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RISIKO MANAGER 04.2018

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16 RISIKO MANAGER 04|2018 Harmonised Transparency Template (HTT) werden ausdrücklich begrüßt, ganz im Gegensatz zur Darstellung in der ICF-Auswirkungsstudie. Eine geplante Covered-Bond-Richtlinie sollte in den Augen des Europäischen Parlaments eine Abstufung in der Qualität der Instrumente erlauben. Deshalb werden folgende Kategorien vorgeschlagen: [vgl. EP 2017, S. 4-5]. »» Premium Covered Bonds (PCB): Sollten mindestens die Standards in Art. 129 CRR erfüllen. »» Ordinary Covered Bonds (OCB): Sollten mindestens die Definition unter Art. 52 (4) OGAW-Richtlinie erfüllen. »» European Secured Notes (ESN): Diese Instrumente sollten bestimmte Eigenschaften von Covered Bonds aufweisen, aber riskantere Deckungswerte wie Infrastrukturfinanzierung und Kredite an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zulassen. Die vorgeschlagene Differenzierung wird den Gesetzgebungsprozess vermutlich etwas ausbremsen, weil zunächst ein Kompromiss zwischen Kommission, Rat und Parlament hergestellt werden muss. Möglicherweise muss die Kommission erneut einen Konsultationsprozess starten oder die EBA mit weiteren Untersuchungen beauftragen. Ausblick auf die geplante Covered- Bond-Richtlinie Im Juni 2017 hat die Kommission im Dokument „Inception Impact Assessment“ die Notwendigkeit der geplanten EU-Richtlinie unter der Rubrik „welches Problem soll die Initiative lösen“ mit „signifikanten potentiellen Risiken und Anfälligkeit am [Covered Bond-]Markt“ begründet [vgl. EC 2017, S. 1]. Die Kommission suggeriert, dass sich die bisherige gute Performance von Covered Bonds nicht unbedingt fortsetzen könnte. Als Ursachen sieht sie, neben den nationalen Unterschieden bei der besonderen öffentlichen Aufsicht, Laufzeitverlängerungen und den angestrebten Wegfall der „außerordentlichen Unterstützung“ des Bankensektors bei Krisen, insbesondere den Trend zu strukturellen Innovationen. So haben sich aufgrund unterschiedlicher nationaler Regeln gedeckte Schuldverschreibungen am Markt herausgebildet, die aufgrund ihrer Ausstattungsmerkmale ein höheres Risikoprofil als traditionelle Covered Bonds aufweisen. Beispiele hierfür sind Instrumente, die etwa Kredite an KMUs als Deckungswerte zulassen oder Emittenten beim Eintritt gewisser Bedingungen die Möglichkeit geben, die ursprünglich vereinbarten Zins- und Tilgungszahlungen aufzuschieben. Nach jahrelanger aufsichtlicher und geldpolitischer Bevorzugung dieser Assetklasse klingt die

Regulierung 17 Begründung nicht ganz schlüssig. Möglicherweise waren EU-Institutionen zu sorglos oder haben aufgrund der Finanzkrise bewusst auf eine Verschärfung der Mindeststandards verzichtet. Unter dem Strich ist der Wunsch nach Stärkung der Mindeststandards zur Aufrechterhaltung gewisser Privilegien nachvollziehbar. Im Vergleich dazu erscheint die Idee, dass die Emission von Covered Bonds gefördert werden sollte, um zur Bildung einer Kapitalmarktunion beizutragen, fragwürdig. Im „Inception Impact Assessment“ argumentiert die Kommission, dass eine Harmonisierung der Covered Bonds die Ausfallwahrscheinlichkeit dieser Instrumente reduzieren würde und somit die Refinanzierungskosten der EU-Banken signifikant sinken würden [vgl. EC 2017, S. 2]. Diese Aussage entzieht sich logischen Überlegungen, wenn man die Bestimmung von Kapitalkosten unter Berücksichtigung der Aktivund Passivseite der Bilanz betrachtet. Denn, eine Reduzierung der Kapitalkosten für gedeckte Schuldverschreibungen wird zwangsläufig durch eine Erhöhung der Kapitalkosten für nicht besicherte Verbindlichkeiten kompensiert. Die gesamte Ausfallrisikoprämie, die eine Bank über sämtliche Verbindlichkeiten zahlt, ist abhängig vom Risiko der Aktiva, aber unabhängig von der Zusammensetzung der Kapitalstruktur [vgl. Best/Read 2017, S. 4]. Als weiterer Kritikpunkt sei angemerkt, dass eine Ausweitung der Emission von Covered Bonds unausweichlich zu einer Erhöhung der Asset Encumbrance, die vom ESRB als problematisch angesehen wird, führt. Die Kreditwürdigkeit einer Bank wird ab einem bestimmten Ausmaß an Asset Encumbrance stark eingeschränkt. Es stellt sich die Frage, wie sich EU-Banken im Fall einer erneuten Krise bei ihren Notenbanken refinanzieren sollen, wenn die meisten und risikoärmsten Aktiva bereits verpfändet sind, nämlich als Deckungswerte in der Deckungsmasse der emittierten Covered Bonds. Die Kommission hat in Aussicht gestellt, den Gesetzesvorschlag einer EU-Richtlinie zum 1. Quartal des Jahres 2018 vorzulegen [vgl. EC 2017, S. 1]. Angesichts der Stellungnahme des Parlaments mit seinen kontroversen Vorschlägen, die noch größeren Abstimmungsbedarf nach sich ziehen, erscheint die Verabschiedung einer Richtlinie noch im Jahr 2018 ambitioniert. In der Zwischenzeit könnten sich die von der Kommission identifizierten „signifikanten potentiellen Risiken“ für EZB und Banken als Hauptinvestoren weiter erhöhen. Quellenverzeichnis sowie weiterführende Literaturhinweise Best/Read (2017): Bankenabwicklungsrichtlinie: Nicht bevorrechtigte, vorrangige Schuldtitel: Notwendiges Instrument für ein Bail-In der Gläubiger, in: RISIKO MANAGER, Ausgabe 09/2017, S. 30-35. DG HYP (2017): Der deutsche Pfandbriefmarkt 2017-2018, September 2017. EBA (2014): EBA Report on EU Covered Bond Frameworks and Capital Treatment, 1 July 2014. EBA (2016): EBA Report on Covered Bonds - Recommendations on Harmonisation of Covered Bonds Frameworks in the EU, 20 December 2016. ECB (2011): Guidelines of the European Central Bank of 20 September 2011 on monetary policy instruments and procedures of the Eurosystem, (ECB/2011/14). ECB (2016): Covered bonds in the European Union – ECB contribution to the European Commission’s public consultation, 29 January 2016. EC (2013): Long-Term Financing of the European Economy, Green Paper, 25 March 2013. EC (2015a): Building a Capital Markets Union, Green Paper, 18 February 2015. EC (2015b): Covered Bonds in the European Union, Consultation Document, 1 October 2015. EC (2017): Inception Impact Assessment, Initiative on an integrated covered bond framework, 9 June 2017. EP (2017): Towards a pan-European covered bonds framework, 4 July 2017. ESRB (2012): Recommendation of the European Systemic Risk Board of 20 December 2012 on funding of credit Institutions (ESRB/2012/2). Helaba (2017): Harmonisierung der Covered Bond-Märkte: Qualitätssicherung und neue Märkte im Fokus, Helaba Volkswirtschaft/Research, COVERED BOND SPECIAL, 19.09.2017. ICF (2017): Covered Bonds in the European Union: Harmonisation of legal frameworks and market behaviours, April 2017. Kälberer (2016): Harmonisierung von Covered Bonds: Update, in: Der Pfandbrief 2016-2017, S. 65. Kullig (2017): Covered Bond Harmonisierung – auf der Zielgeraden nicht vom Weg abkommen, in: Der Pfandbrief 2017- 2018, S. 26-33. Autoren Prof. Dr. Oliver Read war im Bankensektor tätig und ist Professor für Finanzierung an der Wiesbaden Business School, Hochschule RheinMain University of Applied Sciences. Stefan Best, Diplom Volkswirt war Managing Director, Financial Institutions, bei der Ratingagentur Standard & Poor´s und ist Dozent an der Wiesbaden Business School, Hochschule RheinMain University of Applied Sciences.

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