vermehrt Beachtung geschenkt. Diese Verteilung ist insofern von Bedeutung, dass sie einfach zu verstehen ist und ohne große mathematische Kenntnisse angewendet werden kann. Zudem wird keine Angabe von Wahrscheinlichkeiten benötigt (Gleißner/Romeike, S. 28). Bei Albrecht/Maurer (S. 171 ff.), Wengert/Schittenhelm (S. 75) und Cottin/Döhler (S. 287) sowie Romeike/Hager (S. 215 ff.) halten noch Copulafunktionen Einzug, die im „Praxishandbuch Risikomanagement“ noch nicht einmal erwähnt werden. Zur vertiefenden Recherche des Themas Verteilungsanalyse empfehlen sich die Bücher von Albrecht/Maurer (S. 154 ff.) und Cottin/Döhler (S. 287 ff.). Eine gegenüber ganzen Verteilungsfunktionen eingeschränkte Analyse besteht in der Betrachtung von Risikomaßen. Diese wie auch Sensitivitätskennzahlen (vor allem Duration und Konvexität) werden von verschiedenen Lehrbüchern in unterschiedlicher Intensität erörtert. Lediglich Brauweiler und Ehrmann halten sich hier weitgehend bedeckt. Im Praxishandbuch wird dieses Thema insbesondere durch einen Beitrag von Gleißner/ Wolfrum abgedeckt [Gleißner/Romeike 2015, S. 189 ff.]. Tab. 04 Albrecht/Maurer Brauweiler Broll/Wahl Cottin/Döhler Ehrmann Eller/Heinrich/Perrot Gleißner Möbius/Pallenberg Romeike/Hager Sartor/Bouranel Wengert/Schittenhelm Wolke Übersicht vorgestellter Risikosteuerungsmaßnahmen Aggregation Um am Ende der Bewertung nicht nur eine Auflistung von Einzelrisiken zu erhalten, müssen bei Risiken mit erkennbaren Interdependenzen auch deren Korrelationen integriert werden, um die relative Bedeutung der Einzelrisiken zu bestimmen (Gleißner/ Romeike, S. 163). Dies ist notwendig, da in der Realität die Risiken ebenfalls nicht einzeln sondern aggregiert auftreten. Das Ziel der Risikoaggregation ist also das Aufzeigen der Gesamtrisikoposition des Unternehmens, um die Risikotragfähigkeit zu beur- Portfoliomanagement, insb. Bondportfolios, Asset Allocation, Duration-Gap-Analyse, Derivate, insb. Forwards, Futures, Optionen, Caps, Floors, Collars, Swaps. Räumliche Trennung von Anlagen, Management der Haftungsrisiken durch allgemeine Geschäftsbedingungen, Outsourcing, Leasing, Factoring, Hedging mittels derivativer Finanzinstrumente. Futures, Optionen, variabel verzinsliche Einlagen, Termingeschäfte, dynamisches Hedging, Wahl der Fakturierungswährung. Duration-Gap-Analyse, Versicherungslösung, insbesondere Rückversicherung und Franchising, Portfoliomanagement, insbesondere im Rahmen des CAPM, Hedging mit Futures und Optionen. Versicherungslösung, Verträge und Geschäftsbedingungen, Derivate, insbesondere Termingeschäfte, Forwards, Swaps, Futures, Optionen, Outsourcing, Factoring, Leasing, Franchising, Diversifikation, insbesondere Produkte, bereichsweiser Handlungsbedarf in Tabellenform, Balanced Scorecard. Limit- und Benchmarksystem, Hedging, insbesondere Futures, Natural Hedge, Proxy Hedge, Kreditportfoliomodelle, risikoadjustiertes Pricing, Kreditstrategie und -entscheidung, Derivate, insbesondere Termingeschäfte, speziell Futures und Forwards, Optionen, Swaps, Caps, Floors, Collars, Swaptions, Doppelswaps, Cash, Target und National Pooling, Ersatzverfahren, Neuausrichtung, Versicherungslösungen, Outsourcing, Funktionentrennung, Asset Allocation. Risikotransfer, insbesondere Versicherungslösungen, Risikokostenoptimierung, tabellarische Zuordnung einzelner Risikobewältigungsmaßnahmen, Umsetzung in eine robuste Unternehmensstrategie. Grundlegende Derivate, insbesondere, Forwards, Futures, Swaps, Optionen, versicherungsspezifisches Liability Management, Liabilty Hedge, Asset Hedge, Leverage Management, Insurance-Linked-Bonds /-Securites, Versicherungsderivate, Asset- und Portfoliomanagement, Immunisierungsstrategien, insbesondere Stop Loss, Bond Call, Protective Put, Constant Proportion Portfolio Insurance, Time Invariant Portfolio Protection. Versicherungslösungen, Diversifikation, insbesondere, regionale / personale Streuung, Outsourcing, personenbezogene Diversifikation. Personelle, technische und organisatorische Maßnahmen, Diversifikation, Versicherungslösungen, Derivate, Leasing, Factoring, Risk Bonds, Contingent Capital, Versicherungsderivate. Derivate, insbesondere Optionen, Forwards und Futures, Portfoliomanagement im Rahmen des CAPM, Asset-Liability-Matching, Duration-Gap-Analyse, Constant Proportion Portfolio Insurance. Limitsysteme, Diversifikation, insbesondere Produkte, Outsourcing, Natural Hedge, Factoring, Leasing, Franchising, Versicherungslösungen, Immunisierung, Derivate, insbesondere Swaps, Optionen, Futures, Forderungsmanagement.

ERM 17 teilen, die vom Eigenkapital und den Liquiditätsreserven determiniert wird (ebd., S. 29 f.). Ohne diese bereits seit 1998 vom IDW PS 340 geforderte Aggregation ist es jenseits gravierender Positionierungen kaum möglich, bestandsgefährdende Entwicklungen im Sinn des § 91 II AktG zu erkennen. Generell kann die Aggregation auf zwei Wegen erfolgen, entweder analytisch oder durch Simulationen (ebd., S. 228). Bei der analytischen Ermittlung der Gesamtrisikoposition ist die Risk Map ein vergleichsweise elementares Werkzeug, das – keineswegs nur positiv – unter den Lehrbüchern insbesondere von Gleißner (S. 220 ff.), Romeike/Hager (S. 124) und Sartor/Bouranel (S. 52) angesprochen wird, während es in den anderen wie auch im Praxishandbuch de facto kein Thema ist. Das anspruchsvollere Instrument ist das Varianz-Kovarianz-Modell, das ebenfalls in mehreren Lehrbüchern wie bei Albrecht/ Maurer, bei Wolke und bei Romeike/Hager adressiert wird. Im Praxishandbuch ist es ebenfalls insbesondere Hager, der sich intensiver mit dem Modell auseinandersetzt und die Berechnungsformeln liefert (Gleißner/Romeike, S. 227 ff.). Angesichts der Schwächen des Ansatzes außerhalb von Finanztiteln dominieren in der Praxis Simulationen, insbesondere die historische oder die Monte-Carlo-Simulation, die im Praxishandbuch (S. 215 ff. und 238 ff.) ebenso wie in den meisten Lehrbüchern dargestellt werden – nicht oder nur beiläufig streifen dieses Thema Brauweiler, Broll/Wahl Ehrmann und Möbius/Pallenberg. Bei Sartor/Bouranel steht eine simulationsbasierte Risikoaggregation sogar im Mittelpunkt ihres umfassenden Fallbeispiels (S. 120 ff.). Gleißner betont in seinen ausführlichen Darstellungen und Beispielen die Bedeutung einer simulationsbasierten Risikoaggregation für die Früherkennung bestandsgefährdender Risiken und die Verknüpfung des Risikomanagements mit Rating/Finanzierung sowie Unternehmensbewertung. Steuerung Wie bereits die quantitative Untersuchung der Werke gezeigt hat, legen die meisten Autoren besonderen Wert auf eine angemessene Handhabung der Risiken. Im Zuge des Risikocontrollings bieten sich mit der Vermeidung, Reduktion, Begrenzung, Absicherung und Akzeptanz je nach Ausprägung des Risikos diverse grundsätzliche Steuerungsmechanismen an (vgl. Wengert/Schittenhelm, S. 78). Tab. 04 zeigt die wichtigsten in der Literatur vorgestellten Risikosteuerungselemente. Im Praxishandbuch tauchen Steuerungsmechanismen und -instrumente in verschiedenen Beiträgen auf (vgl. beispielsweise S. 376 f. und 384 ff.). Sie sind naturgemäß stärker an den Themen der jeweiligen Beiträge orientiert, bieten aber auch allgemeine Erkenntnisse zu dieser Problematik. Bei aller schon angesprochenen Vorsicht betreffend der relativen Zuordnung zeigt sich gegenüber dem Durchschnitt der Lehrbücher eine etwas geringere Betonung dieser Phase des Risikomanagementprozesses. Überwachung und Kommunikation Im letzten Teilprozess des Risikomanagements ergab die quantitative Untersuchung insbesondere unter Einbezug der Überschrift „rechtliche Normen“ eine große Streuung zwischen den untersuchten Büchern. Hier zeigt sich noch mehr als in einigen anderen Bereichen die Bedeutung der strukturellen Idee, die mit dem jeweiligen Werk verfolgt wird. Entsprechend ist es wenig sinnvoll, über die Quantitäten hinaus auf die Unterschiede in den jeweiligen Büchern (nochmals) einzugehen. Indessen sollte als Tendenz bedacht werden, dass rechtliche Vorgaben in der jüngeren Vergangenheit einen wesentlichen Treiber für das Risikomanagement insgesamt und speziell für diesen Teilprozess dargestellt haben. Dies wird in der Zukunft nicht gänzlich anders sein, denn zumindest ein Teil des Risikomanagements wird ständig Novellierungen der Gesetzgeber/Standardsetter hinterherlaufen, die ihrerseits einer Umgehung ihrer inhaltlichen Vorgaben entgegenzutreten bemüht sind. Dieses Hase-und-Igel-Rennen war in den letzten Jahren besonders im Bereich des Finanzsektors zu beobachten. Welche Konsequenzen sich daraus für die Zukunft des Risikomanagements und ihre Darstellung in der Literatur, beispielsweise hinsichtlich Integration oder Separation dieser Themen, ergeben werden, kann aus heutiger Sicht kaum abgeschätzt werden. Theoriebezug Insbesondere in der Hochschulausbildung ist der Theoriebezug von verwendeter Literatur ein wichtiger Aspekt. Im Risikomanagement betrifft dies insbesondere theoretische Grundlagen in Mathematik, Statistik/ Ökonometrie sowie Ökonomie. Entsprechend dem Titel und Anspruch eines „Praxishandbuchs“ sei den folgenden Ausführungen vorangestellt, dass bei ihm theoretische Bezüge gleichsam naturgemäß eine entsprechend geringere Rolle spielen. Ökonomische Theorien Insbesondere Entscheidungen unter Risiko und Instrumente der Risikoabsicherung respektive des Risikotransfers sind Gegenstand wirtschaftswissenschaftlicher Forschung. Aus diesem Grund soll zunächst auf den Umgang mit ökonomischen Theorien eingegangen werden. Ökonomische Entscheidungs- und Nutzentheorie Die Vorteile der axiomatischen Vorgehensweise der Entscheidungstheorie liegen in der Möglichkeit einer gemäß einer konsistenten Struktur ordnungstreuen Messung der untersuchten Variablen sowie der Verpflichtung von Entscheidungsträgern, ihre Entscheidung an dem von der zuvor festgelegten Risiko- beziehungsweise Präferenzrelation abgeleiteten Risikomaß auszurichten [vgl. Brandtner 2012, S. 18 f.]. Als theoretische Grundlage für ein kohärentes Risikomanagementsystem scheint eine solche Methode durchaus geeignet. Broll/Wahl merken hierzu an, dass die moderne wissenschaftliche Literatur gezeigt habe, dass „komplizierte Risiko- und Entscheidungsmodelle“ für die Entscheidungsfindung nicht notwendig seien, stattdessen seien Entscheidungsregeln anhand einfacher statistischer Maßzahlen, wie etwa die (µ,)-Regel, selbst bei komplexen Fragestellungen ausreichend (S. 2). In diesem Sinn wird lediglich ein Optimierungsproblem unter bankspezifischen, modellinhärenten Nebenbedingungen im Zuge der Erwartungsnutzentheorie knapp vorgestellt (S. 11 f.). Die bereits angesprochene (µ,)-Theorie soll nun aber nicht als

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