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RISIKO MANAGER 05.2019

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10 RISIKO MANAGER 05|2019 Abb. 02 Kriterien Barwertige Steuerung Periodische Steuerung Datenbasis Sichtweise Methodik Risikofaktoren Parameter Steuerungskennzahlen Steuerungsziele Gegenüberstellung der barwertigen und ertragsorientierten Steuerung » Cashflows aller zinstragenden Bestandsgeschäfte » Ökonomische Sichtweise » Moderne historische Simulation » Zinsen » Steilheit der Zinsstrukturkurve » Aktuelle Zinsstrukturkurve » Historische Zinsänderungen und Zinsszenarien » Vermögenswertänderung des strategischen Zinsbuchs » VaR, P&L, Zinsrisikokoeffizient, ... » Steigerung des Vermögenswerts im strategischen Zinsbuch » Einhaltung aufsichtsrechlicher Anforderungen ten Kernkapitals bei einem 200-Basispunkte-Zinsschock übersteigt, aus aufsichtlicher Sicht sehr genau zu überlegen, beziehungsweise zu begründen ist. Die Handlungsbedarfe für die Institute, um die verschärften aufsichtsrechtlichen Anforderungen zu erfüllen, sind somit ökonomisch und aus Gründen der Aufsichtscompliance nicht zu unterschätzen. Die Zinsrisikostrategie hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Betriebsergebnis der Institute, da das Zinsbuch in der Regel den größten Vermögensanteil allokiert (Eigenkapital zzgl. stiller Reserven) und einen wesentlichen Erfolgsbeitrag aus der Eigenanlage beisteuert. Aufgrund der bereits sehr langen Niedrigzinssituation hat sich der Beitrag jedoch wesentlich reduziert. Betrachtet man die Zinsrisikostrategie „gleitend 10 Jahre“, so lag die historische Rendite für den Zeitraum 2008 bis 2018 bei ca. 3 Prozent (SWAP-OIS) und einem Ergebnisbeitrag von ca. 0,2 Prozent bis zu 0,5 Prozent p. a. in Relation zur durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS). Die Abschätzung wurde auf Basis der in der Praxis beobachteten Relationen des Zinsbuchvermögens in Relation zur DBS vorgenommen. Unterstellt man das aktuelle Zinsniveau für die Zukunft, so liegt die Rendite zukünftig Abb. 03 Performance Index » Bestandsverlauf (Volumen) und Zinsabgrenzungsdaten der zinsbehafteten Positionen » Bilanzielle Sichtweise nach HGB » Szenarioanalyse » Zinsen » Volumen und Margen » Volumen- und Margenplanung » Zinsszenarien » Veränderung des Zinsüberschusses » Stetiger Zinsüberschuss 125 120 115 110 105 100 95 90 2018 bei lediglich ca. 0,7 Prozent, sodass sich der Ergebnisbeitrag um ca. 0,15 Prozent bis 0,4 Prozent in Relation zur DBS verringert. Somit sind die historischen Ergebnisbeiträge im aktuellen Zinsumfeld nicht mehr oder nur über eine erhebliche Risikoausweitung zu erzielen. Die Analysen wurden mit den Softwarelösungen ic.profit-view und ic.risk-view der ICnova AG auf Basis der SWAP-OIS Historie für den Zeitraum 31. Dezember 2007 bis 31. Dezember 2018 sowie einer zukunftsorientierten Analyse der Benchmark gleitend 10 Jahre unter dem Zinsszenario seitwärts (Ist-Struktur 31.Dezember2018) durchgeführt. Handlungspotenzial für die Institute Aus den neuen SREP- und IRRBB-Guidelines aus dem Jahr 2015, die zunächst ausschließlich an die Aufsichtsbehörden adressiert waren, ließ sich die verschärfte aufsichtsrechtliche Auslegung bereits ablesen. In den folgenden Ausführungen soll der Blick verstärkt auf die Implikationen für signifikante Institute gelegt werden, abgeleitet aus einer seinerzeitigen Analyse im NORD/LB-Konzern. Auch für kleinere Institute können sich aber in ähnlicher Zukünftige Performanceentwicklung „gleitend 10 Jahre“ unter Zinsszenarien 2020 2022 2024 2026 2028 Kalenderjahr Zinsanstieg + 100 BP Zinsanstieg + 300 BP seitwärts Berechnung mit ic.risk-view und ic.profit.view

Marktrisiko 11 Form Handlungsempfehlungen ergeben. Die Aufsichtsschwerpunkte für signifikante Institute umfassen (die Festlegung der IRRBB-Strategie und der Umgang mit den variablen Geschäften sind in den LSI-Instituten ebenfalls aktuelle Prüfungsschwerpunkte der Aufsicht) folgende Aspekte: » Gleichwertiger Aufbau des ertragsorientierten Steuerungskreises. » Festlegung einer IRRBB-Strategie (sowohl Governance als auch Risikoorientierung: Grad der Fristentransformation im Fokus). » Umgang mit dem variablen Geschäft (Duration Passivseite, Prüfung der Annahmen). Abb. 04 Zinsertrag in % p. a. 2018 GuV-Wirkung gleitend 10 Jahre häufig auf der periodischen Sichtweise, und es besteht dort eher der Handlungsbedarf die barwertige Steuerung in den Strategieund Steuerungsentscheidungen tiefer zu verankern. Die Abbildung Abb. 02 zeigt die unterschiedlichen Anforderungen an die barwertige und die ertragsorientierte Zinsbuchsteuerung: Die Aufsicht erwartet von den Instituten, beide Steuerungskreise gleichwertig zu implementieren. Dies ist ökonomisch sehr gut nachvollziehbar, da die Steuerungsimplikationen aus beiden Sichten gleichwertig zu ziehen sind. So versprechen nachhaltig sinkende Zinsen Barwertgewinne, die Zinsüberschüsse der Banken gehen in 2020 2022 2024 2026 2028 Kalenderjahr Zinsanstieg + 100 BP Zinsanstieg + 300 BP seitwärts Berechnung mit ic.risk-view und ic.profit.view Folge einer solchen Zinsentwicklung in der Regel jedoch massiv zurück. Dies zeigt im Übrigen ein weiteres Handlungsfeld auf, das von der Aufsicht bisher noch nicht deutlich adressiert ist: die Notwendigkeit, eine dynamische (Mehrjahres-) Sicht nicht allein in der periodischen Steuerung, sondern auch in der barwertigen Steuerung zu implementieren. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass in beiden Steuerungskreisläufen die Berücksichtigung vorhandener Kündigungsrechte, wie z. B. Sondertilgungsrechte bei Darlehen (implizite und explizite Optionen), aufsichtsrechtlich gefordert wird, auf die hier nicht näher eingegangen wird [vgl. Beck et al. 2001 sowie Feix & Stückler 2008]. Handlungspotenzial 1: Es ist eine gleichwertige ertragsorientierte Sicht aufzubauen. Allerdings ist auch die barwertige Steuerung um eine dynamische Sicht zu ergänzen, damit Steuerungsimpulse korrekt abgeleitet werden können. In diese Mehrjahressicht sind in beiden Steuerungsansätzen das geplante Neugeschäft sowie die Zinsrisikostrategie konsistent einzubeziehen. Darüber hinaus ist eine stringente Ergebniszuordnung des periodischen Erfolgsbeitrags aus dem Kundengeschäft (Konditionsbeitrag) und der Zinsrisikostrategie (Strukturbeitrag) zu beachten. Auswirkungen auf das Betriebsergebnis, das periodische Risikodeckungspotenzial und die bilanziellen Risiken lassen sich dann zur Festlegung der strategischen Benchmark transparent messen. Die Ergebnisse sind zudem für die Kapitalplanung sowie die Entwicklung der relevanten peri- Die Ausgangssituation vor Veröffentlichung der EBA-Guideline in 2015 stellte sich häufig wie folgt dar: Die Konzepte zur Zinsbuchsteuerung konzentrierten sich in signifikanten Instituten zumeist auf eine methodisch sehr tiefgehende barwertige Steuerung der Zinsänderungsrisiken, die um ausgewählte ertragsorientierte Analysen ergänzt wurde (periodische Sicht). Die aus aufsichtsrechtlicher Sicht notwendige komplementäre periodische Komponente der Zinsrisikosteuerung war häufig nicht ausreichend etabliert und gewürdigt. Für LSI-Institute liegt im Gegensatz dazu der Fokus sehr Abb. 05 Festlegung und Einbettung einer klaren Zinsrisikostrategie Geschäftsstrategie Ökonomische (wertorientierte) Steuerung Zinsrisikostrategie Anlagebuch Risikostrategie Ertragsorientierte (periodische) Steuerung

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