Aufrufe
vor 6 Jahren

RISIKO MANAGER 02.2015

  • Text
  • Banken
  • Risiken
  • Standardansatz
  • Unternehmen
  • Institute
  • Risikomanagement
  • Compliance
  • Aktuellen
  • Baseler
  • Deutsche
RISIKO MANAGER ist die führende Fachzeitschrift für alle Experten des Financial Risk Managements in Banken, Sparkassen und Versicherungen.

14 Immer im Bilde mit

14 Immer im Bilde mit Ausgabe 02/2015 14 In der Diskussionsrunde und im Auditorium bestand Einigkeit darüber, dass die Verwendung interner Modelle nach wie vor einen großen Erkenntnisgewinn mit sich bringt. Ute Mißfelder-Hünting (Leitung Referat Bankgeschäftliche Prüfungen 4 bei der Deutschen Bundesbank) und Ottmar Bongers von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Die Diskussionsrunde über die Zukunft interner Modelle stieß auf großes Interesse. den können. Zum einen, indem divergierende nationale und internationale Vorschriften vereinheitlicht werden und zum anderen, indem zwischen den Banken bestehende Unterschiede in der Risikomessung aufgedeckt und analysiert werden. Bei nicht erklärbaren Differenzen soll durch die Vorgabe von konservativeren Werten als „backstops“ eine Risikounterschätzung vermieden werden, sodass weiterhin ein ausreichender Anreiz für die Risikomessung mit internen Modellen erhalten bleibt. Einigkeit bestand auch dahingehend, dass gerade bei der Modellierung von Segmenten mit nur wenig vorhandenen Daten (beispielsweise bei LGD- Modellen für Sovereigns) klare und europaweit einheitliche aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen für die Prüfungspraxis erforderlich sind. Der zweite Agendapunkt behandelte die aus theoretischer und praktischer Sicht bestehenden Alternativen zu den internen Modellen. Innerhalb der Podiumsrunde herrschte Konsens darüber, dass Kennzahlen wie die Leverage Ratio oder Risikomaße aus Standardansätzen zwar einen gewissen Charme aufgrund ihrer Einfachheit haben, allerdings als risikoinsensitive Maße den internen Modellen klar unterlegen sind. Zwar wurde schon von Haldane [vgl. Haldane 2012] in seiner bekannten Rede angeführt, dass die Leverage Ratio eine gute Vorhersagekraft für den Kapitalbedarf von Banken in der letzten Krise besessen habe, allerdings verliert nach Goodhart’s Law jede Kennzahl nach ihrer Aufnahme in die Regulierung ihre Vorhersagekraft. Der Prozess, dass Banken beginnen, die Leverage Ratio in ihre Optimierungskalküle zu integrieren, ist – wie die Debatte zeigte – bereits in vollem Gange. Bedenken wurden auch dazu geäußert, die Leverage Ratio ergänzend zu internen Modellen einzusetzen: Die Schwierigkeit aus Sicht der Banken besteht hier darin, ein Optimierungsproblem mit ohnehin schon mehreren Nebenbedingungen zu lösen, zu denen insbesondere mit der Leverage Ratio, aber auch mit LCR, NSFR und TLAC/MREL nun weitere Nebenbedingungen hinzutreten. Der von Bankenseite geäußerten Kritik an der damit weiter zunehmenden Einengung der Spielräume für mögliche, gerade auch risiko-

Immer im Bilde mit 15 Blick ins Auditorium. Prof. Dr. Mark Wahrenburg (Goethe-Universität), Dr. Uwe Gaumert (BdB), Dr. Wilfried Paus (Deutsche Bank), Prof. Dr. Rainer Haselmann (Goethe-Universität), Dr. Korbinian Ibel (ECB). Wolfgang Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Risikomanagement und Regulierung e.V., Frankfurt am Main. arme Geschäftsmodelle wurde entgegengehalten, dass die neuen Kennzahl-Restriktionen mit Kapital, Liquidität und Abwicklungsfähigkeit jeweils unabhängige Teilbereiche abdecken sollen. Von verbesserten, risikosensitiveren Standardansätzen mit sinnvollen Floor-Regelungen erhoffen sich Industrie- und Aufsichtsvertreter dagegen gleichermaßen vernünftige Fall-Back- Lösungen. In der Diskussionsrunde bestand Einigkeit darüber, dass die Verwendung interner Modelle nach wie vor einen großen Erkenntnisgewinn mit sich bringt und dass ein nur mit einfachen Heuristiken wie der Leverage Ratio ermittelter „Einheitspreis für Risiko“ keine alternative Lösung für die Formulierung von Mindestkapitalanforderungen darstellen kann. Auf dem weiteren Weg wird es vielmehr darauf ankommen, durch erhöhte Transparenz und verbesserte Vergleichbarkeit das Vertrauen in die internen Modelle langfristig zurückzugewinnen. Die dazu aufseiten der Aufsicht, der Banken und der Wissenschaft notwendigen Arbeiten werden wohl noch einige Jahre in Anspruch nehmen. q Weiterführende Literaturhinweise: Basel Committee on Banking Supervision (2014): Reducing excessive variability in banks’ regulatory capital ratios, A report to the G20, November 2014 Basel Committee on Banking Supervision, 2014. Behn, Markus/Haselmann, Rainer/Vig, Vikrant (2014): The Limits of Model-Based Regulation, Institute for Monetary and Financial Stability, Working Paper Series No. 82. Behn, Markus/Haselmann, Rainer/Wachtel, Paul (2014): Pro-Cyclical Capital Regulation and Lending, Deutsche Bundesbank Working Paper. Bundesverband deutscher Banken (2014): Position paper of the Association of German Banks on retaining modelbased capital charges, 15 July 2014. EBA (2013): Report on the pro-cyclicality of capital requirements under the Internal Ratings Based Approach. Hellwig, Martin (2010): Capital Regulation after the Crisis: Business as Usual? Preprints of the Max Planck Institute for Research on Collective Goods. Haldane, Andrew (2012): The dog and the frisbee, verfügbar unter http://www.bankofengland.co.uk/publications/ Documents/speeches. Autoren: Dr. Lutz Hahnenstein leitet seit 2009 die Abteilung Kreditrisiko-Controlling bei der WGZ BANK AG in Düsseldorf. Simone Tillmann ist dort als Expertin in der Gruppe Kreditrisiko-Methoden tätig.

RISIKO MANAGER

 

Copyright Risiko Manager © 2004-2017. All Rights Reserved.