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RISIKO MANAGER 10.2017

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RISIKO MANAGER ist das führende Medium für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen. Mit Themen aus den Bereichen Kreditrisiko, Marktrisiko, OpRisk, ERM und Regulierung vermittelt RISIKO MANAGER seinen Lesern hochkarätige Einschätzungen und umfassendes Wissen für fortschrittliches Risikomanagement.

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10 RISIKO MANAGER 10|2017 Abb. 01 1200 1000 800 600 400 200 0 Seitenzahlen der untersuchten Bücher Brauweiler Wengert/ Schittenhelm Sartor/Bouranel Brauweiler Möbius/Pallenberg Eller/Heinrich/Perrot/Reif klusive des anderen „Extremfalls“ Albrecht/ Maurer – in Höhe von knapp 300 Seiten, so ist es durchaus angebracht, an der Erfüllung dieses recht hochgesteckten Anspruchs zu zweifeln. Der große Umfang bei Albrecht/Maurer lässt sich zu Beginn vor allem dadurch erklären, dass, wie bereits am Titel zu erkennen ist, eine umfassende theoretische Ausführung zu Themen des Investitionsmanagements, die zwar Überschneidungen zum Risikomanagement aufweisen, jedoch eine selbstständige Disziplin darstellen, wesentlicher Bestandteil des Lehrtexts ist. Umfassendere Analysen sind Gegenstand der folgenden Kapitel. Neben Lehr- sind vor allem Handbücher gängige Formen für Gesamtdarstellungen eines Fachgebiets. Solche Handbücher entstehen allerdings in der Anfangsphase neuer Fachrichtungen sehr sporadisch und weisen mitunter große Abweichungen zueinander auf. Im Bereich Risikomanagement kam nach den bereits für die Lehrbücher beschriebenen Kriterien nur das 2015 von Gleißner/Romeike herausgegebene „Praxishandbuch Risikomanagement Konzepte – Methoden – Umsetzung“ infrage (das einzige vergleichbare Werk mit allgemeiner Ausrichtung wurde von Johanning/ Rudolph bereits im Jahr 2000 herausgegeben). Mit nach gleicher Konvention wie oben gezählten 934 Seiten weist es einen Umfang auf, der, auch angesichts der weiterführenden Literaturhinweise am Ende Ehrmann Wolke Cottin/Döhler Romeike/Hager Gleißner Albrecht/Maurer Gleißner/Romeike der jeweiligen Beiträge, für die tendenziell gegenläufigen Anforderungen von Vollständigkeit und Kompaktheit einen vernünftigen Kompromiss für diese Publikationsgattung darstellen kann (für alle untersuchten Bücher gilt im Folgenden die Zitierkonvention, dass der Bezug durch die – ggf. mit Schrägstrich verbundenen – Namen ohne die Jahreszahl erfolgt. Beim Praxishandbuch kommt hinzu, dass auf das Kürzel (Hrsg.) verzichtet wird und immer nur auf das gesamte Buch und nicht auf die einzelnen Beiträge verwiesen wird. Diese können im Bedarfsfall über die angegebenen Seitenzahlen identifiziert werden). Für alle Bücher lassen sich nach deren eigenen Angaben drei wesentliche Zielgruppen ausmachen: Studierende, Praktiker und Wissenschaftler, wobei letztere weniger in ihrer forschenden als in ihrer lehrenden Tätigkeit adressiert werden. Privatpersonen, wie sie bei Eller/Heinrich/ Perrot angesprochen werden, sind nicht von Belang. Mit Broll/Wahl und Möbius/ Pallenberg richten sich lediglich zwei Bücher ausschließlich an Studierende, nur drei praktisch exklusiv an Praktiker (Brauweiler, Gleißner und Romeike/Hager). Alle anderen fokussieren sich mindestens an diese beiden Zielgruppen, Albrecht/ Maurer, Cottin/Döhler und Eller/Heinrich/Perrot wollen alle drei genannten Zielgruppen ansprechen. Gleißner/Romeike sind qua Titel schon auf Praktiker fixiert, wobei Handbücher bekanntlich auch in der akademischen Ausund Weiterbildung oft dadurch zum Einsatz kommen, dass ihre Beiträge als Einstieg in jeweilige Teilgebiete verwendet werden. Diese unterschiedliche Adressierung impliziert einen gewissen Anspruch an die Ausrichtung des Texts. Studierende sind in erster Linie Konsumenten wissenschaftlicher Forschung, leider wird Fachliteratur oft nur dann gelesen, wenn explizit dazu aufgefordert wurde. Aufgabe der Lehrenden ist es hingegen primär, die Bücher zu bewerten und auf ihre Tauglichkeit für entsprechende Lehrveranstaltungen hin zu prüfen [vgl. etwa Swales 1995, S. 4]. Praktiker hingegen sind an konkreten Methoden sowie Anwendungen von Theorien in der Unternehmenspraxis interessiert. Entsprechend bieten sich als erste Vergleichskriterien zwischen den Büchern der regelmäßig in Vorworten und/oder Eingangskapiteln formulierte eigene Anspruch sowie die disziplinäre Ausrichtung an, bevor die Inhalte konkreter untersucht werden. Eigener Anspruch und disziplinäre Ausrichtung Eigener Anspruch Einige Autoren formulieren explizit einen Eigenanspruch an ihren Text, siehe hierzu Tab. 01. Während sich bei vielen Autoren die Anforderungen an ihr Lehrbuch mit den durch die gewählte Zielgruppe implizierten decken, sollten dennoch einige Beispiele näher beleuchtet werden, die dann zusammen mit anderen im abschließenden Kapitel dieses Beitrags nochmals aufgegriffen werden. Wie bereits erwähnt, beansprucht das Buch von Brauweiler für sich, „die Essenz dessen, worauf es als State-of-the-Art in der gegenwärtigen Fachdiskussion oder in der Praxis ankommt“ zu vermitteln. Hierbei handelt es sich jedoch weniger um eine Einschätzung des Autors selbst, sondern um die Produktbeschreibung der Essentials-Reihe des Springer-Verlags. Dem geringen Umfang geschuldet, wird jedoch exakt dies kaum berücksichtigt, vielmehr werden lediglich traditionelle Methoden wie ein internes Berichtswesen mit Warnschwellen

ERM 11 zur Risikoidentifikation (S. 7), das Risikoinventar und die Risk-Map, die vielfältiger Kritik ausgesetzt sind, als Werkzeuge der Bewertung (S. 8), Vermeidung, Überwälzung und Diversifikation der Risiken mithilfe von Standardlösungen zur Risikosteuerung (S. 11 f.) sowie das Risikohandbuch zur internen und externen Kommunikation (S. 13 f.) vorgestellt. Das Buch von Brauweiler eignet sich somit höchstens als rudimentäre Einführung in die Thematik. Broll und Wahl betiteln ihr Werk selbst als „Studientext“, der laut S. 2 dem Anspruch genügen soll, „eine Lücke im wirtschaftswissenschaftlichen Bachelorstudium und Masterstudium zu schließen, indem er ein real- und finanzwirtschaftliches Risikomanagement für internationale Unternehmen und Finanzintermediäre in den Mittelpunkt der einzelnen Beiträge stellt.“ Tab. 01 Albrecht/Maurer Haftungskaskaden bei einem Bail-in Gerade letztere Formulierung stellt klar, dass die Veröffentlichung nicht als in sich geschlossenes Lehrbuch verstanden werden will. Vielmehr sollen die Kapitel im Rahmen verschiedener Lehrveranstaltungen oder Abschlussarbeiten im Selbststudium „für sich erarbeitet werden“ (ebd.). Dieser Anspruch führt allerdings zu Einbußen bei der Kohärenz (ebd.). Da jedes Kapitel jeweils eine abgeschlossene Einheit bildet, kommt es zu zahlreichen Wiederholungen bei den Ausführungen. Bei Sartor/Bouranel findet sich im Einklang mit ihrer Maxime, eine kompakte Gesamtübersicht zu liefern, eine angemessene Anzahl an Methoden und Werkzeugen, die im Risikomanagementprozess von hoher Relevanz sind, ebenso werden wichtige Grundlagenkenntnisse vermittelt, sodass auch Studierende ohne umfassendes „in sich geschlossene, umfassende und methodisch fundierte Einführung in das moderne, quantitativ geprägte Investitions- und Risikomanagement“ Brauweiler Einführung in aktuelle Themen des Risikomanagements S. II Broll/Wahl Schließen einer Lücke zwischen Bachelor- und Masterstudium S. 2 Cottin/Döhler Ehrmann „praxisorientierte Einführung in die mathematischen Aspekte der Risikoanalyse und des Risikomanagements“ „Anregung und Anleitung zu intensiver Beschäftigung mit den Chancen und Risiken des Unternehmens“ Eller/Heinrich/Perrot/Reif „Überblick über häufig verwendete Begriffe“ S. 8 Gleißner Vorstellung methodischer Grundlagen, Verfahren, Instrumente, Wege zur Etablierung eines Risikomanagements im Unternehmen und Nutzung von Risikoinformationen bei unternehmerischen Entscheidungen (risikogerechte Bewertung) Möbius/Pallenberg Überblick über sämtliche Grundlagen, Nachschlagewerk S. IX Romeike/Hager Sartor/Bouranel Wengert/Schittenhelm Wolke Gleißner/Romeike „Analog zu den Vorauflagen erläutern wir auch in „Erfolgsfaktor Risiko-Management 3.0“ praxisnah, welche Verfahren in den einzelnen Unternehmensbereichen wie etwa Produktion, Vertrieb, Finanzen et cetera anwendbar sind.“ Kompakte Gesamtübersicht der einzelnen Phasen des Risikomanagementprozesses Keine Angaben Vermittlung von „langfristig notwendigem Grundlagenwissen, aktuellen risikospezifischen Fragestellungen, praktischen Anwendung anhand von Zahlenbeispielen sowie Schlussfolgerungen“ Abdeckung der wesentlichsten Facetten des Risikomanagements. Darstellung des ökonomischen Mehrwerts einer risikoorientierten Unternehmensführung. S. VII S. V S. 7 S. VI S. IX S. V S. XII S. 7 Vorwissen in den Themenkomplex „Risikomanagement“ einsteigen können. In Bezug auf die mathematische Terminologie unterlaufen den Autoren jedoch einige Ungenauigkeiten, die zu Missverständnissen führen können (S. 63, 78 und 122). Disziplinäre Ausrichtung Risikomanagement ist ein sehr weitläufiges, interdisziplinäres Gebiet. Es umfasst fast alle betriebswirtschaftlichen Bereiche und stellt somit juristische, mathematische, ökonomische und versicherungstechnische Anforderungen [vgl. bereits Gahin 1967, S. 2]. Um dieses breitgefächerte Risikospektrum etwas einzugrenzen, befassen sich die meisten Autoren nur mit einem bestimmten Teilbereich des Risikomanagements. Bei den ausgewählten allgemeinen Lehrbüchern ist dies nicht der Fall, jedoch lassen sich gewisse Tendenzen ausmachen. Während beispielsweise Albrecht/Maurer eine fundierte entscheidungsorientierte Betrachtung mit starkem Bezug auf finanzwirtschaftliche Fragestellungen vornehmen, legen Broll/Wahl ihren Schwerpunkt auf bankbetriebliche Aspekte und Möbius/Pallenberg tendieren zu versicherungstechnischen Themen. Analog zu ihrem selbst formulierten Anspruch wird bei Cottin/Döhler das Risikomanagement lediglich in seinem mathematisch-statistischen Charakter beleuchtet. Zwar findet sich im Kapitel „Risikoentlastungsstrategien“ offensichtlich eine große Anzahl an ökonomischen Modellen, zu denen auch geeignete Interpretationen in der betriebswirtschaftlichen Praxis geliefert werden, allerdings liegt auch hier der Fokus auf einer stringenten Herleitung und mathematisch sauberen formalen Darstellung der vorgestellten Sachverhalte. Ehrmann vertritt dagegen die Auffassung, dass die Aufgaben des Risikomanagements vom Zentralcontrolling, das als Zentralisierung aller Controllingaufgaben in einem System aus institutionaler Sicht eng mit dem konventionellen Controlling verbunden ist, übernommen werden sollten (S. 176). Eller/Heinrich/Perrot liefern wie beschrieben nach eigenem Anspruch kein

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