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RISIKO MANAGER 01.2015

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8 Ausgabe 01/2015 Die

8 Ausgabe 01/2015 Die ermittelten Transferpreise sind im Rahmen der Ertrags- und Risikosteuerung zu berücksichtigen, indem die Verrechnung möglichst auf Transaktionsebene erfolgt. […] Für unsichere Zahlungsströme sind geeignete Annahmen zu treffen. Das Liquiditäts-Transferpreissystem hat auch die Kosten für vorzuhaltende Liquiditäts-Reserven zu verrechnen. Die Verrechnung erfolgt grundsätzlich auf Transaktionsebene, dabei können Produkte und Geschäfte mit gleichartigen Liquiditäts-Eigenschaften zusammengefasst werden. Während zumindest für größere Institute mit eher kapitalmarktorientierter Refinanzierungsstruktur die Anforderungen auch so interpretiert werden können, dass auch eine explizite Berücksichtigung der Verrechnungspreise bzw. der unterschiedlichen Liquiditäts-Spreads im Rahmen der Risikosteuerung (Ex-Ante-Sicht) erforderlich ist (vgl. hierzu beispielsweise die sogenannte Risikofaktorsicht bzw. Steuerungssicht aus t Tab. 01 ), liegt für die meisten Banken der Fokus eher auf der Berücksichtigung geeigneter Liquiditäts-Beiträge bei der Kalkulation des Kundengeschäfts und im Rahmen der Performancemessung bei den Eigengeschäften beziehungsweise Eigengeschäftsportfolien. Im Folgenden werden zunächst potenzielle Verrechnungspreisbeziehungen dargestellt. Der Schwerpunkt des Beitrags liegt dann bei der Vorgehensweise im Rahmen der Kalkulation des Kundengeschäfts und der Integration von Liquiditäts-Beiträgen in das seit langem etablierte Verrechnungspreissystem der Marktzinsmethode. Verrechnungspreisbeziehungen Liquiditäts-Verrechnungspreisbeziehungen betreffen jeweils den Liquiditäts-Transfer zwischen der zentralen Liquiditäts- Disposition („Liquiditäts-Treasury“) und weiteren Einheiten, die Liquidität bei dem Liquiditäts-Treasury zur Erfüllung ihres jeweiligen Geschäftszwecks nachfragen oder dem Liquiditäts-Treasury anbieten. Prinzipiell bestehen in den Banken die in t Abb. 01, t Abb. 02 und t Abb. 03 dargestellten Verrechnungspreisbeziehungen. Entsprechend der grundlegenden Konzeption der Marktzinsmethode erfolgt der Transfer zu den jeweils gültigen Marktpreisen für Liquidität unter Berücksichtigung Verrechnungspreisbeziehung zum Vertrieb Liquiditäts- Treasury Steuert die Liquiditäts-Position (Risikofaktorsicht) aus Hält notwendige Liquiditäts-Puffer vor (Zahlungsfähigkeit, dispositive Liquidität) Steuert Kennzahlen aus (LiqV, LCR, NSFR) Liquiditäts- Treasury Steuert die Liquiditäts-Position (Risikofaktorsicht) aus Hält notwendige Liquiditäts-Puffer vor (Zahlungsfähigkeit, dispositive Liquidität) Steuert Kennzahlen aus (LiqV, LCR, NSFR) von Deckungsstockfähigkeit und der entsprechenden Fristen beziehungsweise Haltedauern. Relevante Bewertungskurven Treasury zahlt Liquiditäts-Nutzen an Vertrieb Vertrieb gibt Liquidität an Treasury Treasury gibt Liquidität an Vertrieb Vertrieb zahlt Liquiditäts-Kosten an Treasury Verrechnungspreisbeziehung zum Handel Liquiditäts- Treasury Treasury zahlt Liquiditäts-Nutzen an Handel Handel gibt Liquidität an Treasury Treasury gibt Liquidität an Handel Handel zahlt Liquiditäts-Kosten an Treasury Verrechnungspreisbeziehung zur strategischen Vermögenslage Treasury zahlt Liquiditäts-Nutzen an Risikoklassen Risikoklassen geben Liquidität an Treasury Treasury gibt Liquidität an Risikoklassen Risikoklassen zahlen Liquiditäts-Kosten ts-Kosten an Treasury Steuert die Liquiditäts-Position (Risikofaktorsicht) aus Hält notwendige Liquiditäts-Puffer vor (Zahlungsfähigkeit, dispositive Liquidität) Steuert Kennzahlen aus (LiqV, LCR, NSFR) t Abb. 01 Vertrieb Kauft oder verkauft Liquidität zu Marktpreisen vom oder an das Treasury Zweck: Erzielung von Kundenmargen t Abb. 02 unabhängiger Handelsbereich Kauft oder verkauft Liquidität zu Marktpreisen vom oder an das Treasury Zweck: Erzielung von Handelsergebnissen Ergebnismessung (grob): Ergebnis = Handelserträge - Liquiditäts-Kosten t Abb. 03 strategische Vermögens- Anlage Kauft oder verkauft Liquidität zu Marktpreisen vom oder an das Treasury Zweck: Erzielung von Performance aus der strategischen Vermögensanlage Ergebnismessung (grob): Ergebnis = Performance – Liquiditäts-Kosten Zur Ermittlung von Liquiditäts-Prämien ist die Verwendung von drei Bewertungskurven („Drei-Kurven-Ansatz“) erforderlich. Unterstellt man eine adressenrisikofreie Liquiditäts-Anlagemöglichkeit zum Pfandbriefsatz, so kann der Pfandbrief-Spread als Liquiditäts-Opportunität interpretiert werden, der – über die eingegangene Prämie für die Zinsbindung (Swapsatz) hinaus – zusätzlich den Verzicht auf Liquidität

9 für die Dauer der Liquiditäts-Bindung vergütet. Zur Vermeidung von Überschneidungen sollte eine möglichst adressen- und liquiditäts-risikofreie Swapkurve verwendet werden. Die Differenz zwischen der ungedeckten Refinanzierungskurve des Instituts und der Swapkurve (ungedeckter Spread) bestimmt die Kosten für die ungedeckte Aufnahme von Liquidität. Aufgrund der teilweise deutlichen Unterschiede zwischen den Instituten sollte hier eine individuelle Refinanzierungskurve verwendet werden. In t Abb. 04 sind die Bewertungskurven und Liquiditäts-Spreads dargestellt. Bewertungskurven und Liquiditäts-Spreads kongruente Aufnahme von Liquidität (gedeckt oder ungedeckt). Für ein ungedecktes Aktiv-Festzinsgeschäft (beispielsweise einen Konsumenten-Kredit) ergibt sich die Bruttomarge nach Liquiditäts-Kosten durch die strukturkongruente Refinanzierung mit der eigenen ungedeckten Refinanzierungskurve. Eine Kalkulation mit der Swapkurve liefert die reine Zinsmarge, die Liquiditäts-Kosten ergeben sich als Differenz zwischen der Zinsmarge und der Bruttomarge. Der Zusammenhang ist in t Abb. 05 dargestellt. Gedeckte Aktivgeschäfte werden mit der Pfandbriefkurve kalkuliert, bei teilgedeckten Geschäften erfolgt eine Mischkalkulation zwischen der ungedeckten Refinanzierungskurve und der Pfandungedeckte Refinanzierung Pfandbrief Swap ungedeckter Refi-Spread Pfandbrief- Spread t Abb. 04 Residual- Spread Marktzinsmethode und Gegenseitenkonzept Im Rahmen der Marktzinsmethode hat sich das sogenannte Gegenseitenkonzept durchgesetzt, nach dem zusätzliches Kundengeschäft vom Treasury durch den Abschluss strukturkongruenter Gegengeschäfte glattgestellt wird. Vereinnahmte Geld-Brief-Differenzen sind dem Treasury zuzuordnen, im Gegenzug kann der Vertrieb unabhängig von aktuellen Fristigkeitspräferenzen der Bank zu den gestellten Preisen Kundengeschäft beliebiger Laufzeiten hereinnehmen. Geschäftspolitisch ist diese Vorgehensweise sinnvoll, da typischerweise die Präferenzen zwischen Kunden und Bank nicht komplementär sind. So wünschen die Kunden in der aktuellen Zinsphase verstärkt eher eine langfristige Aufnahme (Darlehen mit langer Festzinsbindung), während die Bank in der Regel nur begrenzt lange Anlagen tätigen kann oder will. Die Marktzinsmethode ist seit langem als Verrechnungspreissystem etabliert, in der Praxis erfolgt die Umsetzung häufig unter Verwendung von nur einer Bewertungskurve. Die Integration der Liquidität in die Marktzinsmethode ist konsistent möglich, die Umsetzung erfolgt dabei nach einem Drei-Kurven-Ansatz unter Verwendung der in t Abb. 04 dargestellten Bewertungskurven. Zu beachten ist, dass Liquiditäts-Effekte nicht nur durch das klassische Zinsgeschäft hervorgerufen werden, sondern auch durch weitere liquiditäts-wirksame Positionen, wie beispielsweise Aktien, Beteiligungen, Immobilien etc. Kalkulation eines ungedeckten Aktiv-Festzinsgeschäfts Kundenzins Um Fehlallokationen von Liquidität zu vermeiden, sollte auch bei der Integration von Liquidität nicht vom Gegenseitenkonzept abgewichen werden; auch der bankinterne Liquiditäts-Transfer sollte zu Marktpreisen verrechnet werden, das heißt dem Passivgeschäft wird die adressenrisikofreie Liquiditäts-Opportunität gegenübergestellt (Pfandbrief) und die Bewertung des ungedeckten Aktivgeschäfts erfolgt über die bankindividuelle ungedeckte Refinanzierungskurve. Liquiditäts-Kosten und Liquiditäts-Nutzen ungedeckte Refinanzierung Pfandbrief Swap Zinsmarge Liquiditäts- Kosten t Abb. 05 Brutto- Marge (nach Liquidität) Unter dem Begriff „Liquiditäts-Kosten“ versteht man die Kosten für die struktur-

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