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RISIKO MANAGER 07.2018

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24 RISIKO MANAGER 07|2018 der Wahrscheinlichkeit umzugehen. Weshalb musste man warten, bis zu Hilberts Problem der Axiomatisierung der Wahrscheinlichkeitsrechnung? Auch Laplace hat hierzu natürlich viel beigetragen. Ein Buch aus der neueren Zeit wäre dann William Feller „An Introduction to Probability Theory and its Applications“. Er hat diese besondere Art, das Gebiet, was noch in seiner Entwicklung ist, mit viel Liebe anzubieten. So schreibt man heute nicht mehr – leider. Ganz aktuelle Bücher, über mehr oder weniger abgeschlossene Gebiete sind oft eher trocken. Sie wurden am 3. Februar 1953 in Schoten (nahe Antwerpen) geboren, nur Tage nach einer verheerenden Flutkatastrophe an der Nordsee. Hat dieses Ereignis Ihr Interesse an Extremwerttheorie geprägt, oder ist dies eine rein zufällige Koinzidenz im Lebenslauf? Das hat mich definitiv geprägt. Die zeitliche Koinzidenz mit meiner Geburt, Modulo ein paar Tage, war eben immer präsent. Als junger Mathematiker in Antwerpen und Leuven hatte ich unglaubliches Glück den Vorlesungen von Laurens de Haan, Guus Balkema und Wim Vervaat zu folgen, den herausragenden Stochastikern im Bereich der Extremwerttheorie, und von ihnen zu lernen. Auch in persönlichen Gesprächen wurde oft diskutiert, was in Theorie und Modellierung aus diesen Flutereignissen entstanden ist. Ich habe definitiv mein ganzes Leben lang dieses Ereignis mitgetragen. Sie heben explizit die erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit beim Deichbau in den Niederlanden hervor. Was können andere Disziplinen daraus lernen? Paul Embrechts bei der Verteidigung seiner Promotion am 28. September 1979 an der KU Leuven. Ohne Kooperation könnte man solch enorme Deichprojekte schlicht nicht durchführen: Kosten, technische Entscheidungen, Umweltrisiken und nicht zuletzt Mut. Schauen Sie sich das van-Danzig-Paper noch einmal an. Das ist für mich wirklich ein Blueprint, wie die richtigen Fragen gestellt werden müssen. Ich möchte aber tatsächlich auch auf unser RiskLab verweisen. Das ist für mich auch ein schönes Beispiel, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit gehen kann. Leider scheinen wir immer zunächst eine Katastrophe zu brauchen … Da haben Sie leider recht – finanzielle Krisen sind da sicherlich ein offensichtliches Beispiel. Auch in Holland gab es übrigens Warnungen, dass das Deichsystem eventuell nicht reicht. Aber man muss sich auch klar machen, dass Holland durch den zweiten Weltkrieg sehr getroffen war und plötzlich sollten die Deiche erneuert werden. Dann ist es natürlich ein Abwägen in der Bevölkerung, ob man nicht erst die Ernährungssituation verbessern soll. Nach 1953 hat dann aber schnell ein Umdenken stattgefunden, aber leider brauchen wir wohl wirklich oft erst eine Katastrophe. Welche Herausforderungen kommen in den nächsten Jahren auf Risikomanager, insbesondere im Bank und Versicherungswesen, zu? In meinem Forschungsbereich, Extremwerttheorie und nicht-normale Ereignisse, ist eigentlich sehr viel erreicht worden. Jetzt stehen wir aber vor neuen Herausforderungen: Data Science, das wird uns überall beeinflussen. Netzwerke, soziale wie technische, und Fragen bezüglich ihrer Risiken und deren Versicherbarkeit. Die demografische Entwicklung und an den Finanzmärkten sehr niedrige, teilweise auch negative Zinsen – in der Schweiz nun schon seit zehn Jahren. Das sind jeweils enorme Herausforderungen. Die Gestaltung dieser neuen Umgebung, technisch wie gesellschaftlich, dafür gilt es nun die richtigen mathematischen Methoden zu entwickeln. Das wird spannend, und ich denke, dass hier die Mathematik einen relevanten Beitrag leisten kann. Wenn ich sehe, wie heute neuronale Netze genutzt werden um interne Modelle zu prüfen, dann denke ich mir: „that is a black box on top of a black box“. Ich glaube wirklich, dass wir an einen Scheideweg gekommen sind und sich die Ausbildung von Aktuaren und Risikomanagern den neuen technischen und gesellschaftlichen Realitäten anpassen muss. Wie gehen Ihre jüngeren Kollegen an der ETH (und an anderen Universitäten) mit diesen neuen Feldern in Forschung und Lehre um? Was geben Sie Ihren Nachfolgern Mario Wüthrich und Patrick Cheridito mit auf den Weg? Meine Kollegen im RiskLab, speziell Mario Wüthrich und mein Nachfolger Patrick Cheridito sind mit diesen Entwicklungen eng befasst. Sie forschen an technischen Neuerungen sowie Anwendungen von maschinellem Lernen und neuronalen Netzwerken im Bereich der Finanz- und Versicherungsmathematik. Hierbei wird ein tieferes Verständnis angestrebt, warum diese Methoden in gewissen Fällen funktionieren und, was oft noch wichtiger ist, warum in anderen Fällen nicht. Anwendungen werden dabei in Kooperation mit der Industrie entwickelt. Während ich mich in meiner Forschung sehr der Methodenentwicklung widmen konnte, werden jüngere Kollegen und Studenten durch Data Science beeinflusste Marktsituationen studieren. Ich hoffe, dass meine Kollegen in der aktuariellen Ausbildung an der ETH Zürich folgenden Satz berücksichtigen werden: „Modern society will no doubt need tomorrow’s actuary (whether life or non-life) to go back to the early cradle of our profession, that is as a data driven and model guided, critical and socially responsible financial decision maker in a world governed by uncertainty.” Wir bedanken uns für das interessante Gespräch!

Liebe FIRM-Leser, in Britannien geht es rund. Außenminister Boris Johnson ist zurückgetreten. Und auch Brexit-Minister David Davis hat sich aus der Regierung verabschiedet. Für Premierministerin Theresa May und ihren geplanten Brexit wird es eng. Manche Medien sprechen schon vom Chaos auf der Insel. Denn neben den Personalien kommt der Plan zum angestrebten EU-Austritt nicht wirklich voran. Und auch US-Präsident Trump rumpelt weiter durch die internationalen Institutionen und Handelsabkommen. Seine „America first“-Politik untermauert er mit Strafzöllen und der Aufkündigung von Mitgliedschaften in multilateralen Vereinigungen. Im Grunde zeigt das, dass in unserer aktuellen Welt nichts Bestand hat. Verträge und Institutionen sind teils instabil oder werden einfach aufgekündigt. Da passt die Aussage von Uwe Fröhlich, Generalbevollmächtigter und designierter Co-Vorstandsvorsitzender der DZ BANK, im Rahmen der Verleihung des FIRM-Forschungspreises 2018: „Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Risiko hat Hochkonjunktur.“ Apropos Auseinandersetzung. Dies taten die Kandidaten für den Forschungspreis von FIRM im Juni in Glashütten. Der Sieger: Steffen Krüger von der Universität Regensburg mit seiner Arbeit zu „Advanced Dependency Modeling in Credit Risk – Lessons for Loss Given Default, Lifetime Expected Loss and Bank Capital Requirements“. In seinen Ausführungen beschrieb der Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Statistik und Risikomanagement aktuelle Problemstellungen im Kreditrisikomanagement der Banken, die sich aus dem Spannungsfeld zwischen Regulierung, Bilanzierung und Bankpraxis ergeben. Weitere Risiken kommen mit Blick auf die wirtschaftliche und geopolitische Landkarte hinzu – seien es Cyberrisiken, die Digitalisierung oder Umweltrisiken. Darauf müssen Unternehmen und auch das Finanzumfeld Antworten finden. Überhaupt scheint Wandel die Vokabel unserer Zeit. Es zeigt sich: Auf das Finanzdienstleistungsumfeld wartet jede Menge Arbeit. Diesen Weg begleitet FIRM auch weiterhin als starke Interessenvertretung für die Bereiche Risikomanagement und Regulierung. Denn es braucht Leitplanken in diesen unruhigen Zeiten. Und das nicht nur mit Blick nach London und Washington. Nun wünschen wir Ihnen viel Spaß mit der neuen Ausgabe von FIRM. Beste Grüße Frank Romeike, verantwortlicher Chefredakteur und Mitglied des FIRM-Vorstands INHALT 25 EDITORIAL 26 GASTBEITRAG: FIRM-FORSCHUNGS- KONFERENZ UND OFFSITE HERAUSGEBER Gesellschaft für Risikomanagement und Regulierung e.V. Walther-von-Cronberg-Platz 16 D 60594 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 87 40 20 00 Telefax: +49 69 87 40 20 09 Internet: www.firm.fm E-Mail: info@firm.fm Redaktion: Frank Romeike (V.i.S.d.P.), Andreas Eicher E-Mail: redaktion@firm.fm Erscheinungsweise: 10 x im Jahr als Einhefter in der Zeitschrift RISIKO MANAGER

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