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RISIKO MANAGER 02.2019

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8 RISIKO MANAGER 02|2019 Gesamtbanksteuerung Kennzahlenorientierte Banksteuerung und Pareto-orientierte Steuerung von strategischen Kennzahlen Der Beitrag greift wesentliche Aspekte der Gesamtbanksteuerung auf. Im ersten Teil beleuchtet er die in der Praxis weit verbreitete Zielverfolgung anhand sogenannter kritischer Erfolgsfaktoren (Key Performance Indicators, Leistungskennzahlen), die den Erfüllungsgrad wichtiger strategischer und operativer Zielsetzungen messen. Im zweiten Teil setzt er sich mit damit verbundenen Optimierungsansätzen auseinander: In der Bankpraxis muss die Gesamtbanksteuerung verschiedenen Zielsetzungen gerecht werden, beispielsweise angestrebte Erträge zu erzielen bei vorgegebenen und einzuhaltenden Risikolimiten beziehungsweise aufsichtsrechtlichen Restriktionen. Manche Ziele und Restriktionen stehen dabei jedoch in Konflikt zueinander. Ein Beispiel dafür ist die Liquidity Coverage Ratio (LCR), denn eine hohe LCR stellt die Aufsicht zufrieden, kostet aber Rendite. Damit stellt sich die Frage, wie bei konfliktionärer Zielsetzung optimale Entscheidungen getroffen werden können. Kennzahlen in der Banksteuerung und deren Funktionen Absolute Kennzahlen betreffen im Kontext der Gesamtbanksteuerung in erster Linie Erfolgsgrößen (beispielsweise Cashflow, Deckungsbeitrag, Margenbarwert, Betriebsergebnis, EBIT) oder Kostengrößen (beispielsweise Personalkosten, Sachkosten). Relative Kennzahlen bilden die Relation (mindestens) zweier betriebswirtschaftlicher Werte (beispielsweise Eigenkapitalrentabilität, Marge Prozent, ROI, EVA Prozent, Cost-Income-Ratio, RORAC) ab. Den Kennzahlen kommen im wesentlichen vier Funktionen zu. 1. Kennzahlen sollen das Treffen betriebswirtschaftlicher Entscheidungen ermöglichen. Entscheidungsrelevant sind Kennzahlen, wenn sie künftige Folgen heute getroffener Entscheidungen abbilden und vom Entscheidungsträger noch beeinflussbar sind (im Unterschied zu beispielsweise irrelevanten „sunk costs“). 2. Der Vergleich geplanter und realisierter Kennzahlenwerte definiert den Zielerreichungsgrad, den die Entscheidungsträger verantworten (Kontrollfunktion). 3. Kennzahlen können eine Koordinationsfunktion übernehmen. Beispielsweise können mehrere Profit-Center-Verantwortliche ein gemeinsames, in einer Kennzahl zum Ausdruck kommendes übergreifendes Ziel (Bereichsziel) verfolgen. 4. Im Rahmen leistungs- und erfolgsorientierter Anreizsysteme können die in den Kennzahlen hinterlegten Ziele insbesondere Vertriebsmitarbeiter dazu anhalten, diese zu erreichen (Motivationsfunktion). Beispielsweise könnte die variable Gehaltszahlung eines Individualkundenberaters von bestimmten Zielerreichungsgraden der Kennzahlen „Margenbarwert nach Adressrisikokosten“, „Neugeschäftsabschlüsse“ und „Zahl durchgeführter Finanzchecks“ abhängen. Damit ein derartiges Anreizsystem auf Akzeptanz bei den Mitarbeitern stößt, müssen die mit den Kennzahlen verfolgten Ziele die Kriterien der

ERM 9 Messbarkeit und der Beeinflussbarkeit erfüllen. Es sind hierbei aber auch rechtliche Restriktionen zu beachten, wie die Institutsvergütungsverordnung und § 80 Abs. 1 Zi. 3 WpHG. Sichtweisen der Banksteuerung Im Zusammenhang mit der Banksteuerung werden gewöhnlich drei verschiedene Sichtweisen unterschieden. Die periodenorientierte Sicht misst den Periodenerfolg nach den HGB- oder IFRS- Vorschriften. Ein Erklärungs- oder Erläuterungsanspruch besteht, wenn die wertorientierten Ergebnisse in eine Periodensicht überführt werden oder Controlling-Ergebnisse für aufsichtsrechtliche Zwecke zu erläutern sind (vgl. Ergebnisspaltung für die Bankenaufsicht: Anlage 3 zu § 4 Absatz 1 Nummer 3 der Finanz- und Risikotragfähigkeitsinformationenverordnung – FinaRisikoV SAKI). Die aufsichtsrechtliche Sicht bildet Kennzahlen ab, die für die Einhaltung regulatorischer Vorschriften nötig sind (beispielsweise CRR-Eigenkapitalquoten, LCR). Sofern einzelne Vorschriften für die Banksteuerung übernommen werden, wie beispielsweise die LCR, würde zudem ein Steuerungsanspruch verfolgt. Die EBA hat sich seit 02/2011 mit der Entwicklung eines KRI-Kennzahlensystems (auch toolbasiert) beschäftigt und ihre Methodik vorgestellt (vgl. http://www.eba.europa.eu/documents/10180/1380571/EBA+Methodological+Guide+Risk+Indicators+and+DRAT. pdf; weiter veröffentlicht sie ein sogenanntes Risk Dashboard zusammen mit einem Berechnungs-Excel-File). Die entwickelten KRI (Key Risk Indicators) sollen als Frühwarnsignale dienen und potenzielle Risiken und Schwachstellen im EU-Bankensektor aufzeigen. Die KRI werden dabei in verschiedene Kategorien eingeteilt (Liquiditätsrisiko, Fundingrisiko, Qualität der Vermögensgegenstände, Profitabilitätsrisiko, Konzentrationsrisiko, Solvabilitätsrisiko, operationelles Risiko, Marktpreisrisiko). Die wertorientierte Sicht misst die Wertschöpfung betrieblicher Teilbereiche. Verfolgt wird damit ein Steuerungsanspruch (Gesamtbanksteuerung i.e.S.). In einem

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