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RISIKO MANAGER 10.2016

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16 RISIKO MANAGER 10|2016 Steuerung von Liquiditätsrisiken Anforderungen an den Liquiditätsnotfallplan Die zunehmende Regulierungsdichte für Kreditinstitute als Folge der Erfahrungen aus der Finanz- und Bankenkrise geht unter anderem einher mit steigenden Anforderungen an Methoden, Prozesse und Systeme zur Steuerung von Liquiditätsrisiken. Die Maßnahmen der Aufsicht sehen zudem die Verbesserung der Liquiditätsausstattung, insbesondere in Zeiten von Krisen beziehungsweise Stress, vor. Nicht zuletzt wurden im Zuge von Basel III für das Liquiditätsrisikomanagement neue und global einheitliche Meldeanforderungen zu (Risiko-)Kennzahlen eingeführt. Neben den Überwachungsgrößen für das kurz-, mittel- und langfristige Liquiditätsrisiko (ALMM) sowie der Ermittlung der freien Liquiditätsreserven (Asset Encumbrance) sind darunter vor allem auch die stressbezogenen Kennzahlen LCR und NSFR für das kurz- und mittelfristige Liquiditätsrisiko zu subsumieren. Hinzu kommen Anforderungen an das Management des innertägigen Liquiditätsrisikos und an darauf bezogene Kennzahlen, die es ebenfalls zu melden gilt [Vgl. BCBS 248]. Liquiditätsrisikostresstests liefern wichtige Erkenntnisse für die Messung und Steuerung sowie die Überprüfung von Prozessen, Verantwortlichkeiten und Maßnahmen zum Gegensteuern einer Liquiditätskrise. Das Stressszenario bildet damit den Auslöser für den Test eines Liquiditätsnotfallplans, der im Kontext verschiedener regulatorischer Anforderungen steht. Seit Basel III hat sich eine Gleichrangigkeit von Liquidität und Eigenmitteln in Säule 1 und in Säule 2 vollzogen. Die Anforderungen an die Steuerung der Liquiditätsrisiken und die Adäquanz der liquiden Mittel (ILAAP) haben

Marktrisiko 17 sich den Anforderungen an die Steuerung der Kapitalrisiken und die Adäquanz der Eigenmittel (ICAAP) qualitativ wie quantitativ angeglichen. Analog zum ICAAP sind im Rahmen des ILAAP die internen Prozesse derart zu gestalten, dass für den Notfall eindeutige Reporting-, Eskalationsund Entscheidungswege festgelegt sind. Die neuen Rahmenbedingungen haben daher weitreichende Folgen für die Liquiditätsnotfallplanung von Kreditinstituten ( Abb. 01). Dieser Beitrag ist wie folgt gegliedert: In Kapitel 2 wird zunächst eine Einordnung der Liquiditätsnotfallplanung in das breite Spektrum der regulatorischen Anforderungen vorgenommen. Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Rahmenbedingungen für die Ausgestaltung eines Stresstestszenarios und den Auswirkungen auf stresssensitive Positionen als Auslöser des Liquiditätsnotfall(plan)s. In Kapitel 4 wird die geeignete Auswahl der Frühwarnindikatoren betrachtet, die dem Institut möglichst rechtzeitig Erkenntnisse über einen (drohenden) Notfall liefern, damit frühzeitig und gezielt Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Dies erfordert wohldefinierte Kommunikations-, Eskalations- und Entscheidungsprozesse, welche Gegenstand von Kapitel 5 sind. Kapitel 6 widmet sich dem Problem der geeigneten Auswahl von Maßnahmen in Stressszenarien und ihren Refinanzierungspotenzialen. Eine Zusammenfassung der Kerngedanken und ein Fazit erfolgen im abschließenden Kapitel. Nationaler und internationaler regulatorischer Kontext Die Ausgestaltung eines effektiven Liquiditätsnotfallplans unterliegt einem wachsenden Spektrum nationaler und internationaler regulatorischer Anforderungen ( Abb. 01 und Tab. 01). Die Umsetzung der fachlichen wie auch der technischen Anforderungen aus der regulatorischen Perspektive ist bei vielen Instituten noch nicht abgeschlossen. Allerdings ist es erforderlich, diesen Gesamtkomplex von Regularien im Liquiditätsnotfallplan zu integrieren. Bereits aus den Grundsätzen für die Liquiditätsrisikosteuerung [Vgl. Abb. 01 national Regulatorischer Rahmen für Liquiditätsnotfallpläne KWG (§§11, 44) LiqV (§10) Liquidity Buffers & Survival Periods international MaRisk 2016 Liquidity Cost Benefit Allocation CEBS GL on Stress Testing Liquiditätsnotfallplan EBA Funding Plans BCBS 239 ILM (BCBS 248) Principles for Sound LRM SREP/ILAAP CRD IV BCBS 144, Prinzip 10] ergibt sich die Notwendigkeit eines effektiven Notfallplans, um in Stresssituationen den Liquiditätsbedarf zu ermitteln, mögliche Liquiditätsengpässe unter der angemessenen Berücksichtigung der Belastung von Vermögenswerten zu identifizieren und die Konformität zur Liquiditätsrisikotoleranz zu validieren, sodass mögliche Anpassungen in Strategie, methodischen Verfahren, Prozessen sowie in den Positionen auf der Aktiv- und Passivseite vorgenommen werden können. Die konkreten Anforderungen an einen Notfallplan sind aus den SREP-Leitlinien [Vgl. SREP, Tz. 399, 417- 419] zu entnehmen, die vor allem die Governance, Frühwarnindikatoren, Maßnahmen sowie Kommunikations-, Eskalations- und Entscheidungsprozesse [Vgl. hierzu auch MaRisk, AT 7.3; SREP, Tz. 414] umfassen. Zum regelmäßigen Test des Liquiditätsnotfallplans sind geeignete Stressszenarien, die sowohl die institutsspezifischen als auch die systemischen Einflussfaktoren berücksichtigen, als Auslöser für den Notfall von entscheidender Bedeutung, um mögliche Schwächen frühzeitig identifizieren zu können. Dabei unterliegen die Bildung geeigneter Stressszenarien und die Analyse ihrer Auswirkungen zahlreichen qualitativen und quantitativen Vorgaben und Leitlinien [Vgl. bspw. GL32, S. 42, Nr. 8; S. 24, Nr. 85; MaRisk, AT 4.3.3, BTR 3.1, BTR 3.2; SREP, Tz. 408-413]. Diese betreffen insbesondere Überlebensdauer, Organisationsstruktur, Zeithorizonte, Modellierung von Auswirkungen sowie das Liquiditätseindeckungspotenzial. Die geeignete Auswahl von Frühwarnindikatoren im Liquiditätsnotfallplan dient der frühzeitigen Erkennung einer angespannten Situation und soll Zeit zur Einleitung von Gegenmaßnahmen verschaffen. Die Auswahl der steuerungsrelevanten Indikatoren kann sowohl die regulatorisch vorgegebenen Liquiditätskennzahlen nach CRD IV (LCR, NSFR, ALMM, Asset Encumbrance) einbeziehen als auch weitere institutsspezifische Kennzahlen sowie qua-

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