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RISIKO MANAGER 07.2018

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32 RISIKO MANAGER 07|2018 Das bevorstehende Ende der Anleihekäufe durch die EZB Risiken für Banken und für die Finanzmarktstabilität Das bevorstehende Ende des EZB-Anleihekaufprogramms leitet voraussichtlich eine Phase steigender Zinsen ein. Während dies aus Ertragsgesichtspunkten im zinstragenden Geschäft der deutschen Geschäftsbanken zu begrüßen ist, gehen damit auch höhere Risiken für einzelne Banken und für die Finanzmarktstabilität einher. Im Folgenden wird die Aufmerksamkeit auf die Risiken gelenkt, die aus einer Zinserhöhung resultieren. Am 14. Juni 2018 hat der EZB-Rat beschlossen, das Anleihekaufprogramm (Asset Purchase Programme, APP) der EZB im Oktober 2018 auf das halbe Volumen von derzeit 30 Mrd. Euro monatlich auf 15 Mrd. Euro zu reduzieren und Ende Dezember 2018 enden zu lassen, sofern sich die jetzigen Annahmen zur künftigen Inflationsentwicklung bestätigen [Europäische Zentralbank 2018]. Es ist davon auszugehen, dass die EZB in der Folge dieser Entscheidung die Leitzinsen spätestens Mitte 2019 erhöhen wird. Dieser bevorstehende Zinsanstieg geht mit erheblichen Risiken für Geschäftsbanken und für die Finanzmarktstabilität einher. Während das Niedrigzinsumfeld der letzten Jahre als Ursache für zu geringe Überschüsse im zinstragenden Geschäft der Banken gesehen wurde, sollte die bevorstehende Zinswende nicht ausschließlich als Quelle für höhere Zinserträge begrüßt werden. Das Anleihekaufprogramm der EZB Das Anleihekaufprogramm der EZB ist ein Instrument der Geldpolitik, mit dem Liquidität auf den Markt gebracht wird, um letztlich das Inflationsziel von nahe 2 Prozent zu erreichen. Das Programm besteht aus mehreren Sub-Programmen für jeweils unterschiedliche Emittentengruppen der Wertpapiere. Die Anleihen der Öffent-

Marktrisiko 33 lichen Hand machen bei weitem den größten Anteil im APP aus. Diese Staatsanleihen werden ausschließlich auf dem Sekundärmarkt gekauft, sodass das Programm die begebenden Staaten nicht direkt finanziert. Die Anleihekäufe werden von der EZB zentral koordiniert und durch die EZB und die nationalen Zentralbanken des Eurosystems ausgeführt. Das Programm besteht seit März 2015 und hat in dieser Zeit ein erhebliches Volumen in das Bankensystem gepumpt. Abbildung 1 stellt dies grafisch dar, wobei jeweils Monatsdurchschnittswerte (Säulen, linke Achse) und kumulierte Volumina (Linie, rechte Achse) angegeben sind. Das Volumen für Januar 2019 wurde unter der Annahme auf 0 gesetzt, dass das Inflationsziel von nahe 2 Prozent zu Jahresende erreicht ist. Das Anleihekaufprogramm hat zu Überschussliquidität bei Geschäftsbanken beigetragen, die dieses „überschüssige“ Geld bei der EZB anlegen können. Hierfür fallen seit Juni 2014 durch die negative Einlagefazilität Strafzinsen an, die seit März 2016 minus 0,4 Prozent betragen. Die sich abzeichnende Zinswende führt in dieser Hinsicht zu einer Ertragsverbesserung bei Geschäftsbanken. Zugleich gehen jedoch mit steigenden Zinsen auch Risiken einher, die im Folgenden behandelt werden. Diese Risiken beziehen sich nicht nur auf Geschäftsbanken, sondern auch auf die Finanzmarktstabilität, da Banken und Staaten vor allem durch das Anleihekaufprogramm eng miteinander verflochten sind. Auswirkungen von Zinserhöhungen auf Geschäftsbanken Zinsänderungsrisiken im zinstragenden Geschäft Der Anteil von Bargeld, Sicht-, Terminund Spareinlagen am Geldvermögen privater Haushalte lag vor drei Jahren bei insgesamt 40 Prozent [Deutsche Bundesbank 2015]. Daraus resultieren hohe Passivbestände bei deutschen Banken, die einerseits unrentabel sind, wenn sie im Extremfall zu negativen Zinsen angelegt werden müssen. Andererseits haben diese Passivpositionen faktisch keine Zinsbindung, sodass sie bei steigenden Zinsen sofort teurer werden, während im Kreditgeschäft auf der Aktivseite Zinsbindungsperioden – beispielsweise bei Immobilienkrediten oder langläufigen festverzinslichen Wertpapieren – von zehn Jahren üblich sind. Daraus ergibt sich ein erhebliches Zinsänderungsrisiko. Die durch Fristentransformation erforderlichen Anschlussfinanzierungen sind teurer als das auslaufende Geschäft. Adressausfallrisiken durch Zinser höhungen Die hohen Passivbestände haben zu erhöhter Kreditvergabe für privaten Konsum, Wohnungsbau und an Unternehmen geführt. Auch diese Kredite sind zumeist langläufig und beinhalten dadurch das oben beschriebene Zinsänderungsrisiko. Zugleich führen sie unter sonst gleichen Umständen zu einer erhöhten Fremdkapitalquote beim Kreditnehmer. Falls dieser Abb. 01 Instrument EZB-Anleihekäufe in Mrd. Euro (Durchschnittswerte pro Monat sowie kumuliertes Volumen) 90 3000 80 70 2500 Monatliches Anleihekaufvolumen 60 50 40 30 20 10 2000 1500 1000 500 Kumuliertes Volumen der Anleihekäufe 0 März 2015 Juni 2015 Sept 2015 Dez 2015 März 2016 Juni 2016 Sept 2016 Dez 2016 März 2017 Juni 2017 Sept 2017 Dez 2017 März 2018 Juni 2018 Sept 2018 Dez 2018 0 EZB Anleihekäufe in Mrd. Euro (monatliche Durchschnittswerte) Volumen der EZB-Anleihekäufe kumuliert in Mrd. Euro Quelle: www.ecb.int, eigene Darstellung

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