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RISIKO MANAGER 01.2016

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32 RISIKO MANAGER 01|2016 Supervisory Review and Evaluation Process Innovationsfähigkeit von Geschäftsmodellen durch SREP gefährdet? Ende 2014 wurden mit den Leitlinien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde, EBA, [vgl. EBA 2014] neue Vorgaben für den aufsichtlichen Überprüfungs- und Beurteilungsprozess von Finanzdienstleistungsunternehmen verabschiedet. Erstmals rückt damit auch die Beurteilung der Geschäftsmodelle in den Fokus der Aufsicht. Diese werden hinsichtlich Nachhaltigkeit, Tragfähigkeit und in Bezug auf das damit verbundene Risikoprofil beurteilt. Eine weitere wesentliche Neuerung ist der Peer-Group-Vergleich. Der vorliegende Beitrag untersucht, inwieweit eine aufsichtliche Beurteilung des Geschäftsmodells und der Vergleich mit einer Peer Group zu einer Vereinheitlichung der Geschäftsmodelle führt und die Innovationsfähigkeit der Institute gefährdet. Grundlagen der Geschäftsmodellanalyse Die Beurteilung der Geschäftsmodelle durch die Aufsicht ist neu und wird heute als Teil der aufsichtlichen Praxis nicht dezidiert geprüft. So ist in den MaRisk zwar niedergelegt, dass ein Institut eine Geschäftsstrategie und daraus abgeleitet weitere Strategien wie eine Risikostrategie zu entwickeln und umzusetzen hat [vgl. MaRisk 2012, AT 4.2], aber die Geschäftsstrategie ist von den Prüfungshandlungen ausdrücklich ausgenommen [vgl. MaRisk 2012, Erläuterungen zum AT 4.2]. Die BaFin veröffentlicht jedoch regelmäßig in ihren Jahresberichten [vgl. BaFin 2015] auf Basis der eingeschätzten Systemrelevanz die Ergebnisse der Risikoklassifizierung von Kreditinstituten ( Abb. 01). Die Institute werden hinsichtlich ihrer Systemrelevanz in die drei Kategorien „Niedrig“, „Mittel“ und „Hoch“ eingruppiert. Die Qualität des Instituts ergibt sich aus der Risikoprofilerstellung für jedes Institut. Hierbei werden alle risikorelevanten Informationen, die der Aufsicht vorliegen, zu einer Gesamtrisikosicht verdichtet. In die

Regulierung 33 Gesamtnote gehen neben quantitativen Analysen (Rating der Banken) auch qualitative Informationen ein. Die Einstufung löst keine unmittelbaren bankaufsichtlichen Maßnahmen aus [vgl. CEBS, 2009]. Dies ändert sich mit dem neuen Prozess der aufsichtlichen Überprüfung und Beurteilung (SREP Prozess). Die Ergebnisse werden eine unmittelbare Auswirkung auf die Höhe des Zuschlags zur Eigenkapitalanforderung haben. Im SREP Prozess wird künftig das Geschäftsmodell, bestehend aus Geschäfts-, Risiko-, Ertragsstrategie sowie der Planung und Strategieumsetzung, hinsichtlich der Kriterien » Nachhaltigkeit (Erzielung ausreichender Erträge in den nächsten drei Jahren) » Tragfähigkeit (Erzielung ausreichender Erträge in den nächsten zwölf Monaten, Fundingstruktur, Risikoappetit) » Risikoprofil (umfassende Risikobeurteilung – Geschäfts-, strategische- und Vertriebsrisiken) in den neuen aufsichtlichen Beurteilungsprozess integriert. Die Strategien bzw. die Umsetzungsplanung werden einem Peer- Group-Vergleich unterzogen. Es wird untersucht, inwiefern wichtige Rahmenparameter (Kunden, Markt und volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen) Berücksichtigung in den strategischen Planungen gefunden haben. Zielsetzung der Aufsicht ist, die Bank ganzheitlich zu verstehen. Abb. 02 verdeutlicht die Zusammenhänge der Geschäftsmodellanalyse in einem grafischen Überblick. Wesentliche Neuerung ist das Benchmarking innerhalb einer Peer Group. Dies bedeutet, dass sich Banken künftig im SREP dem Vergleich mit der Konkurrenz hinsichtlich Geschäftsstrategie / Geschäftsmodellen sowie ihrer Risiko- und Ertragslage stellen müssen. Jedes Institut wird einer Peer Group zugewiesen und auf Basis der Peer Group erfolgt ein Vergleich der ermittelten Kennzahlen, der Risiken und letztlich des gesamten Geschäftsmodells. Ein schlechteres Abschneiden im Vergleich zum Durchschnitt, bzw. ein eher risikobehaftetes Geschäftsmodell impliziert dabei einen potenziell höheren Eigenkapitalzuschlag als bei Instituten, die überdurchschnittlich gut abschneiden. Erste Erfahrungen mit der neuen aufsichtlichen Praxis zeigen, dass die Aufsicht die Zusammensetzung der Peer Group und auch Details der angestellten Vergleiche – wie die Modellgrundlagen der angestellten Risikoberechnungen – nicht offenlegt. Zur Vorbereitung auf künftige aufsichtliche Prüfungen ist es deshalb ratsam, eigene Konkurrenzanalysen zu betreiben. Auswirkungen der Beurteilung Auf den ersten Blick lassen sich aus den Leitlinien zwei zentrale Fragen ableiten: » Werden durch den Peer-Group-Vergleich und die starke Ausrichtung auf quantitative Vergleiche die Geschäftsmodelle der Banken „vereinheitlicht“? » Erfolgt eine einseitige Konzentration bei der Beurteilung auf Risiko- und Ertragskennzahlen? Dies impliziert eine negativen Folgewirkung auf die Innovationswilligkeit der Abb. 01 Abb. 02 Systemrelvanz von Kreditinstituten Institute in Prozent Banken, da Innovationen meist mit großen Projekten und Kosten verbunden sind und dadurch negative Kennzahlenvergleiche mit den Peer-Group-Instituten drohen. Die Auswirkungen von Innovationen bzw. besser von Innovationsprogrammen und das Zusammenwirken mit der Geschäftsmodellanalyse im SREP werden nachfolgend tiefergehend untersucht. Der erste Schwerpunkt der Analyse liegt auf den ganzheitlichen Auswirkungen der quantitativen Analyse bzw. der daraus abgeleiteten Notwendigkeit einer ganzheitlichen integrierten Gesamtbankplanungsfähigkeit. Die daraus abgeleiteten notwendigen Maßnahmen für große Innovationsprojekte unter Beleuchtung der Ge sichtspunkte Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit werden nachfolgend betrachtet. Grundvoraussetzung für künftige Aufsichtsgespräche bzw. Prüfungen ist, dass jedes Institut selbst alle relevanten Kennzahlen auf Basis der an die Aufsicht gemel- Systemrelevanz Überblick Geschäftsmodellanalyse Qualität des Instituts A B C D Summe* Hoch 0,20 0,70 1,30 0,20 2,50 Mittel 4,10 4,90 1,60 0,60 11,20 Niedrig 38,10 37,50 9,30 1,40 86,30 Summe* 42,40 43,10 12,20 2,30 100,00 * Abweichungen in der Gesamtsumme ergeben sich durch Rundungsdifferenzen. Quelle: Jahrespressekonferenz der BaFin vom 12. Mai 2015, S. 4. Geschäftsstrategie Peer-Group-Vergleich Risiko- / Ertragsstrategie Beurteilung des Geschäftsmodells (BMA) Kunden / Markt „Die Banken in Gänze verstehen“ Planung / Strategieumsetzung Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen

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